Lörrach Atemlose Spannung

Beatrice Ehrlich
Open-Air-Kino und mehr: Schon eine Stunde vor Filmbeginn sitzen die Kinogäste gemütlich beisammen. Foto: Beatrice Ehrlich

Unterhaltung: „Kino im Hof“ mit dem Dokumentarfilm „Free Solo“ gestartet.

Lörrach - Es ist eine Tradition, die viele nicht mehr missen möchten. „Kino in Hof“: das heißt immer auch ein Treffen kinobegeisterter Nachtschwärmer, die auch eine Anreise aus dem Umland nicht scheuen.

Mitglieder des Free Cinema Teams kümmern sich um Kasse und Bar im Freien, wo die ersten Zuschauer mit Kissen und Decken Platz genommen haben, während manche Gäste ein ruhiges Plätzchen in der Kneipe des Nellie Nashorn vorziehen, die ihre Pforten ebenfalls geöffnet hat. Ein wunderschöner Anlass für einen Abend im Freien: Es gibt Weizenbier und Rhabarberschorle, dazu Pommes frites und Falafel für den kleinen Hunger.

Franka Böhme vom Free-Cinema-Team legt im Hintergrund des Platzes Musik auf, bis es losgeht. Sie schwärmt von dem Zusammenhalt unter dem Team junger Leute, die jedes Jahr auf’s Neue das Programm zusammenstellen, sich in die Technik einarbeiten und Sponsoren suchen, von dem tollen Gefühl, „selbst etwas auf die Beine zu stellen“ und zu sehen, dass dies anderen gefällt.

Der Eröffnungsfilm ist in diesem Jahr etwas Besonderes: der Dokumentarfilm „Free Solo“ über die Erstbesteigung des „El Capitan“ im Yosemite Nationalpark im Free-Solo-Stil durch den amerikanischen Ausnahmekletterer Alex Honnold, der im Jahr 2019 den Oscar als bester Dokumentarfilm gewonnen hat. Ein Paukenschlag zum Beginn der diesjährigen Open-Air-Kino-Saison.

Als es gegen halb zehn Uhr am Abend langsam dunkel wird, sind die Reihen gut gefüllt. Unter den Zuschauern sind viele Menschen, die selbst klettern. Etwa ein Paar, das mit dem Fahrrad aus Weil am Rhein gekommen ist: Er ist Fachübungsleiter für Alpinklettern beim DAV Lörrach. Die Faszination am Freiklettern könne er nachvollziehen, auch wenn er selbst nur am Seil in die Felsen gehe, erklärt er.

Auch die ältere Dame aus Schopfheim, die kurz vor Vorführungsbeginn noch hereinkommt und auf einem der wenigen freien Stühle Platz nimmt, hat einen Kletterhintergrund, wie sie sagt. Die Spannung ist spürbar, als der Film startet: Wie eine geschmeidige Katze bewegt sich Alex Honnold senkrechte Felswände hinauf, immer wieder richten sich die Kameras von Jimmy Chin und Mikey Schaefer – selbst versierte Kletterer – in schwindelerregend tiefe Abgründe. Das Wagnis, eine Erstbesteigung ohne jegliche Sicherung filmisch festzuhalten, erfordert eiserne Nerven, nicht nur des Protagonisten, sondern auch des Filmteams. Die Gefahr eines tödlichen Absturzes ist stets präsent.

Atemlos verfolgt man als Zuschauer, wie Honnold mit Händen und Füßen an winzigen Ausbuchtungen der knapp tausend Meter hohen Granitwand Halt sucht. So gebannt ist das Publikum, dass es die Kühle, die langsam in das Areal des sozio-kulturellen Zentrums und dann unter Jacken und Pullover zieht, kaum wahrnimmt.

Weitere Informationen: Am Samstag läuft im Kino im Hof „Ein Gauner & Gentleman“, am Donnerstag, 18. Juli, „Juliet, Naked“, am Freitag, 19. Juli, „Der Vorname“ und am Samstag, 20. Juli, „25 km/h“. Filmstart jeweils ca. 21.30 Uhr (bei ausreichender Dunkelheit), Einlass ab 19 Uhr Eintritt fünf Euro Tickets im Vorverkauf gibt es im Kulturzentrum Nellie Nashorn (Büro+Kneipe)

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