Von Gottfried Driesch Lörrach. Das Programm, das der Dirigent des Oberrheinischen Sinfonieorchesters, Stephan Malluschke, für das Adventskonzert am frühen Sonntagabend im Lörracher Burghof zusammengestellt hatte, weckte die höchsten Erwartungen – und diese wurden vollauf erfüllt. Kernstück des Konzerts war das Klavierkonzert Nr. 4 D-Dur op. 58 von Ludwig van Beethoven. Souveräner Solist war der aus Lörrach stammende, erst 23 Jahre alte Mathis Bereuter. In diesem Konzert lässt Beethoven das Klavier das Thema vorstellen. Erst danach setzt das Orchester ein. Mathis Bereuter strömte eine bemerkenswerte Sicherheit aus, und so fand das Orchester rasch zu seiner gewohnten Leistungsfähigkeit. Frei und klangschön spielten die Musiker und unterstützten den Solisten mustergültig. Bereuter beherrschte seinen Part mit reifer Ausstrahlung und perfekter Technik. Die große Kadenz im ersten Satz gestaltete er mit Umsicht und großer Musikalität. Beethoven selber spielte übrigens bei der öffentlichen Uraufführung 1808 den Klavierpart. Hätte er Mathis Bereuter am Sonntag hören können, wäre er bestimmt zufrieden gewesen. Im zweiten Satz „Andante con moto“ stehen ein inniges Klavierthema einem aufbrausenden Orchester gegenüber. Immer wieder kommt es zu diesem Gegensatz. Aber die Priorität der beiden unterschiedlichen Klänge verschiebt sich. Das Klavier wird immer selbstbewusster, währen der Orchesterklang zurückweicht. Wesentlich heiterer schließt das Klavierkonzert im „Rondo vivace“. Stephan Malluschke hatte stets den Überblick und leitete mit viel Umsicht das Orchester und den Solisten. Dieser erntete reichen Beifall, wofür er sich mit einer Zugabe bedankte. Auch die Sinfonie Nr. 5 in D-Dur/d-moll op. 107, „Reformations-Sinfonie“ von Felix Mendelssohn Bartholdy ist ein Glanzstück der sinfonischen Musik. Dabei hat sich Mendelssohn später von diesem Werk distanziert – es erschien erst nach seinem Tod gedruckt. Der Komponist verarbeitet darin gleich mehrere christliche Motive. Im ersten Satz zitiert Mendelssohn das „Dresdner Amen“, eine diatonisch aufsteigende Linie, die 50 Jahre später auch Richard Wagner in seinem „Parsifal“ als Grals-Leitmotiv verwendete. Melodisch mit sanften Blechbläserakkorden beginnt das Werk. Im Verlauf kommt es dann zu heftigen Orchesterausbrüchen. Der Höhepunkt dürfte der abschließende vierte Satz Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ (Andante con moto – Allegro vivace – Allegro maestoso) gewesen sein. In mehreren Variationen verwendet Mendelssohn das von Martin Luther gedichtete und komponierte Kirchenlied. Das Werk endet in einem musikalischen Jubel. Zu Beginn des Konzerts erklang das „Siegfried-Idyll“ von Richard Wagner. Das Hauptthema entstammt aus dem dritten Akt der Oper „Siegfried“, der weitgehend zeitgleich entstand. Mit einem Zwischenspiel der Oper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni gab auch das Orchester eine Zugabe. Mathis Bereuter übernahm dabei auf dem Klavier die Harfenstimme. Aus den Einnahmen des Konzerts ging eine großzügige Spende an die Weihnachtsaktion unserer Zeitung „Leser helfen Not leidenden Menschen“.