Lörrach Auf biografischer Spurensuche

Die Oberbadische
Jan Decker stellte seine Hörspiel-Produktion vor. Claudia Gabler moderierte.                       Foto: Christoph Schennen Foto: Die Oberbadische

Hörspiel-Matinee: Feature „Mein Vater der Grenzer“ von Jan Decker vorgestellt

Lörrach (chs). Anlässlich des Jubiläums „30 Jahre Städtepartnerschaft Meerane – Lörrach“ hat die Hörspiel-Matinee am Sonntag die Produktion „Mein Vater der Grenzer“ von Jan Decker vorgestellt. Deckers Vater Jochen war beim Bundesgrenzschutz in Witzenhausen (Hessen) beschäftigt, wo er die Grenzüberwachung des DDR-Regimes miterleben konnte. Sein Sohn nahm dies zum Anlass, um noch einmal an den Ort seiner Kindheit in das Zonenrandgebiet zu fahren, „um zu sehen, wen ich dort treffe und was ich über die Grenze erfahre“, wie es im Hörstück heißt. Der Hörfunk-Autor traf sich mit ehemaligen Grenzern aus der DDR und der BRD, der Bürgermeisterin von Witzenhausen, einem Spielgefährten, Lokalhistorikern und Grenzanwohnern.

Sein Vater hatte ihm früher einige Anekdoten über den DDR-Grenzschutz mitgeteilt, deren Wahrheitsgehalt Decker nun überprüfen konnte. Gab es zum Beispiel die Tunnel, durch die Agenten von West nach Ost oder umgekehrt von Ost nach West gelangten? Stimmen die Erzählungen, wonach Straftäter aus der BRD in die DDR flüchten wollten? Ein ehemaliger DDR-Offizier hält das durchaus für möglich. Er erzählt zudem von den Gefahren an der Grenze, denn es gab Splitterminen. „Die Wirkungsweise war außerordentlich gravierend, und es konnte zu Verlusten von Extremitäten und zum Tod führen.“ Die „Überprüfung“ der väterlichen Anekdoten wechselt sich ab mit fiktiven Begegnungen zwischen dem Bundesgrenzschutz-Mitarbeiter Jochen Decker und seinem Sohn Jan, der in die Rolle eines DDR-Grenzers schlüpft. „Genosse Jan Decker“ versucht an der innerdeutschen Grenze seinen Vater auf die Ost-Seite zu locken, was dieser aber vehement ablehnt. Fiktiv sind auch die Dialoge von Decker mit seiner Mutter, die – so erfährt man – unter einer affektiven bipolaren Störung leidet und Suizid begeht.

Decker streut zudem Original-Töne west- und ostdeutscher Filme und von Zeitzeugen, die er nahe der ehemaligen Grenze trifft, in das Hörstück. Während westdeutsche Reporter nüchtern über die Isolation der DDR gegenüber der Bundesrepublik berichten, bezeichnen die DDR-Medien die Grenzbefestigung als notwendige Maßnahme, um auf einen „Gegner“ zu reagieren, „der ständig versucht, an unserer Staatsgrenze zu provozieren.“ Nicht zuletzt begibt sich der 42-jährige Autor auch auf biografische Spurensuche. Er findet heraus, dass er in Kleinkindalter bei einer Familie untergebracht war, die ihn adoptieren wollte.

Moderatorin Claudia Gabler hält „Mein Vater der Grenzer“ eher für ein Hörspiel als ein Feature. „Walter Filz, der das Hörstück betreute, fasst den Feature-Begriff sehr weit“, entgegnete ihr Jan Decker. Hätte es nur die Geschichte über seine „dysfunktionale Familie“ gegeben, hätte er das Feature nicht gemacht, so Decker weiter. In Verbindung mit der „dysfunktionalen Grenze“ erschien ihm die Geschichte aber erzählenswert.

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