Gesetzt dem Fall, es würden weitere sachkundige Bürger in Gremien gewählt, fragte Lutz: „Können wir dann wissen, dass genau diese Bürger DIE Bürgerschaft vertreten?“ Die Einflussnahme von Bürgern über die Beteiligung am Leitbildprozess spiegele dagegen ein breiteres Meinungsbild wider. Darüber hinaus gebe es etliche Möglichkeiten projektbezogener Bürgerbeteiligung, so Lutz.
Die Fraktionen
„Ich hätte es besser gefunden, die Betreffenden hätten sich auf einer Liste zur Wahl gestellt und auf diese Weise deutlich gemacht, dass sie Verantwortung übernehmen möchten“, sagte Petra Höfler zum Schreiben der AG. Zudem sei der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Briefs ungünstig, so die CDU-Fraktionsvorsitzende.
„Der Gemeinderat arbeitet effektiv, bürgernah und sachbezogen“, sagte Günter Schlecht – im Übrigen sei er selbst Lörracher Bürger. Unterstellungen, die städtischen Gremien würde nicht bürgernah oder sachorientiert arbeiten, weise er entschieden zurück, so der SPD-Fraktionsvorsitzende nach der Lektüre des offenen Briefs. Jeder Bürger habe die Möglichkeit, sich einer Partei anzuschließen, sich um einen Listenplatz zu bemühen und sich in Sitzungen des Gemeinderats zu Wort zu melden. Darüber hinaus arbeiteten Bürger der Stadt in Kommissionen inhaltlich mit.
Es gebe keinen Grund, die Fraktionsstrukturen zu verändern. Parteien, so Schlecht, seien „die Träger der Demokratie“. Inhaltlich arbeiteten sie dennoch über Fraktionsgrenzen hinweg zusammen.
Mehr Bürgerbeteiligung sei zwar „sinnvoll und richtig“, sagte Magarete Kurfeß für die Grünen. Wie aber diese Formen der Beteiligung eingebunden und organisiert werden, müsse zunächst in den Fraktionen und im Gemeinderat besprochen werden. Auch sie nannte den Zeitpunkt, an dem die AG die Öffentlichkeit gesucht hat, „nicht gut gewählt“.
Matthias Lindemer (Freie Wähler) begrüßte Bürgerbeteiligung ebenso wie Diskussionen über eine Verbesserung von Strukturen. Indes seien die Vorschläge der AG „nicht bahnbrechend“. Schon jetzt hätten Bürger in Kommissionen oder Beiräten die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Denn die dort genannten Argumente flössen auch in die Arbeit der Ausschüsse ein. Ihm missfalle die Art und Weise, so Lindemer, wie die Stadträte im Grunde beschrieben würden: „Es vermittelt sich der Eindruck einer Adelsgruppe, die wie durch Geburt Teil eines Gremiums wurde. Dabei sind wir ganz normale Bürger, die von anderen Bürgern gewählt wurden.“