Lörrach Auf der Suche nach Film-Diamanten

Die Oberbadische

Interview: Experte Jochen Frank Schmidt über das Kurzfilm-Genre  / Kino-Matinee für „Leser helfen“

Lörrach. Kurzfilme sind ein ganz spezielles Genre. Eine Matinee, in der sechs solcher spezieller Filmstreifen präsentiert werden, wird am 17. März im Cineplex Lörrach organisiert. Die Matinee mit Sekt und Brunch wird im Rahmen unserer Aktion „Leser helfen“ angeboten. Ausgesucht wurden die Kurzfilme von Jochen Frank Schmidt, Intendant des Gloria Theaters in Bad Säckingen, das ebenfalls regelmäßig Kurzfilm-Vorführungen anbietet. Über das Genre unterhielt sich Gabriele Hauger mit dem Experten.

Frage: Woher kommt Ihre Liebe zum Kurzfilm?

Die stammt noch aus meiner Studienzeit an der Technischen Universität in Ilmenau. Da gibt es den Hochschul-Filmclub, ein Verein der regelmäßig ein tolles Filmprogramm auf die Beine stellt, darunter eine lange Kurzfilmnacht. Da lernte ich Profi-Kurzfilme und originelle Arbeiten von Studenten kennen. Ein toller Mix.

Frage: Was gefällt Ihnen am Genre?

Mir gefällt, dass hier die Kunstform Film zum Tragen kommt, und das in einer gut konsumierbaren Zeitspanne. Zum anderen fasziniert mich die große Kunst, in der Kürze der Zeit oft mehr zu erzählen als ein großer Blockbuster. Allerdings gibt es nicht allzu viele richtig gute Kurzfilme. Wenn man so einen Diamanten findet, ist die Wirkung genial. Ähnlich wie bei einer guten Kurzgeschichte. Der perfekte Kurzfilm hat für mich am Ende eine Pointe. Die muss nicht immer lustig sein, aber gut. Etwas, mit dem man nicht rechnet, auf das der Film aber stringent hinausläuft.

Frage: Warum führt das Genre Kurzfilm ein Schattendasein? Das Format passt doch eigentlich bestens in unsere schnelllebige, digitalisierte Welt?

Das stimmt. Der Rückgang liegt sicher auch an der Art, wie heute Kino verkauft wird. Die Art des Filmkonsums hat sich geändert. Früher war es beispielsweise normal, dass es einen Vorfilm gab. Das waren Kurzfilme, die dadurch einen prominenten Platz im Kino bekamen. Dieser Platz wurde ihnen von der Werbung streitig gemacht.

Ein Revival des Kurzfilms gab es durch die Animationsfilme, denen jeweils ein Vorfilm vorgeschaltet wurde. Die waren übrigens Weltklasse. Und klar: Auf Facebook gibt es zuhauf kleine Filmchen. Da gibt es aber leider sehr viel Mist.

Das Genre hat insgesamt an Qualität eingebüßt. Wenn ich beispielsweise 25 Minuten lang einen Film sehe, der mich depressiv macht, der unverhofft und verrätselt endet, denke ich mir: Der Regisseur hat das Metier nicht verstanden! Das gibt es leider häufig.

Frage: Wo finden Sie gute Kurzfilme?

Ich düse durchs Internet. Es gibt zudem einen Hauptfilm-Verleih mit einem großen Portal. Da klicke ich mich durch Tausende von Angeboten und finde dabei immer wieder tolle Streifen. Außerdem haben wir Partnerschaften mit Hochschulen, an denen von Studenten viel produziert wird. Man muss viel Zeit investieren, aber es macht Spaß.

Frage: Nach welchen Kriterien haben Sie die Filme für die Lörracher Matinee ausgesucht?

Wichtig war mir, dass wir die ganze Bandbreite abdecken: Zum einen sind nachdenkliche Filme dabei. Zum Beispiel „Dissonance“. Der Plot gibt mir bis heute zu denken. Der Film ist richtig gut gemacht. Ein bisschen traummäßig, sogar alptraumhaft und trotzdem mit einem versteckten Happy End. Animationsfilm und realer Film fließen ineinander – einfach genial gemacht. Wie ein gutes Gemälde! Echte Filmkunst.

Es gibt aber auch urkomische Geschichten wie „Ponyfarm“ mit einer von der Technik überforderten Oma und einem krassen Ende. Mit dabei sind auch sehr sarkastische oder morbide Filme, was man sonst im Kino selten hat, weil es da meist eher unter die Gürtellinie geht. Aber es existieren schließlich noch andere Linien und Grenzen in unserer Welt, die man mit künstlerischen Mitteln überschreiten kann.

Schön ist auch der Krimi mit der Olive, in dem sich die Geschichte um Mörder, Täter und Opfer ständig dreht und wendet, wobei die ganzen Edgar Wallace-Filme durch den Kakao gezogen werden. Diese Destillation bei der Kurzfilm-Matinee finde ich so cool. Es gibt keine Längen. Und das Schöne ist: Selbst wenn einem einer der Streifen nicht gefällt: Macht nichts. Da kommt ja bald der nächste. Im Standard-Kino kann das anders laufen: Wenn man Pech hat, sitzt man zwei Stunden lang neben seiner Liebsten – und pennt.

Frage: Eine Überforderungsgefahr für den Zuschauer sehen Sie bei der Kurzfilm-Matinee nicht? Man sieht ja in kurzer Zeit sechs ganz verschiedene Filme.

Nein. Es wird überhaupt nicht hektisch. Auch Kurzfilme haben einen Vor- und Nachspann. Und in dieser Zeit kann man nachdenken, sich besinnen, sich auf den nächsten Film einstellen. Das funktioniert. Außerdem gibt es eine Pause mit der Möglichkeit zum Diskutieren, Trinken, Essen. Schöner geht’s doch nicht.

Frage: Wer danach Appetit auf Kurzfilme bekommen hat: Wo gibt es die nächste Gelegenheit?

Wir bieten im Gloria Theater einmal im Jahr eine Kurzfilm-Matinee. Die nächste ist am 24. März, natürlich mit anderen Filmen als in Lörrach. Die Veranstaltung ist allerdings auch schon gut gebucht. Man sollte sich beeilen.

Kurzfilm-Matinee

Die Kurzfilm-Matinee findet am Sonntag, 17. März, 10.30 bis 14.30 Uhr, im Lörracher Kinocenter Cineplex statt. Vorgeführt werden sechs seltene Kurzfilme in drei jeweils etwa 17-minütigen Blöcken. Die Gäste werden mit einem Sekt-Apéro und Fingerfood begrüßt.

Zwischen den drei Film-Blöcken gibt es ein reichhaltiges kaltwarmes Buffet und später ein Dessert-Buffet sowie Getränke. Zum Ausklang werden bei einem Glas Wein Häppchen gereicht.

Tickets: Es gibt noch einige wenige Tickets für 38 beziehungsweise 28 Euro. In dem Preis ist sowohl der Eintritt ins Kino als auch die Verpflegung, einschließlich Getränke, enthalten. Tickets können von Montag bis Freitag, jeweils 9 bis 12 Uhr, unter Tel. 07621/403327 (Uta Schroeder) oder per E-Mail unter leser.helfen@verlagshaus-jaumann.de gekauft werden.

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