Lörrach Auf Tuchfühlung mit den sanften Riesen

Adrian Steineck

Weihnachtscircus: Marcel Krämer tritt als Bisonflüsterer auf / Kindheitstraum erfüllt

Betont wild stürmt Chewbacca in die Manege. Auf ein Handzeichen Marcel Krämers hin wird der Koloss langsamer und bleibt schließlich stehen. Die Zuschauer sind sichtlich beeindruckt ob der schieren Kraft, die Chewbacca und seine drei Artgenossen ausstrahlen.

Von Adrian Steineck

Lörrach. Nein, dies ist kein Bericht aus dem „Star Wars“-Universum, auch wenn Chewbacca ähnlich zottelig aussieht wie sein Namensgeber aus der berühmten Kino-Saga. Die Proportionen sind dann aber doch etwas unterschiedlich: Dieser Chewbacca bringt 800 Kilogramm auf die Waage und hat eine Schulterhöhe von 1,90 Metern. Es handelt sich um einen von vier Bisons, mit denen Marcel Krämer in den Vorstellungen des Lörracher Weihnachtscircus zu sehen ist.

In Monte-Carlo ausgezeichnet

„Der Name passt schon, denn schließlich arbeitet auch Harrison Ford als Han Solo eng mit Chewbacca zusammen und ist so etwas wie ein Weltraum-Cowboy“, sagt Marcel Krämer mit einem Schmunzeln. Der 44-Jährige tritt als Bisonflüsterer auf und wurde für seine Show, die als weltweit einzigartig gilt, beim internationalen Zirkusfestival von Monte-Carlo ausgezeichnet.

Das Besondere dabei: Es handelt sich um eine sogenannte Freiheitsdressur, bei der die Tiere nicht durch einen Halfter oder etwas Ähnliches eingeengt werden. Krämer leitet den Auftritt der vier Bisons vom Boden aus, nur mit seiner Stimme, seiner Körpersprache, seiner Gestik und in vereinzelten Fällen mit Peitschensignalen.

Ohne Vertrauen geht es nicht

„Die Tiere tun bei mir nichts, was sie nicht auch in freier Wildbahn tun würden“, legt Krämer dar. Wenn Chewbacca, Nightwolf, Tatanka und Running Water, so die Namen der vier Bisons, etwa auf ein Podest steigen, ist das so, als würden sie einen Erdhügel erklimmen. Besonders wichtig ist das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier. „Ein Bison kann bis zu einer Tonne wiegen“, weiß Krämer. „Da ist klar: Wenn das Tier etwas nicht tun will, dann tut es das auch nicht.“ Krämer vergleicht das Verhältnis zu seinen Tieren mit dem zu einem Haustier. „Wenn Sie einen Hund oder eine Katze haben, dann ist das Ihr bester Freund. Ebenso ist es bei mir mit den Bisons. Ich muss als Tiertrainer spüren, wenn es einem Tier nicht gut geht.“ In solchen Fällen trete das betreffende Bison dann auch nicht auf.

Trotz ihrer Körperkraft sind Bisons sanfte Naturen

Krämer ist mit Tieren aufgewachsen. Schon sein Vater und sein Großvater haben Tiere dressiert. Er selbst tritt seit zehn Jahren international mit seinen Bisons auf und hat sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. Die Bisons wären andernfalls geschlachtet worden, sagt Krämer, der auch eine Nummer mit Eseln im Programm hat.

Diese ist ebenfalls in Lörrach zu sehen, wobei die Esel die Lieblinge seiner achtjährigen Tochter sind. Das Besondere an den Bisons ist für Krämer ihr sanftes Wesen, das sie bei aller Körperkraft haben: „Wenn ein Bison zart ein Brötchen von einem Kind entgegennimmt, wie es in der Show geschieht, dann ist das ein Erlebnis, das es so nirgendwo anders gibt.“

Protest von Tierschützern

Bei der Premiere des Lörracher Weihnachtscircus haben sich auch sieben Tierrechtsaktivisten vor dem Zelt eingefunden. Über Lautsprecher forderten sie ein Verbot von Tieren im Zirkus und versuchten offenbar auch, Besucher vom Kassenhäuschen fernzuhalten. Laut Polizei war die Kundgebung ordnungsgemäß angemeldet. Nach Auskunft des Circus-Teams haben schließlich Besucher die Polizei gerufen, die die Demonstranten überprüfte.

„Bisonflüsterer“ Marcel Krämer ist beim Lörracher Weihnachtscircus der einzige, der mit Tieren auftritt. Er hat vier Bisons, sechs Esel und ein Pferd. Das Wohlergehen der Tiere sei für ihn das A und O. Zudem werde er streng kontrolliert, ob alle Vorgaben für die Tierhaltung erfüllt sind. „Wenn das Veterinäramt etwas beanstandet, kann ich nicht auftreten.“ Er lädt alle Tierrechtsaktisten dazu ein, sich ihr eigenes Bild zu machen.

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