Lörrach Aus Holz, Papier oder oben ohne?

Kristoff Meller

Fasnachtsserie – Teil 10: Die verschiedenen Lörracher Maskentypen und historische Symbolik

Lörrach - Die Fasnacht muss in diesem Jahr ohne Umzüge und große Saalveranstaltungen auskommen. Dafür bieten wir der Lörracher Narrenzunft, Narrengilde und Fasnachtsgesellschaft Buurefasnacht Hauingen in einer Serie während der Fasnachtshochzeit eine Bühne. Die zehnte Folge befasst sich mit den unterschiedlichen Maskentypen in Lörrach und der historischen Symbolik der Fasnacht.

Anders als im Schwarzwald waren Holzmasken in der Lörracher Fasnacht lange Zeit nicht zu finden. „Lörrach liegt einfach nicht mehr in dem typischen Bereich, in dem Holzmasken vorkommen. Für mich endet dieser gefühlt in Zell im Wiesental, wie der Schwarzwald“, erklärt Obergildenmeister Jörg Roßkopf.

Von der Gründung der heutigen Narrengilde 1936 bis zum Zweiten Weltkrieg zogen die meisten Fasnächtler in der Lerchenstadt ohne Masken durch die Stadt – die Zigüner Clique trägt beispielsweise bis heute keine. Nach dem Krieg kopierte man eher die Basler Fasnacht mit ihren Papiermasken, so Roßkopf.

Die erste Holzmaske in einer Lörracher Clique tauchte erst im Jahr 1976 mit der Gründung der Maiebueler Häxebäse auf. Der Grund dafür war laut dem Obergildenmeister eine in den 1970er Jahren geführte „Grundsatzdiskussion“ im Verband Oberrheinischer Narrenzünfte und in anderen Vereinigungen, welche Teile der Fasnacht besonders schützenswert seien. Hier kristallisierte sich die Holzmaske als „Inbegriff von Brauchtum“ heraus, weshalb diese laut Roßkopf von den großen Narrenverbänden massiv gefördert wurde. „Das ging so weit, dass Schnitzer in Elzach sogar Waggis-Masken aus Holz hergestellt haben“, berichtet Roßkopf.

Die fasnächtliche Vielfalt explodiert

Durchgesetzt haben sich die Holzmasken in Lörrach dennoch nicht. In den 1980er Jahren entstanden indes rund 15 neue Cliquen mit Holzmasken – „darunter viele schöne, wie die Schloß-Düüfel oder die Schneeschälle“, sagt Roßkopf. „Gepaart mit einem großen Popularitätszuwachs explodierte die fasnächtliche Vielfalt in der Stadt.“ Von den aktuell 43 Cliquen und Musiken der Gilde wurden 23 nach 1980 gegründet.

Ab den 1990er Jahren orientierten sich neue Gruppen hingegen wieder eher an den Basler Vorbildern. Gerade die Waggis-Figur gewann wieder an Bedeutung und ist bis heute beliebt, wie zahlreiche Neugründungen – zuletzt 2019 die Vire Waagis – zeigen.

Gleichzeitig hat sich laut Roßkopf aber auch ein Trend für Dämonenfiguren entwickelt: „Ich weiß nicht, wer diese Perchten aus Tirol in die Region gebracht hat, aber inzwischen gibt es sie fast überall. Gerade die jungen Leute finden sie cool und mich stört es nicht.“ Denn die Lörracher Fasnacht soll vor allem bunt und vielfältig sein: „Erlaubt ist, was gefällt“, betont der Obergildenmeister.

Doch neben vielen bunten Einsprengseln werden bis heute Narrenattribute verwendet, deren Symbolik laut Roßkopf „in den religiösen Vorstellungen des Mittelalters verankert sind“. Wenngleich das heute keine Rolle mehr für die Wahl dieser Attribute spiele. Die Narrenkappe, wie sie heute die Haagener Burgnarren, der Fötzel der Ufhabi Clique oder auch der Zundel (außer bei der Akrobatik) trägt, wies den Narren damals als Gottesleugner aus: „Der Narr war eine durch und durch böse Figur“, betont Roßkopf.

Das typische mittelalterliche Narrengewand bestand aus einem bunten Spielmannsgewand mit Gugel, Glöckchen und Schnabelschuhen. „Glöckchen sind heute beliebt und weit verbreitet, damals mussten Aussätzige diese tragen, als Warnsignal, damit alle Abstand halten konnten“, erzählt der Obergildenmeister. Oft seien zudem die Farben Gelb, Rot und Grün verwendet worden, da diese als die Farben der Tollheit galten. „Es ist kein Zufall, dass diese auch die Farben der Lörracher Fasnacht sind“, sagt Roßkopf.

In mittelalterlichen Darstellungen werde der Messias oft mit einem Reichsapfel in der Hand dargestellt, der die Herrschaft über Himmel und Erde symbolisieren soll. Als „Gegenstück“, so Roßkopf, gab man dem Narren eine „Blase der Vanitas“, die Saubloodere, wobei „Vanitas“ für Nichtigkeit und Vergänglichkeit stehe. Heute ist die Saubloodere, die früher von fast jedem Waggis mitgeführt wurde, aus der Lörracher Fasnacht weitgehend verschwunden. Das liegt laut Roßkopf vor allem an der nicht ganz einfachen Herstellung und dem Aussterben der typischen „Dorfmetzger“. Denn: „Schweineblasen bekommt man nicht an der Fleischtheke im Supermarkt.“

Ein weiteres Symbol, der Fuchsschwanz, wird hingegen noch immer oft getragen, beispielsweise an Hüten. Roßkopf: „Die meisten denken, er steht für Schlauheit, es ist aber eigentlich ein Symbol für einen Betrüger der Menschen.“

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