Lörrach Ausgleich zum Leben

Jürgen Scharf
Neuer Bühnenleiter des Else Klink-Ensembles ist Severin Fraser, der auch ein Stück des neuen Programms „Ein ewiges Sein“ choreografiert hat. Foto: zVg/Charlotte Fischer

Eurythmie: Else Klink-Ensemble mit „Ein ewiges Sein“ im Burghof.

Lörrach - Es ist eine noch junge Bühnenkunst: die Eurythmie. In der Öffentlichkeit ist sie so gut wie nicht bekannt. Die Menschen kennen sie vom Namen her, aber nicht wirklich. Das kann man als musik- und tanzaffiner Kulturfreund ändern, wenn das europaweit bekannte Stuttgarter Else Klink-Ensemble am Dienstag, 21. Mai, 20 Uhr, mit dem neuen Programm „Ein ewiges Sein“ in den Lörracher Burghof kommt. Heute suchen die Menschen ja oft eine Bewegungskunst als Ausgleich zum Leben selber; es sind meist meditative asiatische Entspannungstechniken. Die Eurythmie ist auch eine Bewegungskunst, in der es um den gesunden, den Heilungsaspekt geht.

Künstlerische Eurythmie: nicht leicht zu erlernen

Daneben gibt es die künstlerische Eurythmie, die nicht leicht zu erlernen ist. Diese zeitgenössische Kunstform wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, entwickelt. Und in diesem speziellen Fach werden Texte oft als Lauteurythmie und Musikstücke als Tanzeurythmie gestaltet.

Frühere Gastspiele dieses Tanzensembles des Stuttgarter Eurythmeums in Lörrach haben gezeigt, dass sich die Eurythmie schon sehr weiterentwickelt hat. Es gibt unterschiedliche Ansätze und Richtungen, die zu Tanz oder Schauspiel tendieren, und diese besondere Tanzform kann schon ins Moderne gehen.

Eines ist anders als bei „normalen“ Choreografien: Während der sogenannten Toneurythmie, bleiben die Tänzerinnen und Tänzer ganz im Musikalischen, es gibt keine Geschichte dazu, es wird keine Handlung darauf gesetzt. Und das gilt auch für die Sprache, wenn sie eurythmisch gestaltet wird. Beide Versionen werden in dem Abendprogramm der Eurythmiebühne vorgestellt.

Dazu wurden verschiedene Komponisten und Lyriker als Ideengeber für die tänzerische Umsetzung ausgewählt, vor allem die zeitgenössische Lyrikerin Inger Christensen mit ihrem Gedichtzyklus „Licht“. Es ist das längste Stück des Abends. Darin geht es um die Sprache, es ist ein Suchen der Worte im Verhältnis zum Licht. Die Lyrikerin baut ihre Gedichte streng auf in einer Gesetzmäßigkeit. Den Eurythmisten geht es nun darum, die „Essenz aus dem einfachen Wort“ zu finden. Daher sind die Stilmittel reduziert, dass nur noch das Wesentliche gezeigt wird.

Nelly Sachs: „Landschaft aus Schreien“

Die berühmte Schriftstellerin Nelly Sachs ist mit „Landschaft aus Schreien“ vertreten. Das Gedicht ist ein Gang durch die Menschheitsgeschichte, mit schmerzhaften Momenten. Vom Schrei Jesu bis zu den Atombomben in Hiroshima geht es hier um Schreie in verschiedenen Zeiten: ein existenzieller, dramatischer Text im Kontrast zu dem vorigen Lichttext von Christensen.

Aber nicht nur solche komplexen Themen und grundlegenden Fragen des Menschseins untersucht das Else Klink-Ensemble in seinen Tanzbeiträgen, die musikalisch von einem Kammerensemble, dem Jade-Quartett und der Pianistin Nune Arakelian begleitet und akzentuiert werden.

Im zweiten Teil werden die lustigen Episoden um Don Quijote, den „Ritter von der traurigen Gestalt“, nach Miguel de Cervantes, traditionell zu einem Fest der heiteren Eurythmie.

Als Sprecher kommen Sabine Eberleh und Rüdiger Fischer-Dorp hinzu, die Einstudierungen stammen von Dong-Won Lim, Tania Mierau, Petre Smaranda und Severin Fraser, dem neuen Bühnenleiter und Nachfolger von Benedikt Zweifel. Die Choreografen arbeiten zusammen, verstehen sich als ein künstlerisches Team.

Die Musik ist abwechslungsreich und reicht von einem Cellostück von György Ligeti über Alfred Schnittkes expressives Klavierquartett und Peteris Vasks Streichquartett bis zu dem wunderschönen Klavierquartett des jungen Gustav Mahler. Das Tanzensemble ist mit 18 Tänzern groß besetzt.

Der Veranstalter, der Verein zur Förderung der Eurythmie Lörrach, will mit diesem Gastspiel ein erwachsenes kunstinteressiertes Publikum ebenso ansprechen wie Schüler der Oberstufe.   Aufführung: Dienstag, 21. Mai, 20 Uhr, Burghof Lörrach

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