Lörrach Austauschschüler im Gartenteich

Die Oberbadische
Integration durch Annäherung: Fröhliches Selfie bei der Teichparty mit Juliette Marchet, Pia Löwe, Fanette Candalh-Touta und Rebecca Wiese (v.l.) Foto: Nina Ricca Foto: Die Oberbadische

Theater: Liebevolle Satire über den Umgang mit dem Fremden

Von Nina Ricca

Lörrach. Auf die herzliche Begrüßung folgt sogleich der Schock: Austauschschüler Dave aus Australien ist ganz anders als erwartet. Er isst frischgerupftes Hühnchen, schläft im Teich und putzt sich nicht die Zähne. Was jetzt? Theaterpädagogin Birgit Vaith und den talentierten Darstellern des „Jungen Theater“ ist es gelungen, die ebenso skurrile wie witzige Integrationssatire des preisgekrönten Autors Martin Baltscheit mit einfachen Mitteln und einigen Mehrfachbesetzungen geschickt darzustellen.

Die Geschichte: Die deutschen Gasteltern, glaubwürdig gespielt von Pia Löwe und ihrem „Mann“ Juliette Marchet versuchen alles, um den ungewöhnlichen Gast zu integrieren. Aber was ist Integration? Bedeutet es „Das Kind muss werden wie alle anderen!“, wie der Vater gutgemeint anstrebt, ehe er mit Dave ein Fußballspiel anschaut? Was heißt überhaupt deutsch sein? Die Mutter probiert es mit einem Kirchenbesuch, die Lehrerin sucht ein Gespräch, und irgendwie ist das gute, deutsche Ehepaar doch etwas überfordert mit der Andersartigkeit.

Erst eine verzweifelt hinzugezogene Psychologin (Kirstin Quartier) schlägt vor, es doch mal mit beidseitiger Annäherung zu versuchen. „Werden sie wie er!“ Bei einer fröhlichen Party im Gartenteich relativiert sich die Angst vor dem Fremden – und dann kommt plötzlich das Ordnungsamt.

Angstfrei und mit viel Humor

Die Zuschauer der ausverkauften Premiere am Samstag im Alten Wasserwerk lachten einige Male laut heraus, als die jungen Schauspieler gekonnt darstellten, wie wir Deutschen wohlgemeint und doch unbeholfen auf die fremden Gäste der vergangenen Jahre reagiert haben. Das Stück begegnet Begriffen wie Integration oder Deutschtum angstfrei und mit viel Humor. Unaufdringlich und sehr heiter gespielt lebt zum Beispiel die kleine Schwester Flora (Rebecca Wiese) die ganze Zeit eine unkomplizierte Beziehung mit dem Gastbruder, indem sie ohne Vorurteile oder Ängste mit dem „Prokodil“ spielt.

Es ist spürbar, dass das Ensemble die Umsetzung von Baltscheits Skript mit Freude und Intelligenz erarbeitet hat. Mit simplen Bühnenlösungen wie einer aufblasbaren Couch als Wohnzimmer oder der Einsatz der Drehbühne für die vergangene Zeit ist ein Hintergrund entstanden, das weder von der Schauspielleistung noch vom Inhalt ablenkt.

„Besonders die Zusammenarbeit mit den drei französischen FSJlern hat uns allen viel Freude gemacht“, erzählt Vaith. So wie Fanette Candalh-Touta, die einen sympathischen, oft verwunderten Dave spielt, der seine ganz andere Sicht auf unsere Kultur für die Eltern lautlos auf Französisch spricht.

„Am schwierigsten war die Darstellung der Übersetzung von Daves Gedanken“, sagt Pia Löwe. Die junge Auszubildende zur Krankenpflegerin ist im Gespräch, eine der drei Theatergruppen von Birgit Vaith zu übernehmen, wenn diese nach dem Sommer aufhört (wir berichteten). „Aber bisher sind das alles nur Überlegungen“, erklärt Löwe. Auf jeden Fall ein dickes „Prädikat wertvoll“ für die Arbeit von Vaith und ihrem Team.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading