Lörrach Bahn frei!

Kristoff Meller

Lörrach - Schon wieder Schneefall und glatte Straßen: Für den Werkhof bedeutet der ungewöhnlich harte Winter deutlich mehr Arbeit. Doch dafür werden nicht nur viel Salz und alle Mitarbeiter benötigt, sondern auch die Mithilfe der Bürger: Zugeparkte Straßen oder vom Gehweg auf die Fahrbahn beförderter Schnee erschweren den Winterdienst.

50 Zentimeter vom Bordstein entfernt geparkt

Es sind gerade noch fünf Zentimeter, die den Außenspiegel des 50 Zentimeter vom Bordstein entfernt geparkten Autos vom Schneepflug trennen. Zentimeter für Zentimeter tastet sich Rico Amrein deshalb mit seinem elf Tonnen schweren Geräteträger durch die Albert-Hitzig-Straße in der Nordstadt. Gerade in den Nebenstraßen ist der Winterdienst oft eine besondere Herausforderung.

Ein häufiges Problem: Die Autos werden aufgrund von Schneehaufen nicht mehr so dicht am Bordstein abgestellt. „So wird die Fahrbahn immer enger, das erschwert die Durchfahrt für den Winterdienst, aber auch für Rettungskräfte“, schildert Frank Rimkus, Stellvertretender Technischer Leiter des Werkhofs.

Allradantrieb und lenkbarer Hinterachse

Ein ähnliches Bild an der Ecke Heithem- und Max-Läuger-Straße. Hier steht ein Transporter im Kreuzungsbereich, weshalb Rico Amrein mehrfach manövrieren muss – trotz Allradantrieb und lenkbarer Hinterachse. Besonders ärgerlich: Es handelt sich um einen Wiederholungstäter. „Der Fahrer steht immer wieder hier, obwohl ich es ihm schon erklärt habe.“

Amrein ist seit 2007 beim Werkhof und kennt inzwischen jedes Schlagloch in der Stadt. Seine Winterdienst-Tour führt ihn meistens durch die Nordstadt und über den Hünerberg. Millimeterarbeit sei stets die Räumung der Feldbergstraße: „Die letzten beiden Male bin ich gar nicht durchgekommen. Denn bevor ich ein parkendes Auto touchiere, lasse ich die Straße lieber aus.“

Regelmäßige Beschwerden

Gleichzeitig hielten es viele Bürger für eine Selbstverständlichkeit, dass morgens um 7 Uhr bereits alle Straßen geräumt sind. Das sei bei anhaltendem Schneefall jedoch nicht zu leisten. Amrein betont: „Wir geben uns alle Mühe und keiner von uns möchte die Leute verärgern.“ Auf seiner Tour über den Hünerberg am Mittwochvormittag erntet er dennoch einige kritische Blicke von Anwohnern mit Schneeschaufeln in der Hand.

Regelmäßig gebe es Beschwerden, weil der Pflug den Schnee Richtung Gehweg schiebe. Das Problem aus Sicht von Amrein: „Viele Anwohner schippen den Schnee auf die Straße. Wenn sie stattdessen Haufen am Rand oder auf einer Wiese machen würden, wäre das sehr hilfreich.“

Rund 180 Kilometer Straße

Denn auch ohne diese Probleme gibt es für die 70 Mitarbeiter der Eigenbetriebe Werkhof, Stadtgrün und Friedhöfe auf den rund 180 Kilometern Straße im Stadtgebiet bei einem Wintereinbruch viel zu tun. Zunächst werden bei den 33 im Einsatzplan festgelegten Routen immer die Hauptstraßen und Strecken mit Gefälle geräumt, erst danach kommen die Nebenstraßen dran.

„Wenn das Wetter so ist wie heute, muss man permanent fahren“, sagt Amrein. Am Mittwoch hat der Schneefall erst gegen 4 Uhr eingesetzt und die Minustemperaturen sorgten für zahlreiche Eisbritschen, die sich nur schwer lösen ließen, erklärt Frank Rimkus. Größere Unfälle im Berufsverkehr blieben aber aus.

150 Tonnen Streusalz als „eiserne Reserve“

Unterdessen ist der Werkhof auf die kalten Temperaturen vorbereitet. Am Montag wurden noch einmal 25 Tonnen Salz geordert, das am Mittwoch geliefert wurde. „Zusätzlich haben wir einen Lagerservicevertrag für 150 Tonnen Salz abgeschlossen“, erklärt Rimkus. Diese „eiserne Reserve“ für die Stadt lagert in Bruchsal und wurde bereits im Herbst bestellt.

So sollen Engpässe vermieden werden, wenn die Straßenmeistereien und Werkhöfe – so wie beim derzeitigen Wintereinbruch – fast alle gleichzeitig Nachschub bestellen. Rimkus: „Wenn wir das Salz bis April nicht abrufen, wird für jede Tonne eine kleine Gebühr für die Einlagerung bis zum nächsten Winter fällig, aber das ist immer noch günstiger, als wenn man im Fall der Fälle kein Salz mehr bekommt.“

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