Lörrach Baum fällt!

Kristoff Meller

Forstbehörde erläutert Maßnahme im Waldrefugium Schädelberg bei Ortstermin. Gefällte Bäume bleiben als Totholz an Ort und Stelle.

Lörrach - Die Sicherheit geht vor: Weil Hitze und Trockenheit knapp 40 Bäume im Waldrefugium am Schädelberg so stark geschädigt haben, dass diese Passanten und die nahe Wohnbebauung gefährden, werden sie seit Montag gefällt. Die betroffenen 35 Buchen, eine Esche und eine Schwarzkiefer verbleiben allerdings im Wald.

„Normalerweise würden wir im Waldrefugium gar nichts machen, denn hier stehen Ökologie und Naherholung im Vordergrund. Auch wenn es aufgrund der Trockenschäden nur eine Frage der Zeit ist, bis die Bäume umfallen“, erläutert Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer vor Ort. Doch die nahe Wohnbebauung lasse der Forstbehörde keine andere Wahl: „Es geht um Leib und Leben“, betont Schirmer.

Mir tut es auch weh, diese teils 180 Jahre alten Bäume zu fällen

Revierförster Berthold Köpfer ergänzt mit Blick auf die kritischen Stimmen aus der Bevölkerung (wir berichteten): „ Mir tut es auch weh, diese teils 180 Jahre alten Bäume zu fällen, aber ich trage die Verantwortung.“

Denn 15 Bäume sind laut Köpfer komplett abgestorben, viele weitere sind teils stark geschädigt. An einer gut 35 Meter hohen Buche liegt ein Teil der Krone nur noch auf einem anderen großen Ast und könnte beim nächsten Windstoß auf den Spazierweg darunter fallen. An vielen Exemplaren hat sich die Rinde gelöst, einzelne große Äste sind schon abgebrochen. Immerhin: „Bei einer Buche ist die Krone kürzlich komplett abgefallen, nun ist der Baum so klein, dass er nicht mehr auf die Häuser fallen kann und darum stehen bleiben darf“, erläutert Köpfer die Maßnahme.

Erst informieren, dann Leserbriefe schreiben

Grundsätzlich begrüßt Schirmer das Interesse der Bevölkerung am Wald, indes sei die positive Aktivität nicht immer zielführend: „Man sollte sich besser erst vor Ort informieren, bevor man einen Leserbrief schreibt.“ Die Waldbesitzer seien schließlich verantwortlich für die Sicherheit und wer nur zur Erholung durch den Forst spaziere, habe meist nicht den Blick für geschädigte Stellen oder das nötige Fachwissen: „Als wir am Sonnenbadweg im vergangenen Jahr kranke Eschen gefällt haben, hat ein Mann gefragt, warum wir hier die Eichen fällen“, erzählt Köpfer. „Wenn wir dann die Zusammenhänge erklären, zeigen die meisten Verständnis für die Arbeit.“

Zumal selbst Experten wie Köpfer, der bereits seit 1990 im Lörracher Forst tätig ist, von den Folgen des Klimawandels überrascht wurden: „Es geht rasend schnell, dass die Bäume absterben, wir müssen bald monatlich kontrollieren.“ Köpfer geht davon aus, dass „wahrscheinlich 100 Prozent der Eschen“ im heimischen Forst dem Klimawandel zum Opfer fallen werden.

Bäume werden mit Seilwinde und Kettenbagger gefällt

Bessere Chancen räumt Schirmer den Eichen im Gebiet ein. Und: „Wir lassen die gefällten Bäume liegen, denn sie haben als Totholz eine wichtige ökologische Funktion als Lebensgrundlage für Tier- und Pflanzenarten.“ In einem bewirtschafteten Gebiet würden die Bäume aus dem Wald geholt und könnten trotz der geringen Wertigkeit noch verkauft werden, um die Kosten aufzufangen, so bleibt die Stadt laut Schirmer „voll auf dem Betrag in Höhe von 15 bis 20 000 Euro sitzen“.

Damit die tonnenschweren Bäume aber nicht auf die nahe Bebauung an der Chrischonastraße fallen, später kreuz und quer umherliegen, oder irgendwann ins Rutschen geraten, müssen sie „vernünftig gefällt werden“, wie Jonas Stielper von der Firma Hochleitner aus Bodman-Ludwigshafen am Bodensee erläutert.

Bäume bleiben in Steinbruch liegen

Vor dem Fällen klettert dazu ein Mitarbeiter in den Baum und bringt oberhalb des Schwerpunkts ein Stahlseil an, um die Fallrichtung exakt vorzugeben. Anschließend wird der Stamm unten mit der Sicherheitsfälltechnik angesägt, bevor ein Kettenbagger mit einer Winde am Seil zieht und den Baum zu Fall bringt. Dieser schlägt mit großer Wucht in einem ehemaligen Steinbruch auf: „Wir haben hier das große Glück, dass es diesen alten Steinbruch gibt, in den wir die Bäume teilweise reinfallen lassen können“, erklärt Stielper.

Begleitet werden die Arbeiten zudem von Jan Tissberger vom Freiburger Institut für angewandte Tierökologie. Der Biologe kontrolliert jeden Baum vor der Fällung auf mögliche Fledermaushöhlen. Sollte er eine Behausung entdecken, muss der Baum zunächst stehen bleiben. Tissberger bringt dann eine Fledermauskiste an, um die Tiere an einen anderen Baum umzusiedeln, der groß genug ist und nicht durch die Hitze geschädigt wurde.

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