Lörrach Artgerechte Haltung oder nicht?

Kristoff Meller
Der tschechische Tierlehrer Karel Berousek präsentiert im Lörracher Weihnachtscircus eine Tigerdressur. Foto: zVg

Weihnachtscircus: PETA kritisiert Genehmigung für Wildtierdressuren. Zirkus verweist auf Vorschriften.

Lörrach - Neben vielen Artisten treten im „Lörracher Weihnachtscircus“ ab Samstag auch Pferde, Esel, Kamele und Tiger auf. Die Tierrechtsorganisation PETA übt in einer Mitteilung Kritik und bezeichnet die Darbietungen als „tierschutzwidrige Veranstaltung, bei der exotische Wildtiere wie Tiger und Kamele zu unnatürlichen Kunststücken gezwungen“ würden.

PETA: „Die Tiere zahlen einen hohen Preis"

PETA appelliert an die Kommunalpolitiker, „ein Zirkus-Wildtierverbot auf den Weg zu bringen“. „Die Tiere zahlen einen hohen Preis für das kurze, zweifelhafte Vergnügen der Zirkusbesucher“, wird Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA, zitiert. „Der Gemeinderat sollte der Tierquälerei endlich einen Riegel vorschieben und verantwortungsvoll handeln, denn Zirkusse mit Wildtieren sind auch eine erhebliche Gefahr für Zuschauer und Anwohner.“

Laut PETA haben immer mehr Städte aufgrund der Risiken für Mensch und Tier ein kommunales Wildtierverbot beschlossen. Hinsichtlich der insgesamt uneinheitlichen Rechtsprechung deutscher Gerichte bestätige ein Gutachten aus dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, dass kommunale Wildtierverbote zulässig seien – insbesondere, wenn neben tierschutzfachlicher Erwägungen auch der Aspekt der Gefahrenabwehr als wesentlicher Grund genannt werde, da die Verantwortung dafür bei den Kommunen liege, so PETA. Denn jedes Jahr gebe es in Deutschland „mehrere Dutzend, teils gefährliche Ausbrüche von Tieren im Zirkus“.

Bezüglich exotischer Wildtierarten spreche sich die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland – laut einer repräsentativen forsa-Umfrage 82 Prozent – für ein Verbot aus, schreibt PETA. Die Tierrechtsorganisation fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus.

Frank: „Unseren Tieren geht es gut“

Das sieht Sandra Frank vom Lörracher Weihnachtscircus anders: „Zum Zirkus gehören Tiere und auch Wildtiere – wenn es keine höhere Stelle untersagt.“ Sie betont: „Unseren, in Gefangenschaft geborenen Tieren geht es gut.“ Ein Indiz dafür sei „die herausragende Fortpflanzung und regelmäßige Paarung“. Zudem werden die gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien der Tier- und Raubtierhaltung laut Frank „um ein Vielfaches“ übertroffen.

An die Kritik habe sie sich gewöhnt: „Wir haben vor dem Zirkus protestierende Tierschützer auch schon zu uns eingeladen, um ihnen unsere bedürfnisgerechte Tier- und Raubkatzenhaltung in menschlicher Obhut zu zeigen, aber die haben ihre Ansichten und lassen sich nicht überzeugen. Das ist, als wenn man einen Vegetarier zum Fleisch essen bringen möchte.“

In die Zirkuswelt hineingeboren

Die Stadt Lörrach sieht keinen Grund für ein Verbot und äußerte sich gestern auf Anfrage schriftlich: „Der Weihnachtscircus hat in Lörrach Tradition und gastiert seit 20 Jahren um die Weihnachtszeit in der Stadt. Die Zirkustiere, Wildtiere wie auch heimische Tiere, sind in aller Regel nicht wild geboren, sondern in die Zirkuswelt hinein. Das bedeutet auch, dass sich ihr Verhalten von frei lebenden Tieren unterschiedet. Selbstverständlich muss eine artgerechte Haltung gewährleistet sein. Dafür sorgen die Kontrollen der Amtstierärzte.“

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