Lörrach Begegnung schleift Barrieren

(ouk)
Die Musiker Samano Altahir (links) und Anna Gehlhaar im Nellie Nashorn. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Wochen gegen Rassismus: Musik und Poesie im Nellie.

Lörrach - Unter dem Motto „Begegnung, Flucht, Ankommen“ lud die Flüchtlingshilfe Kandern am Donnerstag zum Kulturabend ins Nellie Nashorn ein. Der Abend gehörte zu den „Internationalen Wochen gegen Rassismus – Lörrach für Vielfalt und Menschenwürde“. Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, stellten sich vor mit ihrer Musik, ihren Gedanken und Gefühlen. Es war ein Abend, an dem die Grenzen – wir hier, dort die anderen – durchlässig wurden.

Samano Altahir und Anne Gehlhaar sangen Lieder zur Langhalslaute Saz und zur Gitarre. Sie sangen auf Kurdisch, Arabisch, Französisch und Esperanto. Samano Altahir trug ein Lied zum Neujahrsfest Novruz vor, das die Kurden gerade an diesem Donnerstag feierten. Locker schlug er die Saiten an, klopfte auf seinem Instrument den Rhythmus und sang dazu mit schöner, ausdrucksvoller Stimme. Die Lieder handelten von der Sehnsucht nach Freiheit, von Schönheit und Liebe. Trauer, aber auch tänzerische Rhythmen voller Freude klangen an.

Norbert Hagemann von der Flüchtlingshilfe Kandern berichtete zur Begrüßung von den Erfahrungen der zurück liegenden Jahre. Als die Flüchtlinge kamen, habe man ihnen das Leben in Deutschland erklärt – die Migranten seien wie Schüler gewesen. Die Flüchtlingshelfer erlebten, wie unter den Einheimischen die Angst wuchs, die Integration der geflohenen Menschen koste zu viel oder könnte misslingen. Er erinnerte an die Aufmärsche in Kandern von Parteien, die daraus ein Streitthema machen wollten. Gegen solche Ängste helfe die persönliche Begegnung, meinte Hagemann.

Dazu bot der Abend Gelegenheit. Bayan Alhousein, eine junge Frau aus Damaskus, schilderte ihren Schmerz über Krieg und Flucht mit eindringlichen Worten in deutscher Sprache. „Früher gab es das schönste Leben bei uns. Wir lebten im Paradies“, sagte sie mit zarter bewegter Stimme. Sie erzählte vom glücklichen Leben in der Familie, wie die Mutter sie morgens zum Frühstück und zur Schule weckte, wie die Familie abends Verwandte und Freunde traf. Doch nun gehe ihre Generation anstatt zu Hochzeiten zu Beerdigungen von Freunden. Die häufige Frage „Wo kommst du her?“ treibe ihr die Tränen in die Augen: „Was soll ich dann sagen? Aus einer Heimat, die in Trümmern liegt?“

Frauen und Männer der Flüchtlingshilfe Kandern trugen Texte vor, die von Flucht, Ankommen und Zusammenleben in der deutschen Geschichte handeln. Dazu gehörten auch Vorwürfe an deutsche Behörden. So zitierten sie einen Markgräfler Gastwirt, dessen gambischer Mitarbeiter abgeschoben wurde, nachdem beide Seiten ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis aufgebaut hatten.

Der Text „Der Syrer meiner Mutter“ des Schriftstellers Friedrich Ani sprengte humorvoll alle Denkmuster. Im Publikum saßen vor allem Freunde und Familien der Mitwirkenden, aber auch andere Besucher. Beim anschließenden Umtrunk kamen sie ins Gespräch.

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