Lörrach Begleitung in ein lebenswertes Leben

Die Oberbadische
Selbstständiges Arbeiten ist auch für Menschen mit Behinderung ein wichtiges Ziel (v. l.): Philipp Bohner, Max Schuhmann und Jörg Maikranz Foto: Nina Ricca Foto: Die Oberbadische

Serie: Folge VI: Zu Besuch bei einem Heilerziehungspfleger der Werkstatt der Lebenshilfe

Von Nina Ricca

Lörrach. Es ist 8 Uhr morgens. Nach und nach kommen die über 200 Mitarbeiter der Lebenshilfe-Werkstatt in der Industriestraße zu Fuß oder in Bussen in Haagen an. Von weitem unterscheidet sich der Arbeitsort nicht von anderen Fabriken oder Werkstätten im Lörracher Umland. Es gibt jedoch einen Unterschied: Die Werkstätten sind darauf eingerichtet, dass Menschen mit den verschiedensten Formen von Behinderungen hier eine tägliche Arbeit haben.

„Jeder Mensch ist beruflich bildbar“, erklärt Philipp Bohner, Bereichsleiter für die Arbeitsstätten der Lebenshilfe. „Es geht dabei nicht um die Form der Behinderung, wir möchten unsere Mitarbeiter nicht auf Symptome reduzieren. Wir erarbeiten gemeinsam eine Teilhabeeinschätzung, mit der Frage: Wie können wir zusammen daran arbeiten, dass die jeweilige Einschränkung am wenigsten hinderlich ist?“

Bohner kennt die Fragestellungen in der Behindertenarbeit schon von früher Kindheit an. Sein Vater war Arbeitserzieher in Oberschwaben, und dort im Kreis Biberach hat Bohner bei einem Caritas-Träger das Dualstudium „Sozialwirtschaft“ absolviert.

„Die Alternative ist der insgesamt vierjährige Ausbildungsberuf Heilerziehungspfleger“, erklärt Bohner. Die Ausbildung deckt vieles ab, so wie der Umgang mit Behinderungen, die Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung und Frühförderung, Integration und auch soziale Teilhabe. Bereiche, die bei der Lebenshilfe ab Geburt angeboten werden. „Unsere Mitarbeiter begleiten die Menschen teilweise ambulant in ihren Wohnungen, helfen bei Amtsgängen, oder gehen mit ihnen zum Kegeln, Yoga oder spazieren. Das gehört je nach Bereich genauso dazu wie füttern und wickeln oder die Arbeit in den Werkstätten.“

Dort arbeiten alle möglichen Berufsgruppen mit den behinderten Mitarbeitern, so wie Altenpfleger, Krankenschwestern oder Erzieher, aufbauend auf jede abgeschlossene Ausbildung ist eine bezahlte 18-monatige Zusatzausbildung möglich. „Wir haben viele gelernte Handwerker, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können oder wollen, und hier ihr Fachwissen an andere weitergeben können.“

In den Werkstätten wird wirtschaftlich gearbeitet, besonders in den Bereichen Montage und Verpackung. So war die Einrichtung bis zum Vorjahr der Versandunternehmer für den Onlineshop der Migros mit etwa 70 000 Paketen pro Jahr. Aufgrund der Größe wurde es an einen anderen Anbieter übergeben, der in dem Bereich jetzt dafür Mitarbeiter mit Einschränkungen bei sich beschäftigt.

Als Bereichsleiter plant und organisiert Bohner heute mehr aus seinem Büro, aber er hat vor und während seinen zehn Jahren bei der Lebenshilfe bereits viel Zeit in der direkten Arbeit mit Behinderten verbracht. „Das Schöne ist, dass wir Menschen begleiten dürfen und durch die gemeinsame Arbeit einen Teil dazu beitragen, dass sie ein lebenswertes Leben leben können“, beschreibt er sein Herz für die Arbeit. „Ich kenne keine Nachteile in meinem Beruf – es gibt schon Probleme, aber dann gibt es eben neue Lösungen.“

Da stimmt auch Betreuer Jörg Maikranz zu. Der erfahrene Mitarbeiter war schon als KFZ-Mechaniker tätig, hat eine Ausbildung zum Erzieher und war Heimleiter, ehe er 2014 bei der Lebenshilfe angefangen hat. „Der Beruf ist ideal für Quereinsteiger und es ist einfach erfüllend, wenn man sich in Menschen investiert.“ Zurzeit arbeitet er unter anderem mit Max Schuhmann daran, dass dieser den Umgang mit Computern verfeinern kann: „Max schreibt zum Beispiel Berichte oder auch Briefe auf dem Computer, und es macht ihm einfach Spaß dabei selbstständig zu sein.“

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