Lörrach Bekenntnisse eines Poeten

Die Oberbadische

Markus Heiniger liest bei den Literarischen Begegnungen im Dreiländermuseum

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Für manche Menschen muss das Dichten überlebenswichtig sein. Einer davon ist der Basler Liedermacher Markus Heiniger, der am Sonntagnachmittag im Dreiländermuseum zu Gast war. Andere Menschen denken nach, schreiben – vielleicht – Tagebuch.

Heiniger fasst seine Gedanken in kunstvolle Verse und Lieder, wobei er sich selbst virtuos am Klavier begleitet. Die Selbstverständlichkeit, mit der er von einer Sprachebene in die andere, vom Bern- oder Baseldeutschen ins absolut akzentfreie Hochdeutsch wechselt, verrät den geborenen Sprachartisten, den Mann, der zweisprachig aufwuchs zwischen Hochsprache (im Radio) und Dialekt (bei der Mutter und auf der Straße). Die Intensität und Hingabe, mit der er jedes einzelne Stück interpretiert, lässt sich nur mit Begeisterung, ja Besessenheit für seinen Beruf erklären.

Ein Träumer sei er, das sagt er von sich selbst. In den „Träumern“ dieser Welt macht er seine Verbündeten aus, sei es unter seinen Primarschülern oder unter Dichterkollegen. „Kriege führen mit uns ist schwierig“. Zum Träumen gehört aber noch etwas dazu: Jemand, der nicht im Eiltempo der großen Masse folgt, hat Zeit für einen Blick auf Nebenschauplätze und poetische Momente, er hört mehr als die anderen. Rhythmus ist für Heiniger im Rascheln von Blättern und im Knarren der Taue am Bootssteg. Auch im übertragenen Sinne beweist er ein besonderes Sensorium für Dinge, die in der Luft liegen, etwa „des Ruusche“; das Rauschen des Antisemitismus. Sogar die

Das Baseldeutsche hat Samba-Charakter

Sprache selbst ist für ihn rhythmisch belegt, das Baseldeutsche etwa hat für ihn Samba-Charakter, wie er mit seinem fantastischen Basler Stück „S’bebbt dr Bode, dr Bode bebbt“ eindrucksvoll vorführt. Lautmalerisch unterlegt, entwirft er ein sprachliches großes Erdbeben, alles, was dem „Bebbi“ wichtig ist, vom Totentanz zur Schnitzelbank gerät ins Wanken.

Mit der Routine des versierten Kleinkünstlers beherrscht er auch am Klavier verschiedene Ebenen und transportiert jeweils Botschaften: vom schwankhaften Song über „Santiclaus“ („Wir in Basel ordnen diese Figur dem Schwarzwald zu“), der ob der Eintönigkeit seines Tuns dem Alkohol verfällt – vordergründig lustig, dahinter tiefernst – bis zur „frei übersetzten“ Cover-Version von Leonard Cohens „Halleluja“, die tiefen inneren Frieden verrät. Es gelingt ihm, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, wenn es auch an diesem sonnigen Nachmittag wenige sind, die den Weg in den Hebelsaal im Dreiländermuseum gefunden haben.

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