Lörrach Beratung und Prävention im Fokus

Gabriele Hauger
Zogen Bilanz für 2019: die Vorstandsfrauen Mieke Nizet (l.) und Christina Seeland Foto: Gabriele Hauger

Frauenberatungsstelle: Änderungen im Vorstand  / „Mut tut gut“ wegen Corona eingeschränkt

Lörrach - Erwartbar, aber dennoch traurig: Der Hilfsbedarf bei der Frauenberatungsstelle Lörrach im Bereich häusliche Gewalt steigt stetig. Nun konnte darauf reagiert werden. Die dringend notwendige personelle Aufstockung wurde realisiert. Das helfe, um den betroffenen Frauen und Mädchen weiterhin niederschwellig und unbürokratisch eine intensive Begleitung anbieten zu können, erläuterten Mieke Nizet und Christina Seeland aus dem Vorstandsteam beim Pressegespräch. „Bei akuter Gefährdung ist schließlich eine sofortige Reaktion, aktuelle Hilfe und Beratung nötig.“ Zumal auch immer wieder Frauen mit Sack und Pack vor der Tür stünden und um Hilfe bäten.

Kreistag billigt Antrag

Viel Zeit und Energie hat das Team in einen Projektantrag für diese zusätzliche 100 Prozent-Stelle investiert. Dieser wurde im November 2019 im Kreistag bewilligt. Eine 50-Prozent-Stelle konnte bereits mit Rachida Saadaoui als systemische Beraterin besetzt werden.

Wichtig sei Beratung indes nicht nur bei akuter häuslicher Gewalt, die häufig mit sexueller Gewalt einhergehe, so Nizet. Zunehmend werden die Beraterinnen mit den Folgen subtiler psychischer Gewalt konfrontiert. „Das sind oft narzisstische Männer, die ihre Partnerin manipulieren, das Selbstwertgefühl rauben.“ Diese Gewalt sei vordergründig natürlich nicht so leicht erkennbar wie körperliche Gewalt. Auch darum brauche es intensive Beratungsmöglichkeiten. Diese seien aktuell auf Grund der Coronakrise nicht ideal leistbar. Dennoch könne telefonisch sowie persönlich beraten werden, betont Nizet.

Das Thema sexuelle Gewalt in den Familien müsse unbedingt in den Fokus gerückt werden, gerade weil sich aktuell vieles im verborgenen häuslichen Umfeld abspiele.

Vor allem die Altersgruppe der Frauen zwischen 26 und 45 Jahren fragte 2019 bei der Beratungsstelle um Hilfe an (114 Frauen). Viele ältere Frauen hätten wohl resigniert, jüngere seien oft auf ihre kleinen Kinder fokussiert. Dass in der Stadt Lörrach die meisten Frauen des Landkreises (97) Hilfe suchten, liege einerseits an der Größe der Stadt, andererseits daran, dass die Beratungsstelle eben hier angesiedelt sei. Auch darum wünschen sich Nizet und ihr Team zumindest stundenweise ein Beratungsangebot in einer Außenstelle, beispielsweise Richtung Wiesental.

Nachgefragt waren Beratungen (insgesamt 943) zum Thema akute sexualisierte Gewalt, psychische Gewalt, körperliche Gewalt, Stalking, Essstörungen, Trennung, Konflikte im sozialen Umfeld, Krisenintervention oder sexuelle Identität.

Wichtige Prävention

Einen besonders wichtigen Beitrag leistet die Frauenberatungsstelle im Bereich Prävention. Fortbildungen, besonders von Erziehern, seien stark nachgefragt. Dabei richtet sich der Fokus auf das Personal in Kindergärten, an Schulen, an Institutionen für Menschen mit Behinderung, Fachdienste und andere interessierte Teams, die mit Kindern, Jugendlichen und besonders schutzbedürftigen Personengruppen arbeiten.

Auch Elternabende – beispielsweise zum Thema Doktorspiele oder kindliche Sexualität – stießen im vergangenen Jahr auf größtes Interesse. Hier möchte sich die Beratungsstelle verstärkt in Grundschulen einbringen. Gerade dort sei eine präventive Grundhaltung in der Erziehung wichtig. Man müsse bei den Kindern früh auf Signale achten. Bis zu acht Mal müsse ein betroffenes Kind solche aussenden, ehe reagiert werde. Auch sexuelle Vielfalt sei inzwischen ein nachgefragtes Thema. „Es ist wichtig, ganz offen darüber sprechen zu können. Das trauen sich die Eltern mittlerweile viel mehr“, so Nizet.

Sehr bedauerlich sei indes, dass derzeit die nachgefragten Präventionsprojekte von „Mut tut gut“ in den Schulen coronabedingt nicht stattfinden können. 2019 wurden immerhin 34 Projekte verwirklicht. Aufgrund steigender Nachfrage sollen diese künftig nicht mehr an Kindergärten, sondern nur an den Schulen angeboten werden, erläuterte Nizet.

Da sich das Beratungsangebot an Frauen und Mädchen ab 14 Jahren wendet, verweist Nizet darauf, dass sich betroffene Kinder – Mädchen und Jungen – im Verdachtsfall sexueller Gewalt an die Psychologische Beratungsstelle wenden können.

Der Vorstand

Am 1. September wird Mieke Nizet, die seit 2005 in der Frauenberatungsstelle arbeitet, in den Ruhestand gehen. Das Vorstandsteam besteht aus Christina Seeland, Monika Mareis und Linda Leitner. Ausgeschieden ist Isabella Zimmer.

Coronabedingt abgesagt werden musste die Handtaschenaktion des Trägervereins zugunsten der Frauenberatungsstelle, die Spendengelder einbringen sollte. Die vielen abgegebenen Taschen werden gelagert, die Aktion soll 2021 nachgeholt werden.

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