Lörrach „Bock drauf“ – Kramer folgt auf Krämer an der Lörracher CDU-Spitze

Marco Fraune
Selfie als Erinnerung: Ulrike Krämer (vorne) ist nicht mehr als neue Vorsitzende angetreten. Marcel Kramer (r.) übernimmt – und erhält Unterstützung durch die Stellvertreter (v.l.) Andreas Wittermann, Lucia Schreiber und Stefan Hupfer. Foto: Marco Fraune

Marcel Kramer ist einstimmig als Nachfolger von Ulrike Krämer gewählt worden. Der 33-Jährige will mit jüngerem Vorstand etwas bewegen. Vorgängerin konzentriert sich auf Fraktionsvorsitz.

Nicht einfach über politische Entscheidungen beschweren, sondern sich selbst aktiv einbringen, das will der neue Vorsitzende des CDU-Stadtverbands, Marcel Kramer, der am Montagabend bei der Mitgliederversammlung einstimmig ins neue Amt gehoben wurde. „Ich hab da Bock drauf“, wurde direkt eine junge Tonalität an den Tag gelegt. Kurz zuvor hatte seine Vorgängerin im Amt, Ulrike Krämer, unterstrichen, dass die Christdemokraten nah an den Menschen sein sollen.

Der neue Vorsitzende

Aktiv eingebracht hat sich der neue Vorsitzende bereits im jüngsten Kommunalwahlkampf, bei dem er selbst aber ein Ratsmandat verpasst hatte. Doch bei dieser Zusammenarbeit im Team will der 33-jährige Lörracher, der verheiratet und Vater einen kleinen Tochter ist, anknüpfen. Hier setzt er auch auf seine drei gewählten Stellvertreter, Stefan Hupfer, Lucia Schreiber und Andreas Wittermann. Für ihn steht fest: „In die Politik müssen wieder die jungen Leute“, womit einer Politikverdrossenheit entgegengewirkt werden soll. Gleichzeitig drückte er seine Wertschätzung gegenüber den etablierten Kräften im Stadtverband aus.

Politisch verortet sich Kramer als Konservativer, wie er am Rande der Sitzung im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte. „Die CDU wird auch wieder konservativer.“ Wichtig sei es, den Bürgern zuzuhören, ist für ihn ein Punkt, wie der erstarkten AfD begegnet werden soll. Und: „Man muss die Partei inhaltlich stellen.“ Obwohl Kramer hinter dem CDU-Grundsatzprogramm steht, hebt er sich in einem Punkt vom Bundesvorsitzenden Merz deutlich ab. „Ich bin kein Fan von einer Brandmauer.“ Vielmehr gelte es, die eigenen Themen klar nach außen zu bringen.

Die Krämer-Bilanz

Vor Ort treibt Kramer, der in einer Hausverwaltung tätig ist, die Wohnungsnot in Lörrach um. Ziel müsse es daher sein, mehr Wohnraum zu fördern. Obwohl er selbst mit dem Velo zur Arbeit fährt, müssten die Autofahrer Beachtung finden. Wichtig sei eine Verkehrsplanung, damit der Autoverkehr fließt – anders als aktuell am Aicheleknoten.

Wie viel ein CDU-Stadtverbandsvorsitzender zu tun hat, hatte Krämer zuvor in ihrem Tätigkeitsbericht für die Zeit ab Mitte 2022 gezeigt – unter anderem mit verschiedenen Wahlkämpfen, politischen Veranstaltungen, Sitzungen und vielen weiteren Terminen. Die Fusion mit den CDU-Ortsverbänden Haagen und Hauingen bezeichnete sie dabei als „erfreuliche Geschichte“. Damit liegt die Mitgliederzahl des Stadtverbands nun bei 125, auch die Kasse weist mit 29 000 Euro ein sattes Plus aus.

Der eigentlich geplante Stabwechsel beim Vorsitz habe sich „ein kleines bisschen verzögert“, ging Krämer nicht mehr auf die Personalie Diana Hartwig ein, die wegen ihrer OB-Kandidatur in Weil am Rhein gegen die CDU-Kandidatin Diana Stöcker dann doch nicht CDU-Stadtverbandsvorsitzende wurde. Stattdessen ist sie nun als eine von zwölf Beisitzern gewählt worden.

Es gelte, frühzeitig die neuen Gesichter der CDU in die Öffentlichkeit zu bringen, sie sollen in Ämter kommen. Obwohl die CDU-Fraktion wegen des Ausscheidens bekannter Christdemokraten einen Sitz im Gemeinderat verlor, bewertete Krämer das Kommunalwahlergebnis positiv. „Wir können zufrieden sein“, schließlich seien nun auch sechs statt vier Fraktion im Ratsrund. Die CDU sei die zweitgrößte Fraktion. Auch insgesamt bewertete die mittlerweile als Fraktionssprecherin aktive Krämer ihr Wirken als Stadtverbandsvorsitzende mit mehr Licht als Schatten. „Es war eine gute Zeit. Mir hat es Spaß gemacht.“ In den zurückliegenden Jahren sei sicher nicht alles richtig gemacht worden, man hätte auch mehr machen können. „Uns ist es aber in jedem Fall gelungen, für unsere Mitglieder und für die Bürger von Lörrach eine verlässliche Anlaufstelle zu sein.“ Wichtig sei es insgesamt, zuzuhören und sich zu kümmern – dabei auch unliebsame Wahrheiten auszusprechen und diese darzulegen.

Tiktok und Ehrungen

Bei jüngeren Bürgern will die CDU verstärkt über die Sozialen Medien sichtbar werden, wie Gudrun Heute-Bluhm ankündigte. Tiktok müsse diskutiert werden, will sie der AfD dort nicht alleine das Feld überlassen. „Sonst informieren die Bürger sich bei den Falschen.“

Stefan Glaser, der bei der nächsten Bundestagswahl gerne als CDU-Direktkandidat im heimischen Wahlkreis antreten will, nutzte die Versammlung, um für sich zu werben. Man könne nicht nur meckern, sondern müsse auch selber etwas machen, so der 34-Jährige.

Insgesamt 21 Ehrungen standen bei der Versammlung an. Karl Weis wurde für 70-jährige Mitgliedschaft bereits zuvor die Urkunde gebracht. Christiane Geisler und Peter Horn sind seit 60 Jahren in der Partei, Hanspeter Hüttlin und Alfred Kirchner seit einem halben Jahrhundert.

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