Lörrach - Heute Abend wird gespielt: im Lörracher Jazztone. Zehn Konzerte fielen dieses Jahr bereits dem Coronavirus zum Opfer. Nun dürfen 20 Zuhörer zu Nice Brazil kommen. Der Rest der Saison ist noch unklar.
Jazztone: Am heutigen Freitag wird im Jazztone gespielt: 20 Plätze und live stream
Lörrach - Heute Abend wird gespielt: im Lörracher Jazztone. Zehn Konzerte fielen dieses Jahr bereits dem Coronavirus zum Opfer. Nun dürfen 20 Zuhörer zu Nice Brazil kommen. Der Rest der Saison ist noch unklar.
Endlich wieder Jazzmusik: Begeistert wurde vom Publikum das Jazztone-Konzert letzten Freitag aufgenommen, das der Club im Haus der Stadtmusik mit 45 erlaubten Zuhörern veranstaltet hatte (wir berichteten). „Es war ein Versuch“, sagt Jazztone-Chef Werner Büche auf Nachfrage. Ein gelungener, allerdings enorm aufwendiger, wie er rückblickend bilanziert.
Da der Stammsitz, das Jazztone in Brombach, relativ klein und beengt ist, suchte das Vorstandsteam nach Alternativen – kein leichtes Unterfangen in Lörrach. Schließlich entschied man sich für das Haus der Stadtmusik, das als Probenraum aber kein entsprechendes Equipment vorweisen kann. „Die Organisation des Konzerts war mit großem organisatorischen Aufwand verbunden, der so nicht öfter leistbar ist“, erzählt Büche. Podeste zum Aufbau einer kleinen Bühne wurden aus Grenzach angekarrt; aus Basel musste ein E-Piano organisiert werden; eine neue Beleuchtung wurde installiert, um wenigstens ein bisschen Club-Atmosphäre zu schaffen.
Ob in Corona-Zeiten vom Lörracher Jazzclub überhaupt Konzerte angeboten werden sollten, darüber herrscht auch im Vorstand des Vereins keine einhellige Meinung. Ein Mitglied, das im Basler Gesundheitswesen arbeitet, hat vom Arbeitgeber strenge Auflagen bezüglich seiner privaten Aktivitäten und lehnt daher aktuell ein Engagement im Club ab, nennt Büche als Beispiel. „Wir haben uns dann bei anderen Clubs umgehört. Alle wollen spielen.“ In Villingen weicht man in eine Kirche aus, in Freiburg dürfen maximal 30 Zuhörer kommen.
Nun also will es auch der Jazzclub „Zuhause“ versuchen. „Das Ganze trägt sich finanziell natürlich nicht. Und auch bei uns gibt es extrem viel zu organisieren.“ So musste der untere Saal freigeräumt werden, Tische geschleppt, Hygienemaßnahmen umgesetzt werden. „Bei 20 Leuten im Publikum lohnt sich das natürlich nicht.“ Dennoch wolle der Club ein Lebenszeichen geben und signalisieren: „Wir halten durch“. Ob allerdings dieses Jahr noch weitere Konzerte organisiert werden, sei ungewiss, erzählt Büche.
Der heutige Auftritt von Nice Brazil wird aufgenommen und per live stream übertragen, was nur möglich wird, weil Jazzclub-Mitglied Jacek Berezowski mit seiner Firma „inspectrum“ für eine professionelle Umsetzung sorgt und dies dem Club einmalig sponsert. Natürlich seien die Einnahmen des Abends gleich Null; beim Abruf des live streams wird um eine freiwillige Spende gebeten.
Unterstützung benötigen vor allem hauptberufliche Musiker, daran erinnert Büche. „Vielen bricht hier alles weg. Manche können nicht einmal mehr ihre Miete zahlen!“ Eine Aktion des Clubs im Frühjahr hatte 2 500 Euro zusammengebracht, die an fünf Musiker verteilt wurden. „Die haben sich damals wahnsinnig gefreut.“ Büche macht sich um deren Existenz große Sorgen, vor allem um all diejenigen, die keinen Zweitjob beispielsweise im Lehrbereich haben.
Nächstes Jahr wird der Jazzclub 65 Jahre alt. Schon lange läuft die Planung des Jazzfestivals Baden-Württemberg, das auch aus diesem Anlass im Frühjahr 2021 nach Lörrach kommt, zwei Termine im Burghof sind reserviert. „Kein Mensch, weiß, ob wir diese halten können“, bedauert Büche. Dass es den Jazzclub, der bisher keine Corona-Fördergelder erhalten hat, aber auch nach der Pandemie noch geben wird, davon ist er überzeugt. „Nice Brazil“ als live stream unter: www.jazztone.de/livestream oder www.3landstream.de/jazztone. Das Konzert ist am Tag danach über die Jazztone-Adresse empfangbar. Alle Mitglieder und Abonnenten erhalten kostenlos einen Code, andere Nutzer werden um eine Spende gebeten.