18 bis 20 Saisonkräfte aus Osteuropa beschäftigt der Weingartenhof in normalen Jahren. Froh ist Susanne Denzer, dass sie in diesem Jahr zumindest acht bewährte Saisonkräfte aus Rumänien per Flugzeug herholen konnte. Anfang April hatte die Bundesregierung die Einreise für 80 000 Erntehelfer aus Osteuropa erlaubt.
In diesem Jahr hilft eine bunte Truppe in der Spargel- und Erdbeerernte mit. Madlen Meier, Sachbearbeiterin im Personalwesen, kann wegen Corona ihren Nebenjob im Restaurant nicht ausüben. Landwirtschaftliche Arbeit sei sie vom Elternhaus gewohnt, erzählt sie. Interessant finde sie es, mit wie viel Aufwand die Erdbeeren kultiviert werden: „Jetzt kann ich die Preise besser verstehen.“ Auch Mitarbeiter der Firma Vitra, die in Kurzarbeit sind, und eine junge Frau mit abgeschlossenem Touristikstudium pflücken Erdbeeren. Ein Koch, dessen Restaurant wegen Corona geschlossen hat, und andere stechen Spargel.
Die meisten rumänischen Frauen und Männer sprechen kaum Deutsch. Wenn ein Erdbeertunnel leer geerntet ist, diskutieren alle auf Rumänisch, wo es weitergeht. Christina weist mir auf Deutsch eine Erdbeerreihe zu. Ansonsten geht vieles über ein freundliches Lächeln, flachsen und lachen kann man auch mit wenigen Worten. Eine Frau schenkt mir in der Pause einen Apfel, und ich habe gelernt, dass „Danke“ auf Rumänisch „Multumesc“ heißt.
Doch trotz Sprachbarrieren gibt es Momente, in denen die Frauen und Männern aus Rumänien und Polen von sich erzählen: Christina Tatarici zum Beispiel lebt in der Stadt Brasov in den Karpaten und kommt seit 14 Jahren hierher. Eine Kollegin muss ihr Kind während ihrer Arbeit in Deutschland bei den Großeltern lassen. In Rumänien habe man viel Arbeit, aber wenig Geld, erklärt ein Mann, warum sie diese Arbeit weit weg von zu Hause machen.
Die meisten Frauen und Männer aus Rumänien und Polen werden bis zum Sommer auf dem Weingartenhof arbeiten. Die meisten deutschen Helfer sind seit Ende Mai wieder weg, weil wegen der Corona-Lockerungen die Wirtschaft langsam wieder hochfährt.