Lörrach Bürger wünschen sich Begegnung

Bernhard Konrad

Stadtentwicklung: Erste Ergebnisse des Fabric-Prozesses in Brombach vorgestellt.

Lörrach-Brombach - Vielfältige Formen der Begegnung – gerne in Verbindung mit dem Thema „Essen“. Dies sowohl im kleinen, geschützten Raum für einzelne Altersgruppen, als auch generationenübergreifend in einem offenen Kontext: Diese Anliegen spiegeln zahlreiche Wünsche von Bürgern wider, die sich am Fabric-Prozess beteiligen. Am Donnerstagabend wurden erste Ergebnisse in der Hellbergschule vorgestellt.

„Brombach Dreaming“

Die Schöpflin-Stiftung experimentiert bei Fabric in einem offenen Planungsprozess mit einer neuen, basisdemokratischen Form der Stadtentwicklung. Die Deutungshoheit für die Gestaltung dieser Brache der Stiftung in der Franz-Ehret-Straße lag nicht etwa in den Händen einer überschaubaren Expertengruppe – hier durfte jeder von der Geländegestaltung der Zukunft träumen. Seit Mitte April 2018 fand mit der „Wunschproduktion“ die geistige Landnahme des Areals statt. Sowohl Fachleute als auch „ganz normale Bürger“ jeden Alters beteiligten sich.

„Brombach Dreaming“ steht in großen Lettern über dem Dach des Plankiosks auf dem Gelände: Geträumt – das haben 1667 Teilnehmer mit viel Fantasie. Fabric-Leiter Christoph Schäfer und sein Team nahmen sich eine Menge Zeit, um die Vorstellungen der Bürger im überfüllten Foyer der Schule zu erläutern. Auf der Brachfläche könne womöglich „das neue Herz von Brombach entstehen“, so die Hoffnung der Federführenden.

Dabei wurde deutlich, dass sich zwischen den elf Themenblöcken zugeordneten Wünschen zahlreiche Schnittmengen bilden lassen. Gewiss nicht bei den – ebenfalls willkommenen – abenteuerlichen Gedankenspielen von Achterbahnen, Seen, unterirdischen Gang-Systemen und etlichem mehr. Wohl aber beim Thema „Wasser“, gemeinsamen Spielmöglichkeiten vom Kleinkind über Familien bis hin zu Senioren. Auch beim Wohnen war offenkundig, dass viele eine Bereitschaft zum generationenübergreifenden Miteinander signalisieren. In diesem Zusammenhang wurde ein Begriff genannt, der in Lörrach allgegenwärtig ist: „Bezahlbar!“ soll das Wohnen ein.

"Natur", "Wasser", "Essen und Trinken"

Auch der Wille zum gemeinsamen Tun kam in der Wunschproduktion zum Ausdruck. So etwa beim Thema „Essen und Trinken“, das in rund 1500 Einreichungen auf die eine oder andere Weise zur Sprache kommt – oft lieber in der Gruppe als alleine. Etwa in einer gemeinsamen Küche – mit selbst angebauten Nahrungsmitteln aus dem Gemeinschaftsgarten. Überhaupt räumten die teilnehmenden Bürger dem Aspekt „Natur“ – sei es, um Natur zu genießen oder zu nutzen – eine hohe Bedeutung ein. Flankiert von etliche Variationen rund um den Themenkreis „Wasser“: Brunnen, Wasserspiele und -rutschen wurden ebenso genannt wie Pool und See.

Neben der Sehnsucht nach solchen nicht kommerziellen Treffpunkten wurde aber auch regelmäßig der Wunsch nach einem Café, einer Kneipe, Eisdiele oder einem Restaurant formuliert. Unterdessen wurde auch die Einrichtung von gemeinsamen Werkstätten, „Räumen zum Selbermachen“ bis hin zu Büro-Angeboten mit Internet-Anschluss angeregt. Damit einher ging auch das Anliegen, behutsam und nachhaltig mit den Dingen umzugehen: „Tauschen statt wegwerfen“ war ebenfalls ein Ansatz.

Die Ideen konnten als Textbeitrag eingereicht werden; aber auch gemalt, geknetet, oder mit Lego-Steinen gebaut durften Bürger ihren Gedanken bei der Wunschproduktion Form verleihen. Besonders beliebt war der Fabric-Fragebogen, auf dem Teilnehmer an einem Katalog entlang ihre Vorstellungen zu Papier bringen konnten.

Laut sein, feiern, ungestört sein

Diese waren mitunter sehr konkret. Vor allem junge Leute wünschten sich einen Ort, an dem sie mal laut sein, feiern, oder einfach ungestört abhängen können. Nicht nur bei etlichen Teenagern spielt „Musik“ die erste Geige: Proberäume könnten etwa bis zum Nachmittag von der Hellbergschule und am Abend von örtlichen Musikvereinen oder hiesigen Bands genutzt werden. Ein „selbst organisierter“ Club war ebenso im Angebot wie Tanz-Treffs. Auch bei der Einrichtung von Fitness-Offerten wäre eine Zusammenarbeit mit der nahen Hellbergschule denkbar. Bei der Einrichtung einer Kantine sowieso.

Die Veranstaltung sei ein Zwischenstopp, so Schäfer. Anschließend werde im gleichen Geist weitergearbeitet. Einige Bürger fragten nach dem zeitlichen Horizont des Prozesses. Die Ideen sollen in den kommenden sechs Monaten in Arbeitsgruppen vertieft und konkretisiert werden. Klar sei, so eine Aussage des Teams um Schäfer: „Die Leute wollen sich einmischen. Selbst denken, handeln und produzieren.“

Noch ist alles offen – auch inhaltlich. Wann es zur baulichen Umsetzung der Ansätze auf dem Areal kommen könnte, sei zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht wirklich abzuschätzen, sagte Schäfer. „Drei Jahre“, so der künstlerische Leiter auf eine Nachfrage aus der Bürgerschaft, erscheine ihm angesichts der Komplexität des Prozesses und der Umsetzung von Bauvorhaben „ein bisschen zu sportlich.“

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