Das Haus „Sonne“, das Dreiländermuseum und die Lörracher Bürgermeister, dazu die Burgfestspiele, der Siebenbannstein und Paul Ibenthaler: Die Lerchenstadt dominiert den diesjährigen  Band des Geschichtsvereins Markgräflerland. Die Beiträge bieten viel Interessantes über die Stadt und ihre Vergangenheit.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Im Haupttext liefert der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Hubert Bernnat, auf 60 Seiten einen umfassenden Überblick über die 260-jährige Bürgermeistergeschichte. In einer Vorbemerkung geht er zunächst auf die Galerie im Rathaus und den Sonderfall Reinhard Boos ein. Unter dem Titel „Bürgermeister in Not und Diktatur“ spielt das Thema auch im Hauptteil eine Rolle.

Insgesamt beschäftigt sich Bernnat jedoch weniger mit dem konkreten Handeln der Stadtoberhäupter, sondern vor allem mit den Voraussetzungen und Strukturen der jeweiligen Zeit. Positiv beurteilt er die neueren Bürger- und Oberbürgermeister: „Grether, Gugelmeier, Pfeffer, Braye, Hugenschmidt, Offergeld und Heute-Bluhm haben in ihrer Zeit und auf ihre Art Akzente gesetzt, die die Stadt weitergebracht haben.“

Im zweiten Beitrag befasst sich Markus Moehring mit der Geschichte des Dreiländermuseums – einem „grenzüberschreitenden Kulturzentrum mit bewegter Geschichte“, so der Museumsleiter. Die Anfänge des heute trinational ausgerichteten Hauses begannen bereits  1882, als Bürger anlässlich der 200-Jahrfeier zur Stadterhebung historische Exponate sammelten und ausstellten.

Heute umfasst die Sammlung mehr als 50 000 Objekte und sucht – wie schon mehrfach in ihrer Geschichte – ganz aktuell eine neue Heimat. Um die einzigartigen Originale für die Nachwelt sicher zu erhalten, zu pflegen und zugänglich machen zu können, sei der Bau eines neuen Museumsdepots von zentraler Bedeutung, betont  Moehring.  

Komplett saniert wurde zwischen 2013 und 2015 das Haus „Sonne“  am Alten Markt.  Lars Frick, dessen Büro als Fachbereichsleiter für Kultur sich seither dort befindet, hat sich in einem Artikel der fast 300-jährigen Geschichte  des Gebäudes angenommen. Der  Beitrag skizziert die Entwicklung zum heutigen „modernen und stilvoll restaurierten Geschäftsgebäude inmitten einer florierenden Innenstadt“.

Frick geht aber nicht nur auf das 1717 erstmals erwähnte Gebäude  und dessen Geschichte detailliert ein, sondern auch auf die Entstehung der Gastronomie in Lörrach. Mit interessanten Details: So erfährt der Leser, dass eine „Stube“ zunächst auch als Rats- und Gerichtsraum genutzt wurde. Ihr kam laut Frick  eine politische, eine juristische und eine soziale Funktion zu.

Doch nicht nur Lörracher versammelten sich in den Gastwirtschaften, auch der Schweizer Tagestourimus hat eine lange Tradition in der Region. Denn nach dem eidgenössischen Konflikt in den 1830er-Jahren, der zur Teilung des Kantons in Basel-Stadt und -Land führte, gewann die Markgräfler Gastronomie an Bedeutung als Ausflugsziel für die  Basler, die im Baselbiet nicht mehr gern gesehen waren.

Nach dem ersten urkundlichen Nachweis einer Gastwirtschaft  aus dem Jahr 1572 dauerte es bis zur Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1682, bis zwei neue Wirtschaften durch die Familie Brödlin gegründet wurden – darunter der „Wilde Mann“. Das vierte zugelassene Gasthaus war 1718 schließlich die  Sonne. Über lange Zeit wurde es von zwei Wirtsfamilien geprägt, danach beherbergte  es die Commerzbank und diente   in den 1970er Jahren als Zwischenunterkunft für einige städtische Ämter samt Oberbürgermeister bis zur Fertigstellung des heutigen Rathauses.

Auf den Sonne-Beitrag folgt mit Paul Ibenthaler wiederum eine Lörracher Persönlichkeit. Dorothea Schappacher hat sich mit dem Werk des Malers kritisch auseinandergesetzt und dessen Kunst auch im Zusammenhang mit psychologisch-soziologischen Aspekten beleuchtet.

Gleich zwei  Lörracher Themen hat Erhard Richter für die Jahresschrift beigesteuert. Er hat nicht nur die 50-jährige Geschichte der Burgfestspiele nachgezeichnet, sondern  auch neue Erkentnisse zum „Siebenbannstein“  entdeckt, der zwar die Jahreszahl 1790 trägt, aber schon 1606 erstmals erwähnt wird.

Der Jahresband kann über Horst Oettle, Tel. 07622/ 9517, zum Preis von 19 Euro bezogen werden. Mehr unter www.geschichtsverein-markgraeflerland.de