Die Statistik des Bundeskriminalamtes belege zudem: An fast jedem dritten Tag werde in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Alle 45 Minuten werde eine Frau Opfer von vollendeter oder versuchter gefährlicher Körperverletzung durch Partnerschaftsgewalt.
Die Annahme, häusliche Gewalt verstärke sich unter Pandemiebedingungen, werde nun zudem durch erste Untersuchungen bestätigt. So spricht der Weiße Ring von einer Zunahme um zehn Prozent bei den Hilfesuchenden nach häuslicher Gewalt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Eine Studie der TU München kommt zum Ergebnis, dass rund drei Prozent aller Frauen in Deutschland in der Zeit der Kontaktbeschränkungen im Frühjahr 2020 zu Hause Opfer körperlicher Gewalt wurden.
Dem gegenüber stehe ein seit Jahren komplett überlastetes Hilfesystem: Frauenhäuser seien schon vor Corona von steter Überbelegung und Vollauslastung gezeichnet gewesen. „Wir bekommen nahezu täglich Anfragen nach Aufnahme“, verdeutlicht Annette Perschke, die seit vielen Jahren im Lörracher Frauenhaus arbeitet.
Sie und ihre Mitstreiterinnen vertreten nach wie vor die Ansicht, dass mit zwölf Plätzen – und auch mit den zwei weiteren vom Kreistag genehmigten – der Landkreis immer noch in der Situation der absoluten Unterversorgung stehe. Eine Erweiterung auf 24 Plätze bliebe nicht mal die Hälfte dessen, was vor Ort benötigt würde, verdeutlicht Perschke.
Ausbau dürfe keinesfalls Sparmaßnahmen zum Opfer fallen
Das Team vom Frauenhaus fordert den Ausbau, er dürfe keinesfalls coronabedingten Sparmaßnahmen zum Opfer fallen.
An diesem Ziel arbeiten die Frauen weiter. Sie beabsichtigen erneut einen Antrag über das Investitionsprogramm auf Kauf und Umbau einer Immobilie zu stellen, um für 2022 eine Finanzierung gewährt zu bekommen. Da die Antragstellung an eine Frist gebunden ist, und es hierfür wieder die befürwortende Stellungnahme des Kreistages benötigt, werden aktuell Gespräche mit dem Kostenträger und den Fraktionen geführt.
Antje Lauber: „Wir kämpfen weiter. Gerade am Weltfrauentag ist es uns einmal mehr wichtiger denn je zu verdeutlichen: Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Gewalt gegen Frauen verursacht Kosten. Beim Hilfeangebot zu sparen, ist der falsche Weg.“