Lörrach Damit billig nicht teuer wird

Die Oberbadische
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Stadtentwicklung: Stadt setzt auf klimagerechtes Bauen wie bei der Mehrzweckhalle Tumringen (Foto) und will Vorbild für private Bauherren sein

Energie sparen und so den Klimaschutz fördern: Unter diesem Leitgedanken beschreitet die Stadt Lörrach seit zwei Jahrzehnten konsequent den Weg des effizienten Energiemanagements bei Neubauten und Sanierungen an eigenen Gebäuden.

Von Guido Neidinger

Lörrach. Angesichts des Klimawandels und steigender Energiekosten wird energieeffizientes Bauen immer wichtiger. Davon ist Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic überzeugt. „Klimaschutz an Gebäuden ist auch Kostenschutz“, betonte die Bürgermeisterin gestern in dem ferienbedingt menschenleeren Tumringer Mehrzweckhallenkomplex. Beim Bau der schmucken und modernen Halle wurden die ehrgeizigen Energiesparziele der Stadt ebenso wie bei anderen Neubauten umgesetzt. Beispielhaft zu nennen seien hier die Sporthallen Brombach, Rosenfels und die Albert-Schweitzer-Schule.

Das bedeutet: Die Stadt erlegt sich selbst höhere Energie-Standards auf, als vom Gesetzgeber gefordert. „Bei Neubauten muss mindesten der KfW-Effizienzhaus-55-Standard erreicht werden, und der Anteil an erneuerbarer Energie an der Wärmeerzeugung muss mindestens 75 Prozent betragen. Auch eine Photovoltaikanlage ist allgemein Pflicht“, erläuterte Britta Staub-Abt, Leiterin des Fachbereichs Umwelt und Klimaschutz im Rathaus.

Unumstritten ist das längst nicht immer – auch nicht im Gemeinderat, der sämtliche Bauprojekte genehmigen muss. Doch die Zahlen sprechen für sich. Laut Staub-Abt konnten seit 1999 rund 35 Prozent des Wärmeverbrauchs eingespart werden, und dies, obwohl sich die Flächen der städtischen Gebäude seither um 8,5 Prozent erhöht haben und gerade die Schulen deutlich intensiver genutzt werden als früher. Noch besser nachvollziehbar sind zwei andere Zahlen. „Hätten wir nichts getan, müssten wir heute nicht knapp 500 000, sondern 800 000 Euro für die Beheizung unserer Gebäude zahlen“, rechnete Annette Buchauer vor. Sie ist verantwortlich für den Fachbereich Grundstücks- und Gebäudemanagement im Rathaus. In den Jahren 2000 bis 2017 konnte die Stadt somit insgesamt 4,17 Millionen Euro einsparen.

Leider konnten die Verantwortlichen diesen Zahlen gestern nicht die entsprechenden Investitionskosten gegenüberstellen. Auch ohne diese Gegenüberstellung, davon ist Monika Neuhöfer-Avdic überzeugt, lohnen sich Energiesparmaßnahmen künftig noch mehr als heute, denn die CO 2-Bepreisung komme sicher und mache den Energieeinsatz noch einmal teurer.

Zu der positiven Entwicklung trägt auch der Energiemix bei. So beträgt der Biomasseanteil am Wärmeverbrauch rund 41 Prozent. Seit 2014 betreibt die Stadt keine eigene Ölheizung mehr.

Bei den Energieausgaben spielt das Thema Wärme eine besondere Rolle. Rund 72 Prozent des Energieverbrauchs bei städtischen Gebäuden entfallen auf die Wärmeversorgung.

Anders sieht die Bilanz beim Stromverbrauch aus. Hier stiegen die Kosten seit 2006 kontinuierlich, seit zehn Jahren um rund zehn Prozent. Dies liegt laut Neuhöfer-Avdic vor allem an der intensiveren Nutzung der Schulen durch vermehrten Ganztagesbetrieb und dem verstärkten Einsatz elektronischer Geräte wie Computer sowie stromintensiver Gebäudetechnik wie Lüftung und Aufzüge.

Dennoch sehen Neuhöfer-Avdic, Staub-Abt und Buchauer die Stadt auch hier auf einem guten Weg. Im Jahr 2017 betrug der Anteil an selbst erzeugtem und selbst genutztem Strom aus Blockheizkraftwerden sowie Photovoltaik-Anlagen 15,6 Prozent und der Anteil Ökostrom Gold 32,3 Prozent. Beim Strom liegen die Kosten seit 2015 im Bereich von 400 000 Euro jährlich. In den vergangenen Jahren sei eine leichte Kostensenkung erkennbar. Positiv wirkt sich hier die verstärkte Nutzung selbst erzeugten Stroms aus Blockheizkraftwerken und Photovoltaikanlagen aus.

Zusammenfassend betonte die Bürgermeisterin nochmals: „Uns treibt die Energiethematik grundsätzlich um. Wir möchten wegkommen von fossilen Brennstoffen.“ Die Stadt wolle verstärkt die Sonne als Energielieferant nutzen und beim Bauen künftig vermehrt auf heimisches Holz zurückgreifen.

„Wir sehen uns beim Bauen und Sanieren in einer Vorbildrolle“ für private Bauherren oder Unternehmen. Die Stadt wolle frühzeitig auch ausprobieren, wie regionale Wertstoffe beim Bauen eingesetzt werden können.

Dass diese Vorbildfunktion bereits Früchte trägt, glaubt Britta Staub-Abt bei den Bauherren des neuen Wohngebiets Belist erkannt zu haben. Die von der Stadt vorgegebenen Energiestandards würden nie in Frage gestellt. Bei der verpflichtenden kostenlosen Energieberatung der Bauherren sei das kein Thema.

Künftig will die Stadt nicht nur Energiestandards über spezielle Satzungen festlegen, sondern diese in den Bebauungsplänen festschreiben. Dann müssen sich laut Neuhöfer-Avdic nicht nur Bauherren daran orientieren, die Grundstücke von der Stadt erworben haben, sondern alle.

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