Lörrach Das mache ich doch mit links

Die Oberbadische
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Linkshänder I: Linkshänder sind in der Minderheit / Umschulung führt zu langwierigen Schäden

Von Lara Hackmann

„Das mache ich doch mit links.“ Das ist der Satz, der betonen soll, dass einem Rechtshänder etwas besonders leicht fällt. Für Linkshänder ist das bereits diskriminierend. Die offene Diskriminierung von Linkshändern gehört heute zwar der Vergangenheit an, aber noch immer haben es Linkshänder nicht leicht in einer Welt, die für Rechtshänder gemacht ist. Nur zehn bis 15 Prozent der Deutschen sind Linkshänder.

Lörrach/Basel. Babys greifen zunächst alles mit links. Mit der Zeit werden beide Hände benutzt, und ab dem Kindergartenalter wird dann klar, ob das Kind Links- oder Rechtshänder ist. „Am Anfang ist es für Kinder schwierig, herauszufinden, welche Seite denn nun dominant ist. Der Grund ist, dass die meisten Familien alles mit rechts anreichen – Rechtshänder sind die Mehrheit“, erklärt Brigitte Eichkorn, Linkshänder-Expertin und Onlineshop-Betreiberin für Linkshänderartikel aus Basel, im Gespräch mit unserer Zeitung. Entstehung Ein Mythos ist, dass das Gehirn bei Linkshändern anders funktioniert als bei Rechtshändern. Einen Unterschied gibt es jedoch: Die rechte Gehirnhälfte ist bei Linkshändern dominant, und bei Rechtshändern ist es die linke – dadurch entsteht die Händigkeit.

„Meistens weist dann der ganze Körper diese Dominanz auf. So sind viele Rechtshänder auch Rechtsfüßig, und Linkshänder schauen zum Beispiel mit dem linken Auge durchs Schlüsselloch“, erklärt Eichkorn. Überprüfung Die Händigkeit lässt sich ganz leicht überprüfen: „Ergotherapeuten und ausgebildete Händigkeitsprüfer bieten diagnostische Verfahren an. Alltagsrituale wie das Zähneputzen werden dabei geprüft und mit Punkten ausgewertet – es wird dann deutlich, welche Hand beziehungsweise Hemisphäre dominant ist“, sagte Eichkorn. Umschulung Wenn linkshändige Kinder nicht mit links, sondern mit rechts schreiben lernen, kann das zu LRS, Rechenschwäche, Konzentrations- und Sprachstörungen, ADS und ADHS führen. Diese Zusammenhänge seien vielen Eltern, Erziehern, und Lehrern nicht bekannt, betont Eichkorn: „Noch immer gibt es Erwachsene, die damals umgeschult wurden, und über Symptome klagen. Bei einer Rückschulung können diese verschwinden.“

„In Deutschland und in der Schweiz dürfen Schulkinder mittlerweile Linkshänder sein. Das war jedoch nicht immer so. Auch ich wurde in der Schule umgeschult und hatte damit zu kämpfen: Ich fing immer wieder an zu weinen und begann zu stottern“, erinnert sich die Linkshänder-Expertin. Auf eine Umschulung reagiere jeder anders. Denn: Noch bis 1980 wurden Schulkinder umgeschult – die rechte Hand galt einfach als die „schönere“. Diskriminierung In unserer Rechtshändergesellschaft erleben Linkshänder wegen ihrer Linkshändigkeit immer wieder eine Diskriminierung. Die Umschulung auf die rechte Schreibhand war und ist für Linkshänder die schlimmste.

Veraltet sei mittlerweile die negative Beurteilung von allem, was links ist in Deutschland. Früher war das anders.

„Es gab schon immer Vorurteile gegenüber irgendwelchen Minderheiten – und dazu gehört eben auch die Linkshändigkeit. In muslimischen Ländern ist die linke Hand jedoch noch immer verpönt“, erklärt Eichkorn.

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