Von Kristoff Meller
Lörrach. Laut dem städtischen Wikipedia-Eintrag  blieb Lörrach „dank der geografischen Ferne zu den Kriegsfronten, während des Zweiten Weltkrieges vergleichsweise unbeschädigt“. Natürlich lässt sich der Angriff   auf Brombach am 24. Februar 1945 nicht mit Hamburg oder Dresden vergleichen, auch gab es keinen Feuersturm, dennoch  dürfte es für den Lörracher Ortsteil die wohl größte Katastrophe in seiner Geschichte sein.
 
Das  Hauptziel des alliierten Angriffs war  die Rüstungsfirma „Teves“, der nach der Zerstörung ihrer Produktionsstätten in Frankfurt 1943 ein neuer Standort auf dem Firmenareal der Gebrüder Grossmann zugewiesen worden war.  In den Akten des Lörracher Stadtarchivs  befindet sich ein entsprechendes Schreiben vom 27. Oktober 1943 des Landrats. Darin heißt es: „Die Unterbringung der Angestellten und Arbeiter der nach Brombach verlagerten Rüstungsfirma Alfred Teves ist vordringlich. Die Verlagerung ist vom Oberkommando des Heeres befohlen, die Zimmer für die 600 bis 650 Belegschaftsangehörigen müssen beschafft werden (...) soweit sich die Wohnungsinhaber nicht freiwillig zur Abgabe der erforderlichen Räume bereit erklären, müssen diese beschlagnahmt werden.“
 
Im Februar 1945 wurden   sogar um die 1000 Arbeiter in Brombach beschäftigt, darunter viele Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Es kann nur vermutet werden, dass die Alliierten deswegen nicht an einem regulären Wochentag angriffen. Zum Zeitpunkt des Bombardements befand sich lediglich die Wochenendbelegschaft vor Ort, so dass die Opferzahl verhältnismäßig gering blieb.
 
Die genaue Zahl der Opfer lässt sich anhand der historischen Quellen jedoch nicht   eindeutig feststellen. Einige Verwundete kamen   nach Herten ins Lazarett und ins St. Elisabethenkrankenhaus und verstarben erst später. Die Brombacher Chronik spricht von 40 Toten allein „im Bahnhofsviertel“.  
 
In den Akten des Lörracher Stadtarchivs existieren 26 ausgefüllte Formulare für Bombenopfer  mit Datum vom 24. Februar. Darunter beispielsweise der „Fabrikdirektor  a. D.“ Karl Holzwarth, der „um 15.40 Uhr bei dem Luftangriff auf Brombach durch einen Volltreffer sofort getötet“ wurde. Ein Schreiben vom 26. Februar an das Standesamt listet  ebenfalls 23 zivile  Opfer und drei Wehrmachtsangehörige  auf.
 
Laut einem Text von Gerhard Moehring zur Lörracher Stadtgeschichte meldete der Brombacher Pfarrer Friedrich Schnell  „31 Tote und etwa 50 leicht und schwer Verwundete“. Moehring berichtet außerdem von einem zweiten Angriff am 27. Februar mit zwölf Bombern, der in der Beschreibung jedoch den Schilderungen diverser Zeitzeugen vom  24. Februar entspricht. Bei diesem seien mehr als 40 Tote zu beklagen gewesen.
 
Unterstützt wird die These eine zweiten Angriffs vom Ehrenfeld auf dem Brombacher Friedhof. Dort liegen heute 45 Personen begraben, die bei den  Angriffen vom 24. und 27. Februar getötet wurden. In einem Schreiben des Brombacher Bürgermeisteramtes von 1949 ist hingegen  nur 43 Personen die Rede: 32 Zivilisten  und elf Soldaten.
 
Doch nicht nur die genaue Opferzahl lässt sich heute schwer  klären, auch die Frage weshalb die Bomber am 24. Februar auf dem Rückweg  das Unterdorf angriffen, ist ungeklärt. Zeitzeuge Albert Picen vermutet, dass sie ihr eigentliches Ziel, den Haagener Bahnhof, knapp verfehlten. Auch Hanspeter Seilnacht teilt diese Anschauung: „Wenn  ein Westwind geweht hat, wurden die Bomben vielleicht abgelenkt“, versucht er im Gespräch mit unserer Zeitung die Treffer im Unterdorf zu erklären. Dort starben ebenfalls mindestens zwei Menschen, und mehrere Häuser wurden zerstört. Der ehemalige Ratsschreiber Adolf Schöchlin berichtete im Gespräch mit unserer Zeitung im Jahr 1995: „Noch bei Einbruch der Dunkelheit lag ein glutroter Feuerschein über Brombach.“  

Auszug aus der Brombacher Ortschronik:
„Auch in unserem Dorf schlugen am 24. Februar 1945 schwere Bomben Menschen und Gebäude zusammen. Die Fliegerstaffel – circa zwölf Bomber – flog an dem sonnigen Nachmittag von der Lucke her über unseren Ort. Die ersten schweren Brocken fielen rings um den Brombacher Bahnhof, zerstörten einige Wohnhäuser und trafen Teile des Betriebs „Teves“.
 

Auf dem Rückflug vom Dinkelberg her warfen die Flieger die restlichen Bomben auf das Unterdorf. Die Häuser Kiefer, Gräßlin, Wiedenbach, Betting und Albert wurden getroffen. Frau Knoll, deren einziger Sohn als Offizier im Ersten Weltkrieg gefallen ist, wurde in der Haagener Straße zu Tode getroffen, der Vater Enkerlin im Schopf an der Karlstraße zusammengeschlagen; im Bahnhofsviertel zählte man 40 Tote, meist Arbeiter der Firma Teves, darunter zwei Italiener, die aus der Görtzer Gegend stammten. Gegen 100, teils Schwerverletzte, brachten die Sanitäter ins Volk-schul-Lazarett.“ (Aus „Brombach 786 – 1972“ von Fritz Schülin)

Siehe auch Artikel „Ich sehe die Bomber heute noch vor mir“