Lörrach Der Bedarf steigt, das Personal fehlt

Kristoff Meller
 Foto: Archiv

Kinderbetreuung: Sachstandsbericht der Stadtverwaltung zur Entwicklung der Lörracher Kitalandschaft wird im Hauptausschuss vorgestellt

Lörrach - Die Lörracher Kitalandschaft ist vielfältig und wächst stetig. Gleichzeitig ist aber auch der Betreuungsbedarf deutlich gestiegen: Aktuell fehlen rund 80 Plätze, aber auch einige Fachkräfte. Das geht aus dem Sachstandsbericht für 2018 hervor, der am Donnerstag im Hauptausschuss vorgestellt wird.

„Es gibt einen großen Bedarf an qualitativ hochwertiger und quantitativ mehr Betreuung“, schreibt Fachbereichsleiter Gerhard Bukow. In Lörrach sei seit 1990 keine Abnahme der absoluten Zahlen der Null- bis Sechsjährigen eingetreten: Im vergangenen Jahr gab es in der Stadt rund 3200 Kinder, die noch nicht in die Schule gehen.

Darüber hinaus verfüge Lörrach durch sein Bildungs- und Betreuungsangebot über „eine Strahlkraft in die Region“. Deswegen sei der Bedarf an Kita- und Schulangeboten nicht weniger geworden. „Er ist durch eine Ausweitung der Erwerbstätigkeit, der Betreuungszeiten, mehr Vielfalt und Bildungsangebote sogar gestiegen“, so Bukow.

Er betont: „Ein hochwertiges und umfangreiches Kita-Angebot ist Grundbedingung für ein attraktives Lörrach.“ Regelmäßig führt die Verwaltung darum eine Bedarfsplanung durch. Der aktuelle Bericht gibt einen Zwischenstand bis zur „großen“ Bedarfsplanung 2020.

Träger und Einrichtungen

In Lörrach gibt es eine historisch gewachsene Vielfalt an Einrichtungen und Trägern. Neben den kirchlichen Kitas existiert eine Vielzahl freier Träger. Die Stadt nimmt hingegen eine untergeordnete Rolle in der Trägerschaft ein, ist aber mit der Gesamtsteuerung der Bedarfsplanung, Beratung und Zuschussabwicklung befasst. Im vergangenen Monat waren 2057 Plätze verfügbar, zusätzlich gab es 111 Kindertagespflegeplätze.

Die Größenverhältnisse sind laut Bukow „normal verteilt“. Die kleinste Kita mit 18 Plätzen wird von einem freien Träger getragen, die größte – die Innocel-Kita mit 140 Plätzen – ist städtisch.

Personal

Das pädagogische Personal besteht aus den gesetzlich geforderten Fachkräften und ihrer Leitung. Dazu kommen pädagogische Auszubildende. Praxisintegrierte Azubis werden extra ausgewiesen, da sie „oben drauf“ von der Stadt finanziert werden. Indes zeigt eine Tabelle (Stand 2016), dass bei den Fachkräften rund 13 Vollzeitstellen im Vergleich zu den Betreuungsplätzen unbesetzt waren.

Kosten der Kitas

Aufgrund des stetigen Ausbaus sind die Kosten in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die Stadt zahlt Investitionszuschüsse und Betriebskostenzuschüsse. Diese sind laut Bukow in den vergangenen sieben Jahren aufgrund des Kita-Ausbaus um rund 70 Prozent gestiegen. Die Mindesthöhe der Zuschüsse ist gesetzlich vorgegeben. 2018 wurden an konfessionelle und freie Träger insgesamt Zuschüsse in Höhe von mehr als 12,1 Millionen Euro gewährt.

Elternbeiträge

Elternbeiträge sind laut dem Fachbereichsleiter regelmäßig in der Debatte – zuletzt mit dem „Gute Kita-Gesetz“ und der gewünschten Beitragsfreiheit. Die Beiträge variieren je nach Wohnort, Träger, Einrichtung, Angebot und Einkommen.

Die Spannweite ist dabei bundesweit sehr groß. In Lörrach variieren die Kosten für Eltern um bis zu 100 Prozent: So betrug 2018 der niedrigste Beitrag in einer „VÖ“-Krippe (Verlängerte Öffnungszeiten) 1,47 Euro pro Stunde, der höchste 2,95 Euro. „Da die Beiträge von vielen Faktoren abhängen, ist hiermit keine Aussage über die betriebswirtschaftliche Angemessenheit der Beiträge in der Einrichtung verbunden“, erklärt Bukow.

Bedarfsplanung Ü3

Im Fünf-Jahres-Durchschnitt gab es 2018 in Lörrach 1836 Ü3-Kinder, die noch keine Schule besuchen. Diese Zahl schwanke jährlich, da sie von Zu- und Wegzügen, Kinder anderer Gemeinden und Geburtenzahlen abhänge. „Die Betreuungsquote nähert sich über alle Platzarten hinweg der 100-Prozent-Marke an“, schreibt Bukow.

Bei 1850 Ü3-Kindern und einer Ganztagsquote von 30 Prozent müssten 555 Ganztagesplätze vorgehalten werden. 2018 gab es daher ein Defizit von 60 Ü3-Ganztagsplätzen. Mittelfristig sei ein Defizit von 20 Plätzen zu erwarten.

Die Entwicklung zeige eine Konsolidierung der Anzahl der VÖ-Plätze und einen Anstieg der Ganztages-Plätze. Die Anzahl der Regelplätze sinke: „In der Regel werden die klassischen Regelplätze in Ganztages-Plätze umgewandelt. Da eine Ganztagesbetreuung länger andauert und daher mehr Personal benötigt, gehen dabei ohne eine Ausweitung der Ressourcen Kapazitäten verloren. So erklärt sich auch der steigende Ressourcenbedarf selbst bei gleicher Platzanzahl.“

Bedarfsplanung U3

Im Fünf-Jahres-Durchschnitt gab es 2018 1370 Kinder im U3-Alter. Auf dieser Basis seien 548 Plätze vorzuhalten, vorhanden waren 445. In der Bedarfsplanung 2018 wurde ein Defizit von mindestens 60 U3-Plätzen ausgewiesen. „Dabei wurde bereits eine zehnprozentige Überbelegung in Kauf genommen. Diese Rechnung geht zulasten der Betreuungsrelation“, schreibt Bukow. „Das Defizit sollte zeitnah reduziert werden.“ Und: „ In den Ortsteilen sollte eine Krippe für die U3-Betreuung geschaffen werden.“

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