Das dürfte die intensive Tempus fugit-Darbietung trotz ihrer ambitionierten Länge schaffen. In Spielszenen wird zunächst hohles Politikergerede karikiert. Aber auch in die Social-media- Welt Jugendlicher geswitcht, die sich selbst filmend oberflächliche, rein auf Außenwirkung bedachte Statements von sich geben und via Instagram & Co verbreiten.
Dann wird die Szenerie eingefroren, es werden Gesprächsrunden gebildet, die Zuschauer direkt einbezogen, befragt, Kommunikation gepusht. Die Schüler können mit den Akteuren direkt über die Sprache und Attitüde der Akteure sprechen, nachfragen, analysieren. „Was spricht dich an? Politiker-Rede oder authentische Jugendsprache?“, lautet dabei eine von vielen Nachfragen. Diese Interventionen fördern die Reflexion über das Gehörte und Gesehene, durch Teilhabe wird die Aufmerksamkeit erhöht.
Weiteres Element der Performance: Quizfragen klingen aus dem Off. Bei Zustimmung sollen sich die Zuschauer erheben. „Ist Dein Smartphone politisch? Ist die Auswahl Deiner Kleidung politisch? Ist Deine Liebesbeziehung politisch? Sind die Toiletten in Deiner Schule politisch?“ Fragen, die nachdenklich machen. Und die ebenso im Anschluss diskutiert werden sollen unter der Fragestellung: Wo steckt eigentlich überall Politik drin?
Es werden von den Theaterleuten Situationen geschaffen, in denen sich die Jugendlichen äußern dürfen, in denen sie aber auch immer wieder absichtlich und provokativ unterbrochen werden; in denen sie lernen sollen, Zuhören einzufordern.
In einer weiteren Sequenz sind typische Jugend-Sätze zu hören: von den Engagierten und den Desinteressierten. „Bei Politik komme ich nicht mit. Politiker reden krass kompliziert.“ Und auf der anderen Seite: „Wählen ist ein Privileg. Politik trifft alle. Ich möchte etwas ändern.“
Jede Menge Diskussionsstoff also für diese Performance, die sich keinesfalls elitär an Gymnasiasten richten will. „Wir wollen da ganz breit streuen.“ Mindestens bis 2021 soll das Projekt laufen. Interessierte Schulen können sich direkt an die Konrad-Adenauer-Stiftung wenden. „Es gibt sogar schon Wartelisten“, so Nina Zimmer. „Wir hoffen, mit diesem Stück die Lust und das Bewusstsein für politische Meinungsbildung zu schärfen“, ergänzt Karin Maßen. Politik brauche Wertschätzung statt vorschneller Urteile. Mit dem aktuellen Demokratieprojekt hofft sie, dazu einen Beitrag leisten zu können.
„Politik: mehr als Theater?!“ ist ein Demokratie-Training für eine junge Generation, die mit dem Bild aufgewachsen ist: Egal was man wählt, es kommt eh immer eine GroKo heraus. Die sich nicht verstanden fühlt von den älteren Generationen, die in Stadträten oder Parlamenten sitzen. In einer polarisierten Zeit, in der politische Gegner ein „Feind“ sind und Medien weniger vertraut wird.