Lörrach Der Sound einer Ära

Die Oberbadische
Passionierter Entertainer und virtuoser Sänger: Cosmo Klein. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Musik: Marvin-Gaye-Fans kamen zur Saisoneröffnung im Burghof auf ihre Kosten

Von Veronika Zettler

Lörrach. Mit Cosmo Klein, einem grandiosen Sextett und einer Verneigung vor Marvin Gaye ist der Burghof am Mittwoch in die neue Saison gestartet. Die Zuhörer tanzten mit.

Cosmo Klein, den Fans als vielseitiger Mann bekannt, widmet sich in einem seiner zahlreichen Projekte der Musik von Marvin Gaye. Zum einen, weil die Soul- und R&B-Ikone zu seinen musikalischen Vorbildern zählt. Zum anderen, weil er es kann: Der 40-jährige Sänger, Produzent und experimentierfreudige Netzwerker aus Berlin hat sowohl den Stimmumfang als auch das Timbre des „Prince Of Soul“ auf dem Kasten. Für den Rest, ohne den allerdings nichts ginge, sorgt eine illustre All-Stars-Band: Peter Weniger am Saxofon, Florian Menzel an der Trompete, der TV-bekannte Claus Fischer am Bass, dazu Schlagzeuger Jost Nickel – er spielte im Sommer mit Jan Delay in Lörrach – sowie Jazzgitarrist Hanno Busch und an den Tasten Till Sahm.

Ausgerechnet Gayes spektakuläre Londoner Palladium-Show aus dem Jahr 1976 nachzuspielen, entpuppte sich als Herausforderung, die den ein oder anderen Musiker zunächst schreckte. Erst Claus Fischer hatte die Chuzpe, jene verwegene Idee, die im Berliner Jazzclub „A-Trane“ geboren wurde, anzugehen und die Musik zu transkribieren, erklärt Cosmo Klein im ordentlich besuchten, aber nicht ganz vollen Burghof. „Was ich so liebe, sind diese unglaublichen Arrangements“, ergänzt er.

So liefert die Band wie seinerzeit Marvin Gayes ungleich größere Formation einen kraftstrotzenden Querschnitt durch die Produktion des Motwon-Zugpferds bis Mitte der 70er Jahre. Spätere Hits wie „Sexual Healing“ fallen damit weg, dafür sind reihenweise andere berühmt gewordene Nummern zu hören wie „I Heard It Through The Grapevine“ (1968) oder das ein Jahr früher entstandene „Ain’t No Mountain High Enough“ – beide wie im Originalkonzert elegant in Medleys verpackt.

Einen ersten glanzvollen Streifzug in die Ära des Funk gibt es mit „Trouble Man“, das Marvin Gaye als Filmmusik zum gleichnamigen Blaxploitation-Thriller aus dem Jahr 1972 und inspiriert von Soundtracks wie Isaac Hayes’ „Shaft“-Musik schrieb. Nach dem ersten Medley, gefüllt mit Hits aus den 60ern wie „You’re A Wonderful One“ oder „Hitch Hike“, geht Cosmo Klein hier und da auch auf die Biografie von Marvin Gaye ein, der am 1. April 1984, einen Tag vor seinem 45. Geburtstag, vom eigenen Vater erschossen wurde. Unter anderem imitiert Klein die mitunter verstrahlt anmutenden Ansagen des 1939 geborenen Sängers, der seine Bühnen- und sonstigen Ängste mit diversen Drogencocktails in Schach zu halten pflegte.

Beim kompliziert gebauten „Since I Had You“ demonstriert Klein sein variables Stimmvermögen im Stile Gayes. Dessen „Vocal Range“ umfasste immerhin vier Oktaven. Im zweiten Medley mit Stücken vom Motown-Erfolgsalbum „What’s Going On“ läuft die spielfreudige Combo zur Hochform auf: Treibende Bläser, funkiger Bass, viriler Gaye-Sound und ein Peter-Weniger-Solo zum Niederknien. Oder zum Aufstehen, wie es die Hälfte der Zuhörer tut, um zwischen den Stuhlreihen zu tanzen.

„Ich werde das Unmögliche möglich machen und die Duette alleine singen“, scherzt Klein beim dritten Medley, um mit Songs wie „It Takes Two“ allmählich in ruhigere Gewässer einzufahren.

Als Zugabe gibt es unter anderem die zuckersüße Ballade „Distant Lover“ sowie „Kiss“ von Prince, dem, man ahnt es, Cosmo Klein und Claus Fischer in Kürze ein Programm widmen wollen.

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