Das bestätigte auch Peter Kleinmagd. In vielen Fällen sei die Stadt beispielsweise Verträge mit sozialen Trägern eingegangen und könne deshalb bei den Zuwendungen keine Abstriche machen. Der Spielraum beim Ergebnishaushalt sei in der Tat „nicht so groß“, räumte Kleinmagd ein.
Bernnat hofft auf Rettungsprogramme
Ähnlich trüb wie Margarete Kurfeß schätzt auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Hubert Bernnat die Aussichten ein: „Meine Fantasie versagt, dass wir das nachhaltig sinnvoll für die Stadt regeln können.“ Dies laut Bernnat vor allem deshalb, weil den Kommunen und damit auch der Stadt Lörrach die Möglichkeiten dafür fehlen. Während Bund und Land sich – zumindest vorübergehend – durch eine massive Neuverschuldung retten, müssten die Kommunen ausgeglichene Haushalte vorlegen. Das aber sei nicht machbar. Bernnat hofft auf Rettungsprogramme von Bund und Land für die Kommunen oder darauf, die Schuldenbremse für zwei oder drei Jahre auszusetzen.
Werden diese Möglichkeiten nicht geschaffen, bliebe der Stadt Lörrach laut Bernnat nur, sämtliche Investitionen einzufrieren. „Das aber wäre katastrophal für die Wirtschaft.“ Zumal die anstehenden Investitionen in Lörrach wichtig und sinnvoll seien. Bernnat nannte beispielhaft die unbedingt notwendigen massiven Investitionen in die Schulen. Wenn alle Stricke reißen, müsste man laut Bernnat noch einmal über den Bau des Museumsdepots ebenso nachdenken wie über die Aufwertung des Zollquartiers in Stetten – beides vom Gemeinderat schon beschlossen.
Lindemer: Finanzdesaster der Stadt „hausgemacht“
Losgelöst von den Auswirkungen der Corona-Pandemie bezeichnet Matthias Lindemer, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, das drohende Finanzdesaster der Stadt als „hausgemacht“. Lindemer hält die Kosten für die Gebäudeinvestitionen seit langem für deutlich überhöht – bis zu 50 Prozent.
„Wenn wir diese Kosten nicht dauerhaft in den Griff bekommen, dann wird unser Haushalt immer desaströser.“ Der Stadtverwaltung wirft Lindemer vor, dass sie diese Negativentwicklung hätte kommen sehen müssen. Es sei ein Fehler, immer darauf zu bauen, dass die Einnahmesituation dauerhaft gut sei. Die einzige Chance, um den nächsten Haushalt in den Griff zu bekommen, sieht Lindemer darin, bei den Gebäudeinvestitionen tief in die Kostenstrukturen zu gehen. Nur dann seien Einsparungen in der notwendigen Millionenhöhe erzielbar.
Lusche fordert Offenlegung aller Zahlen
Einen weiteren Punkt bringt Ulrich Lusche (CDU) ein. Wenn die Ursachen für die drohende finanzielle Schieflage nicht nur coronabedingt, „sondern strukturell bedingt und schon länger bekannt sind, dann wäre das für mich ein immenser Vertrauensbruch.“ Lusche fordert vom Oberbürgermeister die exakte Offenlegung aller Zahlen und Fakten.