Zum Tag des Friedhofs lädt die Verwaltung Interessierte auf den Hauptfriedhof ein. Es gibt Führungen mit viel Hintergrundwissen. Für den Leiter Olaf Andris ist es ein besondere Ort: ein Ort der Trauer, aber auch des Lebens und der Begegnung. Warum ist das so?
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Den Bibelgarten mit dem diesen Sommer eingeweihten Bücherschrank findet Olaf Andris besonders schön. Denn gerade hier kommen die Menschen zusammen, finden zum Gespräch, greifen vielleicht zum Buch und lassen sich auf einem der insgesamt 100 Friedhofstühle nieder, die von Besuchern beliebig gruppiert genutzt werden können. Während der eine sich still an das Grab eines geliebten Menschen setzt, positionieren sich manche andernorts einander zugewandt zum gemeinsam Reden – oder Schweigen.
Ein schöner Ort
„Der Lörracher Friedhof ist ein bemerkenswert schöner Ort“, findet Olaf Andris. Und natürlich gibt es viel über dessen Geschichte zu erzählen. Das wird er am Sonntag bei den rund 45-minütigen Führungen tun. Er verschafft auch einen Überblick über neue Grabangebote und darüber, wie der Friedhof für eine noch bessere Aufenthaltsqualität weiter umgestaltet werden soll.
Die Besucher können bei einer weiteren Führung zudem genauen Einblick in die Arbeit des Krematoriums gewinnen. „Da geht es dann ums Technische: Wie funktioniert der Ofen, wie sehen die einzelnen Arbeitsgänge aus.“
Wichtiger Ort der Trauer
Ein Friedhof ist ein wichtiger Ort der Trauer, weiß Andris. Die Bestattungskultur wandele sich mehr und mehr. Früher hätten besonders die Kirchen mit den entsprechenden regelmäßigen Ritualen viel Trauerbegleitung übernommen. „Das wird immer weniger praktiziert“, weiß er. „Trauer muss aber gemeinsam erlebt werden“, betont er. Unverarbeitete Trauer kombiniert mit psychischer Alltagsbelastung könne die Betroffenen an ihre Grenzen bringen. Und so möchte er, dass der Lörracher Hauptfriedhof auch ein Ort der Verarbeitung ist. Aufenthaltsräume zu schaffen, ist ihm ein großes Anliegen. Ein Trauercafé sei aufgrund der Örtlichkeiten leider nicht realisierbar, erläutert er weiter. Aber auch so sollen den Besuchern bestimmte Bereiche besonders als Begegnungsort dienen.
„Der Tod gehört zum Leben“. Gespräche mit anderen Trauernden oder mit solchen, die die Trauer schon größtenteils überwunden haben, die Perspektiven aufzeigten, Mut machten – das könne helfen. Und so freut sich Olaf Andris, wenn er Menschen erlebt, die sich zusammensetzen, ins Plaudern kommen, sogar zusammen fröhlich sein können.
Biodiversität auf dem Gelände
„Bei der Umgestaltung des Friedhofs sind wir auf einem guten Weg“, bilanziert er. Im übrigen sei der Friedhof auch ein wichtiger ökologischer Rückzugsraum. 1991 nach einem Sturm wurde aufgeforstet, insgesamt befinden sich noch viele mächtige Bäume auf dem Areal. „Der Klimawandel macht sich aber auch hier bemerkbar“, sagt der Friedhofsleiter. Biodiversität findet er wichtig, eine entsprechende Bepflanzung wurde am Eingang als „Hummel-Tummel-Wiese“ angelegt. Zudem tummeln sich auf dem Gelände viele Tiere: Eichhörnchen, Igel, Eichelhäher, Bunt- und Grauspechte und weitere Vögel, ein Imker hat sechs Bienenstöcke aufgestellt. „Rehe haben wir manchmal auch, die sind allerdings weniger willkommen“, sagt der Friedhofsleiter. Unter ganz unterschiedlichen Aspekten dürfte es also beim Tag des Friedhofs viel zu entdecken geben.
Die Friedhofsverwaltung lädt am Sonntag, 22. September, anlässlich des bundesweiten Tages des Friedhofs die Bürger auf den Hauptfriedhof ein. Seit 2001 wird zum Tag des Friedhofs die Bevölkerung eingeladen, die örtlichen Ruhestätten zu besichtigten. Dieses Jahr nimmt die Stadt Lörrach zum zweiten Mal unter dem Motto „endlich und lebendig“ teil. Nach Eröffnung der Veranstaltung um 11.30 Uhr finden jeweils um 12 und 14.30 Uhr Führungen über den Friedhof und durch das Krematorium statt. In der Kapelle ist um 13.30 Uhr ein kleines Orgelkonzert, und im Anschluss folgt ein Vortrag zum Thema Bestattungen in verschiedenen Kulturen und Ländern mit Bezug auf die Lörracher Friedhöfe. Ab 12 Uhr präsentieren sich rund um die Kapelle und in den Gebäuden der Friedhofsverwaltung Kirchenvertreter, Bestatter und Steinmetze.