Lörrach Der Wald wächst

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Fläche und wirtschaftlicher Ertrag  erhöht / Zunehmende Bedeutung für Erholung und Klimaschutz / Forsteinrichtungserneuerung für die Jahre 2018 bis 2027  

Der Lörracher Wald ist in einem guten Zustand. Zwischen 2008 und 2016 konnten bei der Holzernte leichte bis deutliche Überschüsse erwirtschaftet werden. In den kommenden zehn Jahren soll der Hiebsatz aber deutlich reduziert werden, denn der Wald hat inzwischen nicht mehr nur eine ökonomische Bedeutung, Themen wie Naherholung, Klimaschutz oder Trinkwasserspeicherung rücken immer stärker in den Vordergrund. Das wurde kürzlich bei der Vorstellung der Forsteinrichtungserneuerung für die Jahre 2018 bis 2027 im Ausschuss für Umwelt, Technik, Bildung und Soziales deutlich.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Mit 1146,9 Hektar hat die Waldfläche auf Lörracher Gemarkung inzwischen eine „stattliche Größe“ erreicht, stellte  Forsteinrichter Andreas Sippel vom Regierungspräsidium Freiburg  in seinem Vortrag fest. Der größte Teil davon ist Wirtschaftswald.

Baumarten
Es dominieren die Laubgewächse mit einem Gesamtanteil von 83 Prozent. Fast die Hälfte aller Bäume (45 Prozent) sind aktuell Rotbuchen, dahinter folgt die Eiche (elf Prozent) und die Esche (zehn Prozent). Die Nadelbäume machen einen Gesamtanteil von 17 Prozent aus, wobei die Fichte (sechs Prozent) und die Lärche (vier Prozent) am häufigsten vorkommen.

Insgesamt attestierte Sippel dem Wald eine „große Vielfalt“, was sich positiv auf die Stabilität auswirke. Darum sei  die Forstbehörde bemüht, den Bestand so zu steuern,  dass keine Art zu sehr dominiert. Indes, so Sippel: „Nadelwald hätten wir hier von Natur aus keinen.“ Doch gerade dieser sei ökonomisch sehr interessant und auch für das Waldbild eine „optische Bereicherung“.

Forsteinrichtungserneuerung
Bei der Forsteinrichtungserneuerung wird nicht nur der Zustand des Waldes überprüft, sondern auch die wirtschaftlichen Erträge der letzten zehn Jahre dargestellt sowie der Plan für die Nutzung in den kommenden zehn Jahren beschlossen. Die Nutzung zwischen 2008 und 2017 sei sehr hoch gewesen. Sippel: „Das ausgegebene Ziel vor zehn Jahren war es, einen deutlichen Überschuss zu erwirtschaften.“ Rund 9400 Festmeter sollten jedes Jahr gefällt werden.  

Nach fünf Jahren habe es aber Differenzen über diese Zielsetzung gegeben, woraufhin der Hiebsatz reduziert wurde. Insgesamt wurden zwischen 2008 und 2017 93 436 Festmeter geschlagen. Der Holzvorrat habe dennoch von 402 058 auf 403 761 Festmeter zugelegt.

Wirtschaftsergebnis
Die betriebswirtschaftlichen Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor. Laut Sippel sei man aber „leicht im Plus“ gewesen und habe damit an die „recht erfreuliche“ betriebswirtschaftliche Bilanz der Jahre zuvor anknüpfen können. Bis auf den leichten Negativ-Ausreißer 2016 habe man in allen Jahren „leichte bis deutliche Überschüsse“ erwirtschaftet.

Der Gesamtüberschuss von 504 552 Euro sei angesichts  des großen Laubbaumanteils „sehr  respektabel“. Hauptentscheidend dafür sei die positive Entwicklung der Holzpreise gewesen.
Planung 2018 bis 2027

„Wir schlagen vor, den Hiebsatz deutlich zu reduzieren“, sagte Sippel. Die Überschüsse der vergangenen Jahre werden sich dadurch natürlich nicht mehr erreichen lassen, gleichwohl ist Sippel zuversichtlich, dass der Betrieb „in den schwarzen Zahlen“ bleibt. Im Gremium gab es große Zustimmung für diese Planung.

Wildverbiss, Sturm und Krankheiten
„Der Wald ist ein Naturgebilde, das wir nicht wirklich im Griff haben“, erklärte Sippel.  Dennoch konnte in den vergangenen Jahren „sehr planmäßig“ gearbeitet werden. Neben kleineren Beeinträchtigungen durch Sturmschäden  kam es auch zu Wildverbiss: „Die Eichen schmecken den Rehen besonders gut“, sagte Sippel. Darum sei ein Zaunschutz notwendig.

Auch bei Kirsche, Nuss, Ulme, Linde und einigen Nadelbäumen mache der  Verbiss Einzelschutzmaßnahmen erforderlich. Hinzu kam das Eschentriebsterben aufgrund von Pilzbefall. Insgesamt wurden aufgrund von Dürre, Pilzen und Insekten rund 2000 Festmeter außerplanmäßig gefällt.

Neupflanzungen
Für eine nachhaltige Bewirtschaftung müssen die Lücken im Forst wieder geschlossen werden. „Mann muss in den Wald reinvestieren“, so Sippel. Fast 70 000 Bäume wurden darum in den vergangenen zehn Jahren neu gepflanzt.

Vielfältige Funktionen
„Der Wald ist uns in seiner Vielfalt wichtig und nicht nur als Geldquelle“, erklärte Bürgermeister Michael Wilke. Vor zehn Jahren, als die letzte Forsteinrichtungserneuerung beschlossen wurde, seien die Voraussetzungen noch andere gewesen. Inzwischen seien die Funktionen Erholung, Klimaschutz, Trinkwasserspeicherung „in den Vordergrund gerückt“. Diese unterschiedlichen Aspekte „unter einen Hut zu bekommen is jedoch nicht immer einfach“, ergänzte Sippel.

Waldrefugien und Bannwald
Inzwischen existieren diverse Gebiete mit unterschiedlichem Schutzstatus im Wald. Neben sogenannten FFH-Schutzgebieten (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, Natura 2000), gibt es  Waldrefugien und  Bannwaldgebiete (43 Hektar) sowie 41 Biotope. Beim Totholz weist der Lörracher Wald  mit 37 900 Festmetern laut Sippel eine guten Wert auf, der „deutlich über dem Landesdurchschnitt“ liege.

„Mehr Mut“ bei der Ausweisung zusätzlicher Waldrefugien, die aus dem Wirtschaftsbetrieb genommen werden, forderte unterdessen Stephan Berg (Grüne). Derzeit existieren acht Refugien, die auch als Ausgleichsmaßnahme für Baugebiete benötigt werden.

„Wir sollten den Wald nicht nur als rein ökonomische Fläche sehen und wirtschaftlich ausbeuten“, befand auch Hubert Bernnat (SPD). „Der Wald ist ein Kulturgut.“  Laut Bürgermeister  Wilke spreche nichts dagegen, weitere Flächen dafür auszuwählen: „Sie können in Zukunft sicher mutiger sein.“


Zahlen & Fakten
Forstliche Betriebsfläche (Stand 1. Januar 2018): 1146,9 Hektar (2008: 1138,3 Hektar). Davon sind 43,9 Hektar als Waldrefugium und Bannwald ausgezeichnet.

Betriebswirtschaftliches Ergebnis, Erlöse: 4,73 Millionen Euro, Betriebskosten: 3,72 Millionen Euro, Verwaltungskosten: 504 913 Euro, Überschuss: 504 552 Euro.

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