Lörrach Der Weg ist noch weit

Die Oberbadische
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ÖPNV: Emissionsfreier Busverkehr laut Stadtwerken noch Zukunftsmusik. Hybridfahrzeuge als Zwischenlösung denkbar.

Ein Einstieg in die Wasserstoff- beziehungsweise Brennstoffzellentechnologie ist beim Lörracher Stadtbusverkehr noch nicht sinnvoll. Zu diesem Ergebnis kommen die Stadtwerke nach einer ausführlichen Prüfung. Auch der Einsatz von reinen Elektrobussen ist noch nicht wirtschaftlich darstellbar, Hybridfahrzeuge könnten hingegen eine Zwischenlösung sein.

Von Kristoff Meller

Lörrach. „Die Serienreife ist bei Wasserstoffbussen noch nicht erreicht“, schreibt Wolfgang Droll, Betriebsleiter Stadtwerke, in der Vorlage für die Sitzung des Betriebsausschusses, der am Donnerstagabend über das Thema im Burghof diskutierte. Hintergrund war ein Antrag der SPD-Fraktion vom 28. März 2019, der die Verwaltung aufforderte, einen Einstieg in die genannten Technologien und dessen wirtschaftliche Tragbarkeit zu prüfen.

Die Stadtwerke beobachten laut Wolfgang Droll die Entwicklung und den Fortschritt der mit Wasserstoff angetriebenen Busse im täglichen Einsatz bei verschiedenen Verkehrsunternehmen intensiv – unter anderem in Wuppertal bei der WSW Mobil GmbH, im Rhein-Main-Gebiet und bei der Regionalverkehr Köln GmbH. „Wenn die Serienreife erreicht ist, und es eine entsprechende Förderung gibt, werden wir mit dem Thema auch in die Gremien kommen“, versicherte Droll im Gespräch mit unserer Zeitung.

Sehr aufmerksam verfolgen die Stadtwerke laut Droll aktuell den Einsatz von Brennstoffzellen-Hybridbussen in Stuttgart. Diese nutzen zwei Energiequellen – Brennstoffzelle und Batterie. Der Strom wird laut Droll in den Brennstoffzellen aus dem mitgeführten Wasserstoff und Luft erzeugt. Die Batterie diene als Zwischenspeicher auch für die zurückgewonnene Energie beim Bremsen.

Durch die Mitgliedschaft in der VDV Elektromobilitätsgruppe, in der zahlreiche Verkehrsunternehmen miteinander vernetzt sind, bestehe zudem ein regelmäßiger Austausch an Informationen zum Thema emissionsfreier Busverkehr, so der Betriebsleiter. Der Weg zur Marktreife, einer industriellen Serienfertigung und dadurch sinkenden Anschaffungskosten sei beim Thema Wasserstoff allerdings noch weit: „Ersatzteile sind bislang teuer und schwer zu beschaffen, und es gibt oft lange Lieferzeiten. Dadurch stehen Busse zum Teil länger still“, gibt Droll zu bedenken. Zudem verfüge Lörrach nicht über die Möglichkeiten großer Verkehrsunternehmen mit eigenen Werkstätten und Ingenieuren.

Die Batterietechnologie ist hingegen schon weiter. Ein elektrisch angetriebener Bus wird bekanntlich seit Oktober 2019 auf der Linie 7 eingesetzt. Der Einsatz verlief laut Droll bislang ohne Ausfälle.

Allerdings müsse der Bus nach sieben bis acht Stunden aufgeladen werden, während ein moderner Diesel-Bus bis zu 14 Stunden unterwegs sein könne. Erst wenn ein E-Bus diese Umlaufzeiten erreiche, rechne sich der Einsatz wirtschaftlich, erläuterte der Betriebsleiter. Ansonsten müssten pro Linie zwei Fahrzeuge eingesetzt werden – aktuell übernimmt am Nachmittag ein Diesel-Bus die Route.

Emissionsfrei im Stadtgebiet

Eine Alternative zu dieser kostenintensiven Zwei-Fahrzeug-Variante könnte laut Droll der Einsatz von Hybridbussen sein, die innerorts mit der Batterie emissionsfrei unterwegs sind und außerorts für die Steigungen und bei höherer Geschwindigkeit Diesel als Energiequelle nutzen. Die Hybridtechnologie erreiche bereits die höheren Einsatzzeiten, weshalb die Stadtwerke laut Droll bei der SWEG darauf drängen werden, dass das Verkehrsunternehmen bei Neuanschaffungen verstärkt auf Hybridmodelle setzt.

Das Thema Wasserstoff werde indes laut der Vorlage nicht außer Acht gelassen, allerdings müsse dafür eine entsprechende Instandhaltungs- und Ladeinfrastruktur errichtet und finanziert werden. Außerdem müsse eine umweltfreundliche Herstellung und eine sichere Lagerung gewährleistet werden. „Sollte es irgendwann eine Entscheidung für Wasserstoffbusse geben, werde ebenfalls mit dem Energiedienst Rheinfelden verhandelt werden“, schreibt Droll.

Unabhängig von der eingesetzten Technologie sei es aber grundsätzlich sinnvoll, den Öffentlichen Verkehr weiter zu stärken: „Selbst wenn wir nur moderne Diesel-Busse einsetzen, sparen wir im Verhältnis zum motorisierten Individualverkehr Energie und stoßen weniger Emissionen aus.“ Vorausgesetzt es gelingt, genügend Menschen zum Umsteigen zu bewegen.

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