Lörrach Deutschlands bekanntester Franzose

Christine Breuer
Alfons: witzig und nachdenklich       Foto: Guido Werner

Kabarett: Alfons unterhält im Lörracher Burghof / Kleine Seitenhiebe zur Mentalität

Von Christine Breuer

Lörrach. Das hat er mehr als zwei Jahre lang vermisst: den Beifall. Alfons stürmt auf die Bühne, badet im Applaus und freut sich sichtlich, wieder im fast ausverkauften Burghof zu sein.

Sein neues Bühnenprogramm „Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und gibt es dort genügend Parkplätze?“ konnte er bisher kaum präsentieren. Corona hat ihn ausgebremst. Auch sein Auftritt in Lörrach war gefährdet. „Ich bekam einen Anruf: Du Alfons, die Corona-Zahlen gehen hoch, vielleicht müssen wir den Abend absagen.“ Nein, habe er gesagt, auf keinen Fall! Es sei ihm auch egal, ob niemand im Publikum sitze, er werde auftreten. Und nun steht er da mit seinem Klemmbrett, die Haare diesmal nicht mit Gel angeklatscht, aber in der unvermeidlichen orangefarbenen Trainingsjacke, amüsant, lebendig, authentisch, Deutschlands bekanntester Franzose eben.

„Anfang 2020 wussten wir alle, es gibt eine Pandemie, und das ist richtig sch…. – für die Asiaten. Ich war gerade im Urlaub in Frankreich und bekam einen Anruf von zuhause: Komm schnell heim, sie machen die Grenzen zu! Und bring Klopapier mit!“

Der charmante Franzose, mit bürgerlichem Namen Emmanuel Peterfalvi, hält uns einen Spiegel vor. Den Alltag in Deutschland scharf beobachten und mit dem französischen vergleichen, das ist seine Leidenschaft. Zum Beispiel in der jetzigen Energiekrise. „In Frankreich verstehen wir gar nicht den Streit um eure drei Atomkraftwerke. Was soll das? Wir haben 56 AKWs, und wir sind sehr stolz darauf. Jeder ist dafür, außer den beiden französischen Grünen. Alle heizen mit Strom, und die Häuser sind kuschelig warm, aber so schlecht isoliert, dass im Winter der Schneemann im Garten schmilzt.“ Allerdings seien nun 28 AKWs bei der Revision durchgefallen, und man müsse Strom aus Deutschland beziehen. Den Winter fürchtet er nicht: „Wir werden im Dunkeln bei sechs Grad Idealtemperatur Champagner trinken.“

Alfons ist in Paris im V. Arrondissement in einem Mehrfamilienhaus aufgewachsen. Liebevoll beschreibt er seine schrulligen Mitbewohner: „Stalin“ aus der 4. Etage, der abends überlaut russische Musik hört, den „General“, der mit Belmondo-Filmen in Stadionlautstärke dagegenhält sowie der Steinzeitforscher, der zu jeder Tageszeit im Bademantel herumläuft, die alte Lehrerin, die mit ihrem Gehstock auf alle einschlägt und Frieden stiftet, und schließlich die Concierge, eine Institution in Frankreich.

In seinem Programm spürt er auch dem Ursprung des Menschen nach und erzählt, dass schon die Höhlenbewohner Angst vor Fremden hatten. „Schau mal, da kommt ein Fremder. Schnell, schnell Kinder und Frauen versteckt euch. Aber zum Glück gab‘s immer eine, die gesagt hat: Wir schaffen das.“ Schließlich könnten wir doch alle viel voneinander lernen. „Als die Menschen das Feuer entdeckt haben, konnten die Franzosen Fleisch braten. Nur die Deutschen hatten Stress. Nun brauchen wir Brandschutzbestimmungen und Notausgänge!“ – kleine Seitenhiebe auf die deutsche Mentalität.

Alfons ist witzig, komisch und unterhaltsam, zugleich aber nachdenklich und tiefsinnig. Er bewegt sich auf der Bühne, als wäre es sein Wohnzimmer, immer das Publikum fest im Blick. Seine Pointen kommen mit Leichtigkeit, charmant dazu: sein weicher französischer Akzent. Eine kleine Flucht aus dem Alltag, der uns spätestens draußen alle wieder einholt.

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