Lörrach Diabolisch-skurriler Prozess

Markus Greiß
Versicherungsvertreter Traps (Hans Kaufmann) wird vom „Freizeitgericht“ (v.l.): Julia Matt, Katrin Mörgelin-Oehler und Anette Eckstein) in die Mangel genommen. Foto: Markus Greiß

Gut & Edel: Packende Theater-Premiere von Dürrenmatts „Die Panne“ im Nellie Nashorn.

Lörrach - Es ist ein absurdes Theater, in das Alfredo Traps (Hans Kaufmann) da gerät. Eigentlich sucht der mit seinem Auto liegengebliebene Versicherungsvertreter in einer nahegelegenen Villa nur eine Bleibe für die Nacht. Stattdessen wird er von drei diabolisch geschminkten Damen – Mutter, Tochter und Dienstmädchen des Hauses – in ein gefährliches Gerichtsspiel verstrickt.

Und dieses überzeugend dargebotene Spiel hält das Publikum am Donnerstagabend bei der Premiere von „Die Panne“ in Atem. Regisseur Vaclav Spirit hat Dürrenmatts schwarze Komödie für die im Nellie beheimatete Theatergruppe Gut & Edel so bearbeitet, dass es von einem vierköpfigen Ensemble auf die Bühne gebracht wird – und nicht von elf Personen, wie ursprünglich vorgesehen.

So vereinen die drei Schauspielerinnen jeweils mehrere Rollen auf sich und wechseln sich darin ab. Weiht Tochter Justine (Julia Matt) als Verteidigerin Traps anfänglich in die Regeln des Justizspiels ein, schlüpft sie schon bald in die Rolle der Staatsanwältin. Das Dienstmädchen (Katrin Mörgelin-Oehler) fungiert nebenbei noch als Henkerin.

Die Absurdität des „Freizeitgerichts“, das ohne Gesetzesbücher und Paragrafen richtet, gipfelt indes in der Doppelrolle der Mutter (Anette Eckstein), die zeitweilig als Richterin und Verteidigerin in einer Person auftritt.

Das irre Trio bringt den arglosen Traps mit weiblichen Reizen, regelmäßigen Rotweindosen und schrägen Musikeinlagen um den Verstand. „Haben Sie jemanden umgebracht? Vielleicht vergiftet? Mozart wurde womöglich auch vergiftet!“, flüstert ihm seine Verteidigerin ein. Dem Publikum klingt da noch Mozarts „Kleine Nachtmusik“ im Ohr, die das Ensemble gerade am Klavier und an der Violine persifliert hat.

Findet Traps das „köstliche Gesellschaftsspiel“ erst noch „zum Totlachen“, wird es ihm zunehmend unheimlich.

Für das Gericht entwickelt sich der Prozess hingegen wunderbar: Es stöbert einen Toten auf, deutet einen Herzinfarkt in einen Mord um, findet ein Motiv und konstruiert einen Tathergang. Und weil Traps nach seiner Autopanne nun auch noch eine „geistige Panne“ erlitten hat, wie seine Verteidigerin konstatiert, erfreut er das Tribunal sogar mit einem „wunderbaren Geständnis“. Der erfolgreiche Prozessverlauf muss natürlich gebührend gefeiert werden. Doch dann nimmt das Stück mit der dritten Panne eine überraschende Wendung… Weitere Aufführungen: heute Abend sowie am 9. bis 11. Mai, jeweils um 20 Uhr; Infos und Tickets unter www.nellie-nashorn.de

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