Lörrach - „Es gibt in Europa außer der Schweiz kein Land, das so am Bargeld hängt wie wir.“ Diese Aussage machte Markus Mayer, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Lörrach, am Dienstag in der Gaststätte „Schwalbenäscht“.
Markus Mayer von der Sparkasse sprach über Vor- und Nachteile des Bargeld-Verzichts.
Lörrach - „Es gibt in Europa außer der Schweiz kein Land, das so am Bargeld hängt wie wir.“ Diese Aussage machte Markus Mayer, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Lörrach, am Dienstag in der Gaststätte „Schwalbenäscht“.
Die CDU Seniorenunion Lörrach hatte dorthin eingeladen, um über die Frage „Wird unser Bargeld abgeschafft?“ zu sprechen. Banken, Volkswirte und Politiker haben in letzter Zeit wiederholt die Zukunft des Bargeldes in Frage gestellt. Als „leuchtendes“ Beispiel wird dabei oft Schweden angeführt. Dort verweigern bereits viele Geschäfte und Gaststätten die Annahme von Scheinen und Münzen – selbst bei kleinen Beträgen. Aber nach jüngsten Erhebungen tauchen auch in Schweden inzwischen Bedenken auf, ob das der richtige Weg sei. Besonders die ältere Generation hält auch im hohen Norden an ihrem physischen Geld fest, war zu erfahren.
Der Vorsitzende der Seniorenunion, Peter Horn, betonte, dass 88 Prozent der Deutschen nicht auf das Bargeld verzichten möchten.
"Gläserne Bürger"
Der eigentliche Grund für die Abschaffung des Bargelds sei der so genannte „gläserne Bürger“ für den Handel und den Staat, führte Markus Mayer aus. Der Handel wisse so nämlich genau über die Einkaufsgepflogenheiten der Kunden Bescheid. Der Staat könne in der Steuerverwaltung und den Sozialbehörden auf den Cent nachvollziehen, über welche finanziellen Mittel der Bürger verfüge.
Ein anderer Aspekt: Der „Enkeltrick“, auf den erst kürzlich wieder eine Lörracher Bürgerin reingefallen sei, würde bei der Abschaffung des Geldes nicht mehr funktionieren. Trotzdem seien laut Meyer die von den Befürwortern des bargeldlosen Verkehrs angeführten Gründe wie die Verhinderung von Schwarzarbeit und Terrorismus lediglich vorgeschoben.
Der örtliche Handel in Lörrach fahre mit dem Bargeldgeschäft sehr gut. Besonders die Kunden aus der Schweiz bezahlten gerne mit Scheinen. Laut eines großen Lörracher Lebensmittelhändlers liefen an die 70 Prozent seines Geschäftes mit Bargeld.
120 Tonnen Münzgeld pro Jahr
Für die Geldhäuser bringe das Bargeld indes hohe Aufwendungen mit sich. So müsse jeder Schein und jede eingezahlte Münze auf Echtheit geprüft werden. „Die Sparkasse bewegt so jährlich 120 Tonnen Münzgeld“, sagte Meyer. Der Umgang mit Bargeld verursache Kosten, die viele Kunden nicht wahrnehmen und nicht akzeptieren wollten. „Wenn wir aber die Gebühren erhöhen, erfolgt ein Aufschrei der Kunden“, meinte er.
Einen weiteren Gesichtspunkt brachte Ursula Vollmer ein: „Trinkgeld oder eine kleine Gefälligkeit gehen ohne Bargeld nicht. Die Gesellschaft wird sonst kalt und unpersönlich.“
Für die Beibehaltung des Bargeldes spreche auch unsere Geschichte. Nach Inflation und Währungsreformen hätten die Deutschen zum Bargeld und auch zu Gold ein ganz besonderes Verhältnis, ergänzte Mayer.