Lörrach Die Fasnacht ist nicht heidnisch

Die Oberbadische
Teuflisch – aber: Er will zum Glück nur Fasnacht feiern (Archivfoto) Foto: Kristoff Meller

Fasnachtsserie – Teil 13: Hexen, Teufel und Dämonen – Fasnachtsgestalten mit mittelalterlichen Wurzeln

Lörrach - Die Fasnacht muss in diesem Jahr ohne Umzüge und große Saalveranstaltungen auskommen. Dafür bieten wir der Lörracher Narrenzunft, Narrengilde und Fasnachtsgesellschaft Buurefasnacht Hauingen in einer Serie während der Fasnachtshochzeit eine Bühne. Die 13. Folge befasst sich mit Hexen, Teufeln und Dämonen – Fasnachtsgestalten mit mittelalterlichen Wurzeln.

Fasnacht, Fasching oder Karneval ist ein Fest, das in allen Teilen der (katholischen) Welt gefeiert wird. Die Art zu feiern unterscheidet sich von Fall zu Fall erheblich, während der Anlass immer der gleiche bleibt.

Das Wort „Fas(t)nacht“ setzt sich aus den althochdeutschen Worten „fasta“ (Fasten-zeit) und „naht“ (Vorabend) zusammen. Im Begriff „Fasching“ steckt das althochdeutsche Wort „vaschang“ (Fastenschank). Und „Karneval“ ist die eingedeutschte Version des lateinischen „carne vale“ – Fleisch lebe wohl. Wieso sollte ein Fest, das weltweit einen christlichen Bezug im Namen hat, also heidnisch sein?

Die bei uns gefeierte „schwäbisch-alemannische“ Fasnacht gibt es in der bekannten Form erst seit dem beginnenden 20. Jahrhundert, nachdem mit Reformation und Aufklärung nahezu alle Bräuche in Vergessenheit geraten sind. Auf der Suche nach einer geeigneten Form, die Fasnacht wieder zu beleben, griff man auf mittelalterliche Symbolik und „alte Bräuche“ zurück, ohne deren ursprüngliche Inhalte vermutlich wirklich zu kennen.

Die mittelalterliche Fasnacht war fest in den kirchlichen Kalender eingebunden und geprägt durch eine religiöse Symbolik; geschaffen für eine mehrheitlich ungebildete Bevölkerung. Die Gegensätze zwischen dem göttlichen Weg der Erlösung und dem von teuflischen Kräften beherrschten, irdischen Reich des Bösen sollten aufgezeigt werden.

Aus diesem Grund wurde die Fasnacht, trotz oder wegen ihrer exzessiven Ausprägungen, von der Kirche als didaktisches Beispiel geduldet. Es sollte gezeigt werden, dass die irdische Herrschaft des Bösen, wie auch der Mensch, vergänglich sind und am Ende Gott siegreich bleiben wird. Mit dem Aschermittwoch musste daher die Fasnacht enden, um die unausweichliche Umkehr zu Gott zu verdeutlichen.

Teufel und Dämonen als Symbolgestalten des Bösen sind daher mit die ältesten urkundlich belegten Fasnachtsgestalten. Hinzu kamen nahestehende Figuren wie jene des alten Kräuterweibs. Mit den mittelalterlichen Hexenprozessen wurde auch die Gestalt der Hexe als Verkörperung des Bösen zur Fasnachtsfigur.

Die Nazis erkannten rasch das Potenzial, das in Fasnacht und Karneval steckt. Eine Mischung aus Kontrolle, Propaganda und wirtschaftlichen Überlegungen ließen sie aktiv werden. So ist es kein Zufall, dass die Narrengilde Lörrach 1936 auf Initiative des Bürgermeisters gegründet wurde.

Die Nazis wollten die Fasnacht außerdem inhaltlich verändern – weg von christlichen hin zu heidnisch-germanischen Wurzeln. Die These vom heidnischen Ursprung der Fasnacht mit dem Ziel der Winteraustreibung stammt demnach aus der Nazizeit: eine – wenn auch erfolgreiche – Propagandabehauptung, schreibt die Gilde in einem Text zur Geschichte der Fasnacht.

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