In Sitzungen und Werkstattgesprächen gilt es dann, Ergebnisse für eine Zukunftsgestaltung der Innenstadt zu erarbeiten. Mehr Grün zur Steigerung des Aufenthaltsqualität stellt laut den Verantwortlichen ebenso einen zentralen Punkt dar wie allgemein eine gute Durchmischung des Gebiets – also eine Nutzungsvielfalt. „Wir brauchen Mut, um zu testen und auszuprobieren“, erklärte Eberhardt, die von einem „interessanten Prozess“ ausgeht.
Die Beweggründe
Stadtoberhaupt Lutz nutzte die Vorstellung des Projektstarts, um nochmals die Beweggründe des auch schon jüngst im Gemeinderat diskutierten Innenstadt-Projekts zu unterstreichen. „Wir haben als Stadt Gestaltungsmöglichkeiten“, das zeige die Bahnhofsvorplatz-Aufwertung.
Einen Negativ-Trend von Innenstädten umzukehren, sei schwierig. Lörrach wolle hier keine Opferrolle einnehmen, sondern dieser entgegenwirken. Frühere Kritik aus dem Ratsrund, dass womöglich die Gier von Vermietern mit Fördergeldern befriedigt werde, sei falsch. „Es gibt klare Regeln, was wir machen.“
So könnten zwar leer stehenden Lokale für ein bis zwei Monate angemietet werden, schilderte die Wirtschaftsförderin. Doch darüber hinaus setzt sie auf einen weiter gefassten bunten Strauß an Möglichkeiten, die es gemeinsam mit den Akteuren zu erarbeiten gelte.
Eine „neue Balance“
Klar ist Lutz, Ziegler-Jung und Eberhardt, dass sich der Weg von der rein handelsorientierten Innenstadt der Nachkriegszeit entfernt, getreu dem Projektmotto hin zu einer neuen Balance.
Der OB spricht hier von einer „Schicksalsgemeinschaft“, zu der auch die Bürger zählten, da sie mit ihrem Verhalten die Innenstadt verändern. „Ich glaube aber an die Zukunft der Innenstadt“, unterstrich die Wirtschaftsförderin. Und das trotz zahlreicher Leerstände, die auf einer eingefärbten Karte erst so richtig deutlich werden.
Zählen und befragen
Bestandteil des Projekts wird auch eine weitere Datenerfassung sein. Passanten sollen zu ihrem Einkaufsverhalten vor Ort aber auch online befragt werden. Mit Lasermesslinien erfolgt eine Frequenzmessung und auch die genaue Leerstandsquote wird in Zahlen gefasst.
Hinzu kommen ganz bewusst „schräge Sachen“, die ausprobiert werden, setzt Ziegler-Jung nicht nur auf den Straßenbeirat, sondern auf weitere Möglichkeiten, den 600 Meter langen Abschnitt in Wert zu setzen. Den Optimismus schöpft sie auch aus Neuvermietungen wie in der Galerie Am Alten Markt. „Wir sehen, dass Lörrach Zugkraft hat und man Mieter findet.“
Lörrach sei aber keine Insel der Glückseligen. „Es ist Teil der Herausforderung und des Reizes, dass wir viele kleine Flächen haben.“
Laut OB befinde sich die Stadt nicht in einer dramatischen Notlage, sondern gefühlt werde auf hohem Niveau gejammert. Doch: „Mit dem vorausschauenden Handeln wollen wir jetzt ansetzen.“
Das Programm
Das Programm von Mit dem vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen ausgeschriebene Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ sollen Innenstädte resilienter und krisenfester gemacht werden angesichts der auch in Lörrach spürbaren Veränderungsprozesse.
Der Förderantrag sieht die Gründung eines Straßenbeirats im Projektgebiet Tumringer Straße/Basler Straße zwischen St. Bonifatius und evangelischer Stadtkirche vor. In einem Online-Meeting am 13. April werden die Ziele des Projekts erläutert und alle Akteure im Projektgebiet zur Mitarbeit eingeladen.
Angesprochen sind Vermieter und Mieter, Einzelhändler, Gastronomie und Dienstleister, Anwohner und Vertreter von Kultur- und Sozialeinrichtungen, von Verwaltung und Verbänden.