Frage: Wie war bislang die Resonanz und Beteiligungsbereitschaft von Seiten der Bürger?
Sehr groß. Wir hatten im vergangenen Jahr beim Zukunftstag im Burghof eine Ausstellung mit der Präsentation von acht – teils sehr vielfältigen – Projekten. In diesem Jahr sind wir derzeit bei 25 Projekten, die sich eingebracht haben und auch ausgestellt werden.
Frage: Welche Gruppen und Initiativen haben sich gebildet? Und in welche Richtung gehen die Projektvorschläge?
Wir sind sehr breit aufgestellt. Es gibt wieder Projekte, die sich mit dem Thema „Wohnen“ beschäftigen – das reicht von Ideen für den Salzert oder den Tumringer Ortskern bis hin zu einem Wohnportal im Internet, auf dem sich Interessenten vernetzen können. Manche Projekte befassen sich mit ökonomischen Themen wie etwa Gemeinwohl- und Lokalökonomie. Bearbeitet wurden auch Versorgungsthemen wie „Food Sharing“ – die Verwendung von Lebensmitteln, die die Gesellschaft sonst entsorgen würde. Gleichzeitig gibt es die Idee eines Lastenrads als Reparaturmobil, das unmittelbare und konkrete Handlungsmöglichkeiten bietet. Es ist ein Neben- und Miteinander von systemischen Themen und ganz konkreten Ansätzen.
Frage: Viele Bürger finden solche Ansätze gut, befürchten aber, dass das Engagement für solche Ideen zu zeitintensiv wäre. Können sich die Leute auch in einem überschaubaren Zeitrahmen einbringen?
Es bietet sich sicher an, dass Beteiligung dort anknüpft, wo ohnehin bereits Interessen, Kenntnisse und Fähigkeiten vorhanden sind. Es gibt diese Schnittstellen zwischen Beruf, Hobby und Ehrenamt – das spiegelt sich auch in den Gruppen wider.
Frage: Wenn wir nochmal auf das Vorjahr und den „Wohnwandel“ schauen: Wie viele Gruppen arbeiten heute noch am Thema?
Die Dinge wurden weiterentwickelt. Es gibt einen sehr aktiven Stammtisch, der sich mit etlichen Themen auseinandersetzt, angefangen von Baugruppen bis hin zur Frage, wo und wie sich Lörrach weiterentwickeln wird und wie Bürger daran beteiligt werden können. Es wurden Exkursionen angeboten, Filme gezeigt, diskutiert, Informationen ausgetauscht und konzeptionell gearbeitet. Die verschiedenen Gruppierungen haben viel voneinander gelernt. Charakteristisch für das Thema „Wohnwandel“ ist natürlich auch, dass vieles langfristig angelegt ist.
Frage: Das Thema Wohnen ist von drängendem Interesse, lässt sich aber nicht von heute auf morgen umsetzen – das lokale Thema ist unkonkreter, lässt sich im Einzelfall aber leichter umsetzen und beibehalten?
„Die Kraft des Lokalen“ macht deutlich, dass wir schon im Kleinen anfangen können: quasi im eigenen Garten, im Austausch mit anderen Bürgern in der Nachbarschaft und im Quartier. Aber auch bei den systemischen Themen können Projekte vor Ort entwickelt und umgesetzt werden – nur liegt dieser Zugang nicht immer ganz so offensichtlich auf der Hand.
Frage: Was erwartet die Besucher des Zukunftstags im Burghof? Weshalb sollten Bürger die Veranstaltung besuchen?
Besuchern wird an diesem Abend wirklich vieles geboten: Sie können sich 25 interessante Projekte in diesem besonderen Kontext „Die Kraft des Lokalen“ anschauen, viele Leute treffen, sich austauschen. Man kann einen Workshop zum Nachbarschaftsprojekt „nebenan.de“ erleben – die Gründer reisen hierfür aus Berlin an. Eine Ausstellung zur lokalen Ökonomie stellt verschiedenen Modelle vor. Gesine Schwan wird einen Impulsvortrag halten, der Aspekte des Globalen und des Lokalen in den Zukunftstag einbringen wird. Sie misst dem lokalen Aspekt auch als Politikerin hohe Bedeutung bei.
Und: Wir werden miteinander diskutieren können, auch mit Gesine Schwan. Bürger und Vertreter aus der Gemeinde Murg, wo das Zusammenspiel zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern gut funktioniert, werden über diese Praxis informieren. Auch Oberbürgermeister Jörg Lutz wird an dem Gespräch teilnehmen. Und nicht zuletzt werden die Gewinner des Wettbewerbs „Zukunftspreis Lörrach“ bekannt gegeben, darunter auch ein Publikumspreis, der bis wenige Augenblicke vor Veranstaltungsstart ermittelt wird. Es bleibt also spannend!