Lörrach „Die Kraft des Lokalen hat großes Potenzial“

Die Oberbadische
Lukas Harlan: „Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist im besten Sinne demokratiefördernd und schafft viele praktische Anknüpfungsmöglichkeiten vor Ort. Wenn wir im Lokalen Zusammenhänge gestalten, können wir zumindest ein Stück weit auch den globalen Kontext mitgestalten. “ Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Bürgerengagement: Lukas Harlan über das Jahresthema des „Zukunftsforum+“ /  Zukunftstag im Burghof

Das „Zukunftsforum Lörrach+“ möchte Bürger aus Zivilgesellschaft, Bildung, Kultur, Sozialem, Politik, Verwaltungen und Wirtschaft zusammen bringen, um die Region zu stärken und regionale Vernetzung zu fördern. Schöpflin Stiftung und Fairnetzt sind am „Zukunftsforum+“ gleichermaßen aktiv beteiligt. In diesem Jahr widmet sich das Forum der „Kraft des Lokalen“ – am Dienstag, 16. Oktober, ab 18 Uhr, werden Projekte und Initiativen zum Jahresthema im Burghof päsentiert. Über „Die Kraft des Lokales“ sprach Bernhard Konrad mit Lukas Harlan, Programmleiter „Biotop & Gemeinnütziger Journalismus“ bei der Schöpflin-Stiftung und einer der federführenden Akteure beim „Zukunftsforum+“.

Frage: Herr Harlan, im vergangenen Jahr hat sich das Zukunftsforum mit dem Thema „Wohnwandel“, ein ebenso aktueller wie griffiger Stoff, beschäftigt. Es wendet sich mit der „Kraft des Lokalen“ nun einer facettenreichen, aber etwas unkonkreten Materie zu. Was hat das Forum dazu bewogen, dieses Thema 2018 ins Zentrum seiner Arbeit zu stellen?

Die Entscheidung wurde gemeinsam mit dem Beirat des Zukunftsforums getroffen, der verschiedene Bereiche der Stadtgemeinschaft repräsentiert. In der internen Diskussion wurde deutlich, dass „die Kraft des Lokalen“ großes Potenzial hat und zudem ebenfalls sehr aktuell ist. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist im besten Sinne demokratiefördernd und schafft viele praktische Anknüpfungsmöglichkeiten vor Ort.

Frage: Warum wird das Lokale in einer globalisierten Welt immer wichtiger?

Gerade das Lokale ist auch im Zusammenhang mit globalen Entwicklungen zu denken. Für uns Bürger ist zunächst am Wichtigsten, was im Alltag vor der eigenen Haustür passiert. Gleichzeitig stehen wir auch im Lokalen in Verbindung und massiven Abhängigkeiten zum globalen Geschehen. Diese Verknüpfung und Möglichkeiten des Umgangs hiermit deutlich zu machen, ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit am Thema. Wenn wir im Lokalen diese Zusammenhänge gestalten, können wir zumindest ein Stück weit auch den globalen Kontext mitgestalten.

Frage: Wie war bislang die Resonanz und Beteiligungsbereitschaft von Seiten der Bürger?

Sehr groß. Wir hatten im vergangenen Jahr beim Zukunftstag im Burghof eine Ausstellung mit der Präsentation von acht – teils sehr vielfältigen – Projekten. In diesem Jahr sind wir derzeit bei 25 Projekten, die sich eingebracht haben und auch ausgestellt werden.

Frage: Welche Gruppen und Initiativen haben sich gebildet? Und in welche Richtung gehen die Projektvorschläge?

Wir sind sehr breit aufgestellt. Es gibt wieder Projekte, die sich mit dem Thema „Wohnen“ beschäftigen – das reicht von Ideen für den Salzert oder den Tumringer Ortskern bis hin zu einem Wohnportal im Internet, auf dem sich Interessenten vernetzen können. Manche Projekte befassen sich mit ökonomischen Themen wie etwa Gemeinwohl- und Lokalökonomie. Bearbeitet wurden auch Versorgungsthemen wie „Food Sharing“ – die Verwendung von Lebensmitteln, die die Gesellschaft sonst entsorgen würde. Gleichzeitig gibt es die Idee eines Lastenrads als Reparaturmobil, das unmittelbare und konkrete Handlungsmöglichkeiten bietet. Es ist ein Neben- und Miteinander von systemischen Themen und ganz konkreten Ansätzen.

Frage: Viele Bürger finden solche Ansätze gut, befürchten aber, dass das Engagement für solche Ideen zu zeitintensiv wäre. Können sich die Leute auch in einem überschaubaren Zeitrahmen einbringen?

Es bietet sich sicher an, dass Beteiligung dort anknüpft, wo ohnehin bereits Interessen, Kenntnisse und Fähigkeiten vorhanden sind. Es gibt diese Schnittstellen zwischen Beruf, Hobby und Ehrenamt – das spiegelt sich auch in den Gruppen wider.

Frage: Wenn wir nochmal auf das Vorjahr und den „Wohnwandel“ schauen: Wie viele Gruppen arbeiten heute noch am Thema?

Die Dinge wurden weiterentwickelt. Es gibt einen sehr aktiven Stammtisch, der sich mit etlichen Themen auseinandersetzt, angefangen von Baugruppen bis hin zur Frage, wo und wie sich Lörrach weiterentwickeln wird und wie Bürger daran beteiligt werden können. Es wurden Exkursionen angeboten, Filme gezeigt, diskutiert, Informationen ausgetauscht und konzeptionell gearbeitet. Die verschiedenen Gruppierungen haben viel voneinander gelernt. Charakteristisch für das Thema „Wohnwandel“ ist natürlich auch, dass vieles langfristig angelegt ist.

Frage: Das Thema Wohnen ist von drängendem Interesse, lässt sich aber nicht von heute auf morgen umsetzen – das lokale Thema ist unkonkreter, lässt sich im Einzelfall aber leichter umsetzen und beibehalten?

„Die Kraft des Lokalen“ macht deutlich, dass wir schon im Kleinen anfangen können: quasi im eigenen Garten, im Austausch mit anderen Bürgern in der Nachbarschaft und im Quartier. Aber auch bei den systemischen Themen können Projekte vor Ort entwickelt und umgesetzt werden – nur liegt dieser Zugang nicht immer ganz so offensichtlich auf der Hand.

Frage: Was erwartet die Besucher des Zukunftstags im Burghof? Weshalb sollten Bürger die Veranstaltung besuchen?

Besuchern wird an diesem Abend wirklich vieles geboten: Sie können sich 25 interessante Projekte in diesem besonderen Kontext „Die Kraft des Lokalen“ anschauen, viele Leute treffen, sich austauschen. Man kann einen Workshop zum Nachbarschaftsprojekt „nebenan.de“ erleben – die Gründer reisen hierfür aus Berlin an. Eine Ausstellung zur lokalen Ökonomie stellt verschiedenen Modelle vor. Gesine Schwan wird einen Impulsvortrag halten, der Aspekte des Globalen und des Lokalen in den Zukunftstag einbringen wird. Sie misst dem lokalen Aspekt auch als Politikerin hohe Bedeutung bei.

Und: Wir werden miteinander diskutieren können, auch mit Gesine Schwan. Bürger und Vertreter aus der Gemeinde Murg, wo das Zusammenspiel zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern gut funktioniert, werden über diese Praxis informieren. Auch Oberbürgermeister Jörg Lutz wird an dem Gespräch teilnehmen. Und nicht zuletzt werden die Gewinner des Wettbewerbs „Zukunftspreis Lörrach“ bekannt gegeben, darunter auch ein Publikumspreis, der bis wenige Augenblicke vor Veranstaltungsstart ermittelt wird. Es bleibt also spannend!

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