Lörrach Die Stadt als Kunstmeile

Die Oberbadische

Ateliernacht: Ein Bild der Vielfalt: Achte Auflage der Kulturveranstaltung stößt auf großes Interesse 

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Das Lörracher Nachtleben mal anders: Bereits zum achten Mal öffneten Kunstschaffende ihre Räume zur „Nacht der Offenen Ateliers“. Viele Kunstinteressierte und Nachtschwärmer nutzten die Gelegenheit, um sich einen Eindruck zu verschaffen von der Arbeit der Künstler.

Nicht nur mit Blick auf die Kunst lohnt sich der Gang entlang einer zentralen Achse quer durch die Stadt, die bei Wladimir Fuchs und Elena Politowa in der Schwarzwaldstraße beginnt und bei Kathrin Messerschmidt und Sabine Stolz in der Basler Straße endet. Der Besuch der blitzblank aufgeräumten Ateliers und Ausstellungsräume gewährt auch Einblicke in Lörracher Hinterhöfe und Gärten, kleine Oasen der Kreativität und schöpferischen Ruhe mitten im Trubel der Stadt.

Auf verschiedenen Ebenen präsentieren sich Ateliers in der Riesstraße 8, für Hunger und Durst der Flaneure stehen Karaffen mit Erfrischungsgetränken bereit, eine Jazz-Combo erfüllt den schmalen Hinterhof mit Musik. Cerstin Thiemanns aus Keramik gestaltete, zu einem lebendig anmutenden Schwarm angeordnete Keramik-Fische ziehen beim Eintritt in ihr Atelier sofort die Blicke auf sich. Zum Verweilen laden auch Eloisa Florido Navarros filigrane Arbeiten auf Leinwand und Papier ein, die in ihren großzügigen Räumen an den Wänden hängen, aber auch in großer Zahl und für jeden einsehbar rund um den großen Arbeitstisch in der Mitte gelagert sind.

Ein Herz aus Computerschrott

Eine ganze Reihe Künstler, nicht alle direkt aus Lörrach, haben im Freiraumkunstlager in der Rainstraße jeweils zwei Arbeiten zum Thema „Duolog“ beigesteuert, die manchem Besuchenden Anlass geben, sich in der „Box“ des jeweiligen Künstlers noch näher über dessen Arbeit zu informieren. Hier liegt der Reiz in der Vielfalt, angefangen bei Elke Muche mit ihren mit japanischer Korrekturtusche eingefärbten Faltarbeiten über Tyrone Richards, der mit seinen Darstellungen von Menschenansammlungen einen Ausblick gibt auf seine kommende Einzelausstellung im Freiraumkunstlager mit dem Titel „Brand“ (ab 19. Oktober), bis hin zu Robert Zumkeller, dessen aus Computerschrott zusammengestellte, mannshohe Herz-Skulptur viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

„Offene-Atelier-Routiniers“ sind Gabriele Menzer mit ihren Faltdarstellungen und griffigen Skulpturen, die immer auch eine erotische Komponente in sich tragen, aber auch Rose Thurow, die zur Zeit in kleinformatigen Bildern mit Pastellkreide auf der Suche ist nach einer neuen Formensprache. Alphornklänge einer befreundeten Musikerin locken die Besucher in ihr verstecktes Atelier im Adlergässchen.

Die Lichter der Nacht

Ein noch recht junger, neuer Schwerpunkt Lörracher Kunstlebens hat sich im Aichelepark etabliert. Schon vom weiten sind die Ateliergebäude im hinteren Teil des Parks an der auf das Anwesen projizierten Lichtinstallation zu sehen. Christoph Geisel, federführender Kopf der Ateliernacht, zeigt dort seine faszinierenden Darstellungen nächtlicher Lichter, aber auch handbemalte Handtaschen aus Holz und Leder in vielen Farben, die, sorgfältig an der Wand aufgereiht, wie ein eigenes Kunstwerk wirken.

Den Sprung von gegenständlich zu abstrakt hat Simone Egi gewagt, die mit ihren Bildern aus vielen Schichten von Acrylfarbe und Folientechnik großes Interesse weckt. Als Gast hat sie sich Holger M. Schlicht ins Atelier geholt, dessen aufs Wesentliche fokussierte Fotografien viel Sinn für die Wahrnehmung seiner Umgebung verraten und einen wunderbaren Kontrast schaffen zur organischen Ausdrucksform Egis. Aufmerksamkeit erzielt gleich nebenan auch Vera Rinker-Roth mit ihren Schlachthofdarstellungen in Öl.

Hanna Benndorfs in kräftigen Farben gestalteten, abstrakten Bilder laden ein zur Interpretation. Dass die Dynamik eines Bildes durch falsche Hängung sich ändern oder vollkommen abhanden kommen kann, schärft sie gerade einem am Kauf interessierten Besucher ein.

Zu ihren Chamäleon-Darstellungen in verschiedenen Farben hat sich Marga Golz bei einem Besuch im Tropenhaus des Züricher Zoos inspirieren lassen. Publikumsliebling ist ihre Chamäleon-Skulptur mit unzähligen aus der Zeitung ausgeschnittene Köpfen als Schuppen – ein neues Markenzeichen.

FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de

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