Lörrach Die Tourismus-Zukunft und Herausforderungen im Dreiländereck

Marianne Rittner
Die Leiterin der Tourist-Information Lörrach, Nicole Kurzela (links), kennt die aktuelle Situation in der Region. Daniela Graeßer berät an der Info-Theke und ist für die Kundenwünsche zuständig. Foto: Marianne Rittner

Im vergangenen Jahr konnte Lörrach ein deutliches Plus an Übernachtungen verzeichnen. Zum Ende der Hauptsaison sprach unsere Zeitung mit der Leiterin der Tourist-Information Lörrach, Nicole Kurzela, über ihre Arbeit vor Ort und die zunehmende Digitalisierung der Branche.

Die Übernachtungszahl für die Stadt Lörrach belief sich für das Jahr 2023 auf insgesamt 237 058, davon entfielen 52 018 auf ausländische Übernachtungen. Die Zahl der Ankünfte in der Stadt Lörrach wird in der Statistik mit 98 080 angegeben, 28 989 ausländische Ankünfte sind darin enthalten. Die Lörracher Tourist-Information in der Lerchenstadt ist für viele Gäste aus Nah und Fern nach wie vor dann eine erste Anlaufstelle. Trotz der zunehmenden Konkurrenz aus dem Internet finden die Services der kleinen Geschäftsstelle an der Basler Straße großen Anklang und werden nicht nur von Touristen gerne genutzt.

Wir sprachen mit Nicole Kurzela, die seit Januar 2023 die Tourist-Information leitet, darüber, wie sie die Hauptsaison in diesem Jahr erlebt hat, wie sie Touristen über die neuen Informationskanäle erreichen möchte und wie sie die Zusammenarbeit mit der Stadt in Zukunftsfragen erlebt.

Viele Reisende und Touristen informieren sich heute im Internet beziehungsweise auf Plattformen über ihr Reiseziel, Sehenswürdigkeiten oder Events. Konnten Sie einen Rückgang an Anfragen oder Besucherzahlen bei sich in der Tourist-Info feststellen, den Sie darauf zurückführen können, dass es heute andere Informationswege gibt?

Einen Rückgang der Besucher können wir bisher nicht feststellen, im Gegenteil, durch die hohe Anzahl an Übernachtungen im vergangenen Jahr besuchen uns durchweg mehr Gäste. Die Touristinformation dient allerdings nicht nur als Anlaufstelle für Übernachtungs- und Tagestouristen, sondern ist unter anderem auch ein wichtiger Informationspunkt für die Lörracher Bürger. Durch unseren Verkauf von Pro Lörrach-Gutscheinen, Reservix-Veranstaltungstickets, RVL-Fahrkarten verspüren wir entsprechend an fast allen Wochentagen einen regen Gästezulauf. Auch die Altersstruktur spielt dabei eine große Rolle, einige Gäste nutzen keine Buchungsplattformen, das Internet oder das Mobiltelefon. Diese Besucher sind überaus froh, dass es uns als Informationspunkt gibt. Des Weiteren schätzen sehr viele Menschen den persönlichen Kontakt und die freundliche Dienstleistung, die unsere Touristinformation ausmacht.

Haben Sie sich auf die Konkurrenz durch Plattformen und digitale Wegweiser eingestellt? Gibt es spezielle Angebote der Stadt oder sind Sie der Ansicht, dass digitale Angebote hauptsächlich privaten Anbietern nutzen, um Kunden besser zu erreichen?

Als Informationsquelle dient unsere Webseite, auf dieser sind unter anderem auch unsere angebotenen Gästeführungen und Merchandise-Artikel zu finden. Zudem bieten wir ein Online-Übernachtungsverzeichnis sowie einen Online-Veranstaltungskalender an. Des Weiteren sind unsere Print-Broschüren auch in digitalem Format erhältlich. Außerdem haben wir noch einen Instagram-Account: visit.loerrach, auf welchem wir regelmäßig Storys und Beiträge zu aktuellen Themen posten. Zukünftig möchten wir auch unsere Infostele stärker in der Vermarktung nutzen und weitere digitale Angebote schaffen. Unsere Studentin verfasst hierzu derzeit eine Potenzialanalyse. Digitalisierung ist ein wichtiges Thema und wird auch zukünftig einen großen Stellenwert in unserer täglichen Arbeit einnehmen.

Worin sehen Sie für sich die Vorteile der Digitalisierung des Tourismus?

Zum einen in der vereinfachten Kommunikation mit den Gästen. Informationen können schnell und gezielt online geteilt werden. Zum anderen in den kreativen Möglichkeiten, das Gästeerlebnis zu intensivieren: Stichwort „Erlebnismarketing“ , wie beispielsweise Augmented Reality.

Welche Rolle spielt das Internet bei der Vermarktung der Stadt Lörrach im Bereich Tourismus?

Wir bespielen beides: sowohl Online- als auch Printmedien. Für uns sind Online- und Offline-Kanäle gleichermaßen relevant, wir versuchen, das Gästebedürfnis je nach Altersstruktur optimal zu bedienen. Da wir an große regionale und überregionale Tourismusorganisationen angeschlossen sind, ist die Vermarktung durch das Internet ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.

Welche Kunden kommen in die Tourist-Info, um sich vor Ort zu informieren? Sind es eher Touristen aus der Region oder Reisende von weiter her? Wie nutzen die Einheimischen ihre Services?

Unsere Gäste kommen überwiegend aus den umliegenden Regionen sowie aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland und den Benelux-Ländern. Einheimische kommen größtenteils zu uns in die Touristinformation, um sich über aktuelle Veranstaltungen zu informieren, Programmhefte abzuholen oder für den Ticket- und Fahrkartenverkauf. In der Sommerzeit kommen natürlich auch besonders viele Gäste, um sich mit einem Wickelfisch auszustatten.

Was ist derzeit ihr Hauptgeschäft? Ist es das Marketing, das Kundengeschäft oder der Verkauf von Tickets?

Ich unterscheide eher zwischen unserem Tagesgeschäft (Front-Office) in der Touristinformation und den Backoffice-Tätigkeiten. Viele Menschen wissen gar nicht, dass der Großteil unserer Arbeitszeit „im Hintergrund“ stattfindet. Das Marketing via Online- und Offline-Kanäle sowie die Ausarbeitung und Durchführung unserer Gästeführungen und der große Bereich „Konus-Gästekarte“ machen den Hauptteil unserer Arbeit aus. Eine gute Balance zu finden, die Öffnungszeiten der Touristinformation zu bedienen und unsere Backoffice-Dienstleistungen zu erbringen, ist hierbei sehr wichtig.

Wo sehen Sie sich in der Zukunft? Als Schnittstelle zwischen Internet und Nutzer oder in der Stadt als Anlaufstelle verortet? Oder möchten Sie beides abdecken?

Sowohl der Offline-Kanal als auch der Online-Kanal sind für uns gleichermaßen relevant. Auch zukünftig möchten wir als Anlaufstelle für unsere Gäste Offline-Angebote bieten und sehen uns gleichermaßen als Schnittstelle zwischen Internet und Gast.

Wie viele Angestellte haben Sie in der Tourist-Info?

Aktuell haben wir drei Teilzeitkräfte. Eine Kollegin befindet sich ausschließlich im Backoffice und kümmert sich um unsere Gästeführungen. Eine weitere Teilzeitkraft ist für den Bereich Konus-Gästekarte zuständig, zudem haben wir eine Mitarbeiterin, die sich um Fahrkartenabrechnungen und um die Online-Datenbank kümmert. Darüber hinaus beschäftigen wir derzeit eine duale Studentin. Ab September erwarten wir dann eine weitere duale Studentin. Die beiden Teilzeitkräfte und die Studenten sind darüber hinaus im Front-Office in der Touristinformation tätig. Des Weiteren haben wir aktuell eine unbesetzte Stelle in Teilzeit und freuen uns hier über entsprechende Bewerbungen.

Stehen Sie mit der Stadt in regelmäßigem Kontakt, was wichtige Zukunftsfragen betrifft?

Als Teil der Stadtverwaltung und des Fachbereichs Kultur und Tourismus sind wir in alle internen Prozesse eingebunden und im guten Austausch mit anderen Fachbereichen und Schnittstellen im Rathaus.

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