Lörrach Die Vielfalt im Wald geht zurück

Regine Ounas-Kräusel
Begrüßung am Waldrand bei der Jugendherberge Foto: Regine Ounas-Kräusel

Ökologie: Forstleute informieren Mitglieder des Gemeinderats

Lörrach. „Wenn wir hier nichts machen, wird es irgendwann Verletzte und Tote geben.“ Mit deutlichen Worten begründete Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer am Donnerstag bei einem Rundgang durch den Maienbühler Wald, warum im Frühjahr viele Eschen am Unteren Maienbühlweg gefällt wurden.

Um den Wald fit zu machen für den Klimawandel, setzten Schirmer und die beiden Revierförster Markus Dischinger und Berthold Köpfer auf „aktives Waldmanagement, Naturverjüngung und die Pflanzung trockenheitstoleranter Bäume“.

Die Baumarten

Beim Rundgang informierten die Forstleute Stadträte aller Fraktionen über den Stadtwald. Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic kündigte an, es werde auch einen Rundgang für Bürger geben, sobald die Corona-Pandemie das zulasse.

Im Stadtwald stehen überdurchschnittlich viele Baumarten, vor allem Laubbäume (83 Prozent). Am häufigsten sind Buche (45 Prozent) Eiche und Esche (elf und zehn Prozent). Wie überall in Deutschland seien auch im Stadtwald viele Fichten der Trockenheit der vergangenen beiden Sommer und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen, sagte Schirmer. Es drohten daher in Zukunft größere Defizite: „Wir müssen mehr Holz ernten und aufarbeiten bei abgesenkten Preisen.“

Das Eschensterben

Schnell kam das Gespräch auf das Eschensterben und die Fällungen am unteren Bühlweg. Ob es wirklich nötig gewesen sei, dort „Tabula rasa“ zu machen, fragte Fritz Böhler (Grüne).

Beim Eschensterben schädige ein eingeschleppter Pilz die Wurzeln der Bäume, so dass sie leicht umstürzen könnten, erklärte Köpfer. Auch Bäume, die noch gesund aussehen, könnten befallen sein, sagte er. Man fälle solche Bäume, weil man sie noch zu einem guten Preis verkaufen und ohnehin nicht retten könne: „Man geht davon aus, dass bei uns keine Eschen überleben werden.“

Juristisch betrachtet, gehöre es im Wald zum Lebensrisiko der Besucher, dass etwa Äste herunterfallen können. Eine erhöhte Verkehrssicherungspflicht gebe es nicht. Trotzdem sei man verantwortlich für die Sicherheit der Besucher und kontrolliere die Bäume an Wegen jedes Jahr.

Der Klimawandel

„Der Wald entmischt sich. Es gibt immer weniger Baumarten.“ So beschrieb Berthold Köpfer die Folgen von Eschensterben und Klimawandel. Nach zwei heißen und trockenen Sommern sei der Boden unter der Oberfläche völlig trocken, schilderte er. Neben der Fichte litten auch andere Bäume unter der Trockenheit, sogar die Hauptbaumart, die Buche.

Im Stadtwald werden schon seit Jahren vergleichsweise trockenheitstolerante Eichen gepflanzt. Die Fichte werde dagegen mit der Zeit ganz verschwinden. Vor allem aber setze man auf Bäume, die von selbst nachwachsen, erläuterten die Forstleute an Rand eines lichten Waldstücks mit jungen Buchen und Ahornbäumen im Unterholz.

Für Vielfalt im Wald sorgen auch fast zehn Prozent unbewirtschaftete Flächen: der Bannwald bei Rötteln, der Schonwald beim Salzert, 25 Waldrefugien, wo auch Totholz liegen bleibt, sowie einzelne Habitatbäume mit Bruthöhlen für den Schwarzspecht.

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