Lörrach Die Zukunft der Fortbewegung

Die Oberbadische
Horst Krämer (v. l.), Alain Groff und Stephan Hundertmark diskutierten über Mobilität. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

IBA-Wortwechsel: „Mehr Fahrradverkehr in der Stadt – wünschenswertes Ziel oder Quelle neuer Konflikte?“

Von Kristoff Meller

Lörrach. Über die Frage „ist mehr Fahrradverkehr in der Stadt ein wünschenswertes Ziel oder Quelle neuer Konflikte?“ wurde am Dienstag in der Velostation diskutiert. Das gut besuchte Podiumsgespräch war Teil der Reihe „Wortwechsel“ der Internationalen Bauaustellung Basel 2020 (IBA) und zeigte anschaulich die Unterschiede zwischen Lörrach und Basel beim Thema Mobilität auf.Wenn sich Basler fortbewegen, geschieht das nur zu 18 Prozent mit dem Auto. 37 Prozent der Strecken werden zu Fuß zurückgelegt, 16 Prozent mit dem Rad und die übrigen 27 Prozent mit dem ÖPNV. Diese Zahlen präsentierte Alain Groff, Amtsleiter Mobilität beim Kanton Basel-Stadt, in einem einführenden Impulsreferat. Derzeit erarbeitet der Kanton einen Rad-Netzplan, wirbt mit Kampagnen für mehr Fairness zwischen den Verkehrsteilnehmern und erweitert die Anzahl der Velostellplätze in speziellen Parkhäusern. Allein am Bahnhof SBB sollen es bald schon mehr als 4000 Stellplätze sein.

„Unser Ziel ist es, die fußgänger- und fahrradfreundlichste Stadt der Schweiz zu werden“, erklärte Groff. Basel lässt sich dies einiges kosten – innerhalb von vier Jahren werden für den Ausbau der umweltfreundlichen Mobilität zehn Millionen Franken zur Verfügung gestellt.

Auch in Lörrach steht die unmotorisierte Fortbewegung hoch im Kurs, aber von solchen Summen kann die Verwaltung nur träumen. „Das kostet alles viel Geld“, stellte der Pro Lörrach-Vorsitzende Horst Krämer fest, wies aber darauf hin, dass beispielsweise die Parkhausgebühren angehoben wurden, um diese Einnahmen – rund 60 000 Euro – für die Ausweitung des Radverkehrs zu nutzen. Bürgermeister Michael Wilke erklärte außerdem im Anschluss an das von Wendel Hilti moderierte Podiumsgespräch, dass die Stadt eine „außerplanmäßige Maßnahme“ für sichere Radparkplätze in Höhe von weiteren 75 000 Euro plane, die durch das Land in der selben Höhe bezuschusst werde, wenn die Abstellplätze in S-Bahn-Nähe erstellt werden. „Wir werden kurzfristig rund 210 000 Euro investieren“, sagte Wilke. Ein Teil der Summe soll am Bahnhof Haagen investiert werden, und auch der Beginn der Fußgängerzone an der Basler Straße sei ein „Prioriätenstandort“.

Doch wieviel Radler verträgt die Innenstadt? Schon jetzt gibt es regelmäßig Beschwerden über rücksichtlose Velofahrer in der Fußgängerzone. „Es müssen mehr Kontrollen stattfinden“, forderte Krämer. Die flotten E-Bikes hätten in der Fußgängerzone außerdem „nichts verloren.“ Dem hielt Stephan Hundertmark von der IG Velo die „klaren Defizite im Pendlerverkehr“ entgegen. Er benannte als Beispiel den Rad- und Fußweg entlang der Wiese und der Zollfreien Straße, dort seien „Konflikte mit Fußgängern vorprogrammiert“.

Jürgen Nef, Fachbereichsleiter Straßen, Verkehr und Sicherheit, stellte in der Diskussion eine „Entlastung der Fußgängerzone“ durch die Ausweisung der Basler und Spitalstraße als Pendlerroute in Aussicht, machte aber auch klar, dass Lörrach aufgrund der Tallage nicht so viele räumliche Möglichkeiten wie Basel habe.

Letztendlich brauche es für eine umweltfreundliche Mobilität und ein faires Miteinander Kontrollen, die Erziehung der Radfahrer, aber auch Kommunikation und sichere Wege, auf denen Radler schnell von A nach B kommen, fasste Groff zusammen. „Je mehr Radfahrer es gibt, um so besser werden sie von den Autos respektiert, und desto mehr normale Radfahrer gibt es.“

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