Lörrach Dreigestirn und freie Interpretation

Marco Fraune
Ehren-Gildenmeister Klaus Breitenfeld (links) und Ozume Andreas Glattacker (rechts) stellten die gemeinsamen Protektoren vor: die Ortsvorsteher Günter Schlecht (2.v.l.), Silke Herzog und Horst Simon. Alle Foto: Fotos: Marco Fraune

Schnägge Essen: Drei Ortsvorsteher als gemeinsame Protektoren / Motto: „Gännt Gas!“

Die Losig der Fasnacht 2022/23 lautet „Gännt Gas!“ Als gemeinsame Protektoren wurde das Lörracher Dreigestirn Silke Herzog, Horst Simon und Günter Schlecht vorgestellt, die Ortsvorsteher von Brombach, Haagen und Hauingen. Beides konnte nach der Corona-Zwangspause im Rahmen des traditionellen Schnägge Essen im Lasser-Saal wieder humoristisch umrahmt werden.

Von Marco Fraune

Lörrach. Die Punktlandung passte. Nachdem Oberzunftmeister Andreas Glattacker um 11.11 Uhr mit „Friss’n eweg, dr’Schneck“ den Startschuss in die diesjährige Saison gab, benannte er exakt zwei Stunden später, um 13:11 Uhr, das gemeinsame Motto von der Narrengilde und der Narrenzunft Lörrach: Es soll eine Losung sein, die alles offen lasse, jedem Leser und Hörer ein großes Spektrum an Interpretationsspielraum biete. Den Plakettenwettbewerb gewonnen hat Dieter Weber.

Das sagen die Protektoren

Bei der Besetzung des Protektoramts hat die Narrenzunft über die Stadtgrenze geblickt und sich für das „Dreigestirn“ entschieden. Die Rollenverteilung sei noch nicht ganz klar, wer also den Bauern, den Prinzen und wer die Jungfrau verkörpere, erklärte Glattacker mit einem Augenzwinkern. Kurz darauf wurden Herzog, Simon und Schlicht mit Schärpe und Schal, also den klassischen Insignien, ausgestattet.

Und das Trio punktete direkt bei den Gästen im Saal: „Mir ware scho geschtern immer erfolgrichi Kämpfer, gege die ,Gudrunisierung’ der Ortsteile unter Heute-Bluhm, und kämpfe hüt gege die ,Lutzerei’ in de Ortsteile.“ Und sie machten dann klar: „Uns Drei isch egal, wer unter uns OB und Bürgermeisterin isch.“ Sie wollen die Spaßpreisbremse einführen, damit Essen und Trinken, Humor und Lachen, aber auch Klatschen über die Fasnacht noch möglich ist und bezahlbar bleibt. Ihr Motto: „Zämme halte, Hoffnig ha, Fasnacht fiere und in Lörrach nit verdrieße. Kopf hoch: Das Schlimmste chunt no!“

Gedanken zur Losig

Zunftmeister Thomas Wagner hatte sich einen Beitrag zuvor schon einmal seine Losungsgedanken gemacht, die bestens beim gut gelaunten Publikum ankamen. So trainiere die Nationalmannschaft im Hürdenlauf jetzt regelmäßig in der Palmstraße. „Vo de Sparkasse, am Paulbeck vorbei zuer Bahnhofsapothek stelle die täglich de Hürdeparcour anderscht uff und do gänn die richtig Gas“. Auch die Verwaltung wurde humoristisch aufgespießt: „De Energievebruch vom Rothus lit an zweiter Stell gli hinterm Krematorium. Gued klingt im erschte Moment logisch, des Bewegungsproviel isch in eta s’gliche“. Seine Aufforderung: „Hey gännt mol Gas, schaffet was!“ Dann könne auch die Heizung ausgelassen werden.

Instagram und Bildung

Während Dietmar Rotzler aus Schopfheim sich humoristisch noch den Themen Bildung (Wir Deutschen sagen: Wir gehen zur Schule, in allen anderen Länder geht man in die Schule) und Fußball widmete, ging es bei Norman Meier um Sportkanäle und Soziale Medien wie Instagram. Dort sei der Ort, wo die Hälfte der Mädels mit fünf Kilo Make-Up, Wimpern-Extensions, aufgespritzter Oberlippe und gebleichten Zähnen einem erzählen, dass man lieber so bleiben solle, wie man ist.

Die Heizkosten

Das Thema Energiekrise zog sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Beiträge, es findet sich auch in der Plakettendarstellung. Ralf Buser machte klar, dass er früher Angst vorm Dunkeln hatte, heute vorm Licht, wenn er auf die Stromrechnung blickt. Wenn Philipp Buser in seinen Geldbeutel blickt, dann versteht er, was mit Kohleausstieg gemeint ist. Ans Rathaus gab er den Tipp, zweilagiges Klopapier zu verwenden. „Aber dess got schiens nit wegge de Vorschrift, vo jedem Scheiss zwei Durchschläg z’mache.“ Klaus Ciprian-Beha widmete sich direkt dem OB, der angesichts der Regenfälle in Tumringen ein Regenrückhaltebecken hatte. Und wenn die Wiese bis Steinen gestaut werde, könne das Klinikum als „Kreis Wasser Klinikum“ gelten und per Wasserweg statt mit dem geplanten S-Bahn-Halt angefahren werden.

Besonders gut kam der musikalisch untermalte Beitrag von Andreas Kuck an. Seine Fasnachtsverse garnierte er zwischendurch immer wieder mit den passenden Hits. Ein Beispiel: „Uff d’Bahn war noch Verlass, de Zug isch pünklich gfahre und richtig war eigentlich egal“ – und es folgte der Song „Es fährt ein Zug nach nirgendwo“.

Kleinere humoristische Spitzen gab es in den verschiedenen Beiträgen nicht nur vom Ozume, sondern auch von Karl-Heinz Sterzel, der den Vorschlag vom Weiler Kulturamtsleiter, das Bläserfestival umzubenennen, als „reini Blasphemie“ bezeichnete. Dass in Lörrach bei der OB-Wahl nur drei Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen hatten, sei ein Beispiel für Facharbeitermangel, wobei er Lutz Fachkompetenz attestierte.

OB mit rosaroter Brille

Der wiedergewählte OB hat aber auch Humor, wie er zum Abschluss der Veranstaltung deutlich machte. Kurzerhand setzte sich Lutz eine rosarote Brille auf. „Jetzt sehe ich alles viel freundlicher und alles ist viel schöner.“ Keine Verkehrsprobleme, perfekte Planungen, Kämmerer Kleinmagd wisse nicht mehr, wohin mit dem vielen Geld, und die Fridolinschule bekommt ein goldenes Dach. Dann, ohne Brille, machte er den Narren Mut. Trotz der harten Realität gelte es positiv in die Zukunft zu blicken. Die Hoffnung von Glattacker ist hier, dass die Corona-Pandemie nicht wieder die Planungen für die Fasnachtszeit über den Haufen wirft.

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