Lörrach Eile und Polarisierung vermeiden

Regine Ounas-Kräusel
Die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur traf sich am Freitagnachmittag im Dreiländermuseum. Foto: Regine Ounas-Kräusel

Erinnerungskultur: Kontroverse zur Initiative Stolpersteine.

Lörrach - Die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur und Markus Hofmann, Gründer der Initiative Stolpersteine, gerieten beim Treffen der Arbeitsgruppe am Freitag in eine kontroverse Diskussion. Hofmann wollte, dass die Mitglieder der Gruppe ein öffentliches Votum pro Stolpersteine abgeben. Diese weigerten sich aber.

Die Stadt will ein Erinnerungskonzept erarbeiten, um die vielfältige Geschichte Lörrachs erlebbar zu machen. Die Arbeitsgruppe, in der geschichtlich interessierte Bürger und Fachleute zusammenwirken, soll dafür Vorschläge erarbeiten. Am Freitag diskutierte die Gruppe Vorschläge für einen Rundweg zum Nationalsozialismus (wir berichteten ausführlich) und zum jüdischen Leben in Lörrach (siehe nebenstehender Artikel).

Außerdem stellte Hofmann seine Initiative vor. Er wolle in Lörrach Stolpersteine verlegen, damit aus anonymen Opfern Nachbarn werden, sagte er. Er führte aus, dass es ihm dabei um Schicksale jüdischer Bürger, aber auch anderer Opfergruppen gehe. Die Stolpersteine würden aus privaten Spenden finanziert, informierte er und hielt fest: Er wolle die ersten Steine im Jahr 2020 verlegen, wenn die Israelitische Kultusgemeinde 350 Jahre jüdisches Leben in Lörrach feiert.

Als Sonja Raupp vom Fachbereich Kultur und Tourismus ihn darauf hinwies, dass die Stadt ein Gesamtkonzept für ihre Erinnerungskultur erarbeiten wolle, sagte Hofmann: Die jüdische Gemeinde Lörrach und die Opfergruppe der Zeugen Jehovas hätten sich für Stolpersteine ausgesprochen. Daher stelle sich für ihn die Frage, ob die Steine in Lörrach verlegt werden sollen, gar nicht mehr. Tatsächlich hatte sich die israelitische Kultusgemeinde im Dezember für diese Form des Gedenkens ausgesprochen, nachdem sie dies vor mehreren Jahren noch abgelehnt hatte.

Lokalhistoriker Ulrich Tromm wehrte sich gegen Hofmanns Eile. Um die Opferschicksale mit Sorgfalt zu recherchieren, brauche man Zeit, sagte er. „Ich halte Stolpersteine grundsätzlich für eine gute Sache“, sagte Stadträtin Christiane Cyperrek. „Ich sehe aber die Dringlichkeit nicht.“ Sie begrüßte es, dass die jüdische Gemeinde mit ihrer Entscheidung nun eine Diskussion darüber ermögliche. Für sie sei noch offen, ob Stolpersteine zum Erinnerungskonzept gehören sollen. Hofmann habe bei einer Infoveranstaltung am Mittwoch (wir berichteten) unterschwellig den Eindruck erweckt, Gemeinderat und Rathaus seien gegen die Stolpersteine, kritisierte sie. Eine Polarisierung in Gegner und Befürworter brauche man nicht.

Der Historiker und Stadtrat Hubert Bernnat sah seine Arbeit für die Aufarbeitung der Lörracher Geschichte durch Hofmanns Auftreten abgewertet. Auch er befürwortet die Stolpersteine grundsätzlich. Dennoch war er dagegen, dass sich die Arbeitsgruppe dazu ohne Gesamtkonzept öffentlich äußert. In einem solchen Konzept müssten die Stolpersteine, Themenrundgänge zur Stadtgeschichte und eventuell die Schaffung eines zentralen Mahnmals aufeinander abgestimmt werden.

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