Lörrach Ein Abend mitTiefgang und Seele

Dorothee Philipp
Anne Ehmke und Daniel Vogel gaben im Garten des Werkraums Schöpflin ein sommerliches Konzert Foto: Dorothee Philipp

Kultur: Gelungenes Konzert im Garten

Lörrach-Brombach -  „Endlich mol wieder e Musik“, meinte ein Gast zufrieden, als er auf einem der 60 Stühle Platz nahm, die an diesem Abend vor der kleinen Bühne im Garten des Werkraums Schöpflin aufgestellt waren. Von einer „viertägigen Premiere“ schwärmte die künstlerische Leiterin des Werkraums, Birgit Degenhardt, angesichts der aktuellen Veranstaltungsreihe.

Die Corona-Zeit hat das Kulturpublikum regelrecht ausgehungert. Am 13. März waren auch im Burghof die Lichter ausgegangen, erinnerte Intendant Markus Muffler, umso glücklicher, dass das Flaggschiff der Lörracher Kultur nun gemeinsam mit dem Werkraum Schöpflin eine neue kleine, feine Koproduktion auf die Beine gestellt hatte.

Und es passte alles: Der laue Sommerabend, die Vogelstimmen im Park, die üppigen Blumenbeete – und natürlich das Duo Anne Ehmke (Gesang) und Daniel Vogel (Gitarre, Percussion), das für diesen Anlass ein wunderbares Programm zusammengestellt hatte. „Sie sorgen dafür, dass wir wieder sichtbar werden“, lobte Muffler das Künstlerduo. Cyndi Laupers „True Colors“ gab den Ton vor, der den ganzen Abend durchziehen sollte: sensibel, leise, melancholisch und verträumt, mit einer wachen Aufmerksamkeit für feine Nuancen.

Was das Duo aus bekannten Songs in seiner jeweils eigenen Version herausholt, beweist eine starke künstlerische Identität, die den verschiedenen Stilen einen unverwechselbaren Akzent aufsetzt. Die Stimme von Anne Ehmke, geschmeidig, vibratolos und bruchlos klar durch alle Lagen vermittelt Zartheit und verhaltene Kraft, spielt mit den Texten und schwingt sich da und dort zu textlosen, kapriziösen Eskapaden auf, die die versierte Jazzsängerin ahnen lassen.

Wie sie in Kurt Weills „Alabama Song“ die Stimme von Lotte Lenya in einem hohen, flattrigen Geistergesang für Sekunden zum Leben erweckte! Als kongenialer Partner tritt Daniel Vogel an ihre Seite. Sein Gitarrenspiel sowohl auf der akustischen als auch auf der E-Gitarre trifft den Ton der Lieder, tritt aber auch mit wunderschönen Solo-Eskapaden nach vorne. Ein Solo mit der Handtrommel als Vorspiel zu „In my lonely nights“ öffnete eine neue spannende Klangfacette. Beide Künstler verstehen es, ihre Musik mit Bedeutung aufzuladen, jeder Ton, jede Silbe wird da wichtig.

Anne Ehmke nahm immer wieder Kontakt zum Publikum auf, was die intime „Wohnzimmeratmosphäre“ im Freien unterstrich, und das in schönstem Alemannisch. „Wer hat das g‘schriebe?“, fragte ein Gast begeistert nach dem wunderbaren Song „Lisa, du bisch e schöni Frau“. „Mir“, kam es lakonisch von der Bühne. Berührend die zweite Zugabe, eine Hommage an den verstorbenen Cellisten Daniel Fritzsche, der mit dem Duo zusammen gespielt hatte: „Sister moon, be my guide“, dazu ein sechstöniges Ostinato der Gitarre, das wie verloren durch das Lied irrt. Ein Abend mit Tiefgang und Seele!

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