Die hierdurch verlorenen Wohnungen des Hochpunktes könnten durch eine jeweils ein- bis zweigeschossige Aufstockung der anderen Neubauten kompensiert werden, sagte Pottstock. Damit würden auch bessere Voraussetzungen für eine stimmigere Gesamtentwicklung des Quartiers geschaffen, inklusive dem gegenüber liegenden Engelplatz.
Ein massives Hochhaus erdrücke dagegen als „Fremdkörper“ die städtebauliche Anmutung des Umfelds diesseits und jenseits der Wallbrunnstraße und werte die wenigen verbleibenden Baudenkmäler ab. Zudem werde insbesondere mit einem Hochhaus Wohnraum im höherpreisigen Segment geschaffen.
Abwertung befürchtet
Etwas schärfer formulierte Christoph Wellinger die Kritik: Er ist der Eigentümer des im Jahr 1563 errichteten ältesten Hauses in der Stadt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Plangebiet. Die Kommune benötige dringend nicht nur eine Stadt-, sondern auch eine Hochhausplanung.
Es sei „absurd“, eine solche Höhe auf die wesentlich gemäßigtere Ursprungsplanung drauf zu satteln. Begriffskonstruktionen wie „Notwendige Verdichtung“ und „Tor zur Innenstadt“ seien „Worthülsen“. Er vermisse in Lörrach eine klare Analyse, „welche Wohnungen wann, wo und in welchem Preissegment gebraucht werden.“ Zudem werde allenthalben von „Aufwertung“ gesprochen. Er sehe durch das Hochhaus vielmehr eine Abwertung auf das Gebiet zukommen.
Darüber hinaus seien im Zusammenhang mit dem Gesamtprojekt „Nördlich Engelplatz“ auch Überlegungen für die Zukunft des Engelplatzes selbst und Ideen zu dessen Anbindung an die städtebauliche Situation sinnvoll und notwendig.
Die Verhältnismäßigkeit
In ihrer Petition betont die Gruppe, dass nach ihrer Auffassung gesetzliche Vorgaben nicht eingehalten würden: „Wer höher baut, muss mehr Platz lassen. Wenn es ums Wohnen geht, brauchen die Bewohner ein bestimmtes Maß an Verkehrs- und Freifläche um das Gebäude herum. Dies wird fast überall auf der Welt in den Maßen der baulichen Dichte ausgedrückt, die für Neubauten vorgeschrieben sind. Die Geschossflächenzahl definiert, wie viel Geschossfläche im Verhältnis zur Grundstücksfläche errichtet werden kann“, erläutert Dirk Werner als Mitglied der Initiative.
Beim geplanten Hochhaus bewege sich dieses Verhältnis nicht ansatzweise in einem verträglichen Rahmen. Im Gegenteil: Auch ein Blick auf die Vorgaben der Baunutzungsverordnung belege eigentlich, dass eine solche Kombination aus Geschoss- und Grundstücksfläche „gesunden Wohnverhältnissen abträglich ist“, so Werner – wohl wissend, dass die Stadt in einem neuen Bebauungsplan die Dinge so steuern könne, dass der Bau des Hochhauses möglich ist.
Die Petition
Unterdessen wünschte sich Pottstock bei Stadtentwicklungsprozessen dieser Tragweite generell eine intensivere Einbindung der Bürger in Lörrach. In der Petition schreibt die Gruppe: „Wir sehen mit dem Hochhaus das Ziel verfehlt, Verdichtung zu ermöglichen und dennoch Wohn- und Aufenthaltsqualität für alle zu schaffen.“ Mit einer baulichen Aufwertung des Quartiers habe das nichts zu tun. www.openpetition.de/petition/online/kein-hochhaus-am-engelplatz