Sonntagabend, kurz nach 21 Uhr: Zum letzten Mal verlässt der Autoreisezug der Deutschen Bahn (DB) das Verladeterminal in Lörrach, um seine Reise quer durch die Republik nach Hamburg anzutreten. Es war das Ende einer Ära, allerdings ohne Ende. Denn den Autoreisezug gibt es weiter. Von Silvia Waßmer Lörrach. Seit 1930 fahren Autoreisezüge durch Deutschland und Europa. Jetzt hat die Deutsche Bahn damit Schluss gemacht, unter anderem in Lörrach. Das nahm der Fahrgastverband Pro Schiene Dreiland zum Anlass, dem Personal der Autoreisezüge sowie den am Lörracher Verladeterminal tätigen Mitarbeitern für ihre jahrzehntelange und gute Arbeit zu danken. Stellvertretend für alle Beschäftigten überreichte der Vorsitzende Karl Argast dem Sprecher des Wirtschaftsausschusses der DB European Railservice, Joachim Holstein, einen edlen Tropfen und ein kleines Präsent. „Wir hatten mit Herrn Holstein immer einen guten Mitstreiter“, betonte Argast und erinnerte noch einmal an die gemeinsamen Aktionen in den vergangenen beiden Jahren zur Rettung der Nacht- und Autoreisezüge. „Heute geht ein Stück Lebensgeschichte, ein Stück Tradition zu Ende“, sagte Holstein mit Wehmut. Gleichzeitig hob er hervor, dass dies nicht hätte sein müssen: Sei bei den nationalen Autozügen Lörrach – Hamburg und München – Hamburg doch eine Kostendeckung von 90 Prozent erreicht worden, wie einmal intern zugegeben worden sei. Auch das Argument, dass die Züge abgeschafft werden, um das Geld in den Fernverkehr zu investieren, bezeichnet er als „absurd“. Könnten mit dem einen Prozent Defizit doch nicht 99 Prozent saniert werden. Da im Zuge der Abschaffung von Nacht- und Autoreisezügen außerdem die DB-Tochterfirma European Railservice aufgelöst wird, ist die Zukunft vieler Mitarbeiter ungewiss. „Ein Teil hat sich bei der Bahn Touristik Express (BTE) beworben, einige sind bei anderen Konzernunternehmen untergekommen“, erzählte Holstein. Allerdings hätten bisher nur „extrem wenige“ tatsächlich einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Die Meisten werden wohl erst einmal beim DB Jobservice landen, ergänzte er. Ein „bisschen wehmütig“ zeigte sich angesichts der letzten DB-Abfahrt am Lörracher Verladeterminal auch Terminalleiter Walter Thiel, der schon in seiner Ausbildung 1972 das erste Mal mit Autoreisezügen in Kontakt kam und die letzten 20 Jahre dafür verantwortlich zeichnete. Allerdings gehe das Lörracher Personal „fast komplett zur BTE rüber“, sagte er. Deshalb sei für ihn und seine Kollegen die Einstellung der DB-Verbindung „nicht ganz so schlimm“. „Sehr schade“ fanden auch die zahlreichen Reisenden des letzten Autoreisezuges dessen Einstellung. „Seit 15 Jahren sind wir regelmäßig viermal im Jahr gefahren“, erzählte eine Frau. Und ein Herr berichtete, dass er den Autoreisezug sogar sieben bis acht Mal im Jahr genutzt habe. Beide wollen in Zukunft das Angebot der BTE wahrnehmen, um stressfrei von Norden nach Süden zu gelangen. Die Bahn Touristik Express (BTE) betreibt ab 16. Dezember den Autoreisezug zwischen Lörrach und Hamburg-Altona. Abfahrt in Hamburg-Altona ist immer am Freitagabend, zusätzliche Züge fahren am 21. und 28. Dezember sowie am 4. Januar. Vom Terminal in Lörrach starten die Züge jeweils am Samstagabend, Zusatztermine gibt es für den 22., 26. und 29. Dezember sowie am 5. Januar (wir berichteten bereits).
Lörrach Ein Ende ohne Ende
Die Oberbadische 01.11.2016 - 21:13 Uhr