Lörrach Ein Fest der Mehrstimmigkeit

Die Oberbadische
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„Goldener Herbst“: Die Chöre Viva Voce und Cappella Leonis gestalteten ein gemeinsames Konzert

Von Veronika Zettler

Lörrach. Gut gefüllt war die Brombacher Kirche St. Josef beim vierten Konzert des „Goldenen Herbsts“, dem Ökumenischen Festival der Kirchenmusik in Lörrach. „Singet dem Herrn“, unter diesen Titel hatten die Chöre „Viva Voce“ und „Cappella Leonis“ ihr Programm gestellt.

„Ich lasse dich nicht, Du segnest mich denn“. Es ist eine kühne Forderung, die der biblische Jakob – mitten im Kampf – im 32. Kapitel des Buches Genesis stellt. Später trifft er auf seinen Bruder Esau, den er vor Jahren hintergangen hat und vor dessen Zorn er fliehen musste. Was passiert? Esau umarmt und küsst Jakob. Die einstmals schwer Zerstrittenen sind wieder vereint. Ein Bild, das gut passt in die ökumenische Musikreihe, die noch bis zum 12. November in den Lörracher Kirchen stattfindet.

Will man weiter in dem Bild bleiben, so vollzogen auch die beiden Chöre – der eine mit evangelischem, der andere mit katholischem Hintergrund – eine Vereinigung. Zumindest verschmolzen sie für dieses Konzert zu einem homogenen Klangkörper. Die doppelchörige Motette „Ich lasse Dich nicht“, die Johann Sebastian Bach in jungen Jahren zum Jakob-Motiv komponierte, war bewusst an den Schluss ihrer klangschönen Darbietung gestellt. Es war ein Hörerlebnis, die achtstimmig verflochtenen Sängerinnen und Sänger im innigen Dialog zu hören. Vom Publikum kam lang anhaltender Applaus.

Beide ambitionierte Ensembles agierten auf hohem Niveau: Viva Voce unter der Leitung von Herbert Deininger und Cappella Leonis unter der Leitung von Andreas Mölder – diesmal dirigierten die beiden künstlerischen Leiter des Festivals abwechselnd den Doppelchor. Das anspruchsvolle Programm führte von der frühen Renaissance bis in die Romantik hinein. Die 28 Sängerinnen und Sänger meisterten die stilistischen Wechsel glänzend und machten das Konzert zu einem einstündigen Fest der Mehrstimmigkeit.

Nach der Eröffnung mit Jakob Handls „Duo Seraphin“ gab es ein Glanzlicht mit der Motette „O bone Jesu“ von Giovanni da Palestrina. Hier war die ganze Konzentration der Mitwirkenden gefordert, um in Intonation und schwebender Dynamik, aber auch in der Aussprache des lateinischen Texts ein so ergreifendes Ergebnis zu erzielen.

Neben den doppelchörigen Werken präsentierten sich die Ensembles bei jeweils einem Stück alleine: Viva Voce mit dem modernen „Allelujah“ von Randall Thompson, und die Cappella Leonis, die sich dafür im rückwärtigen Teil der Kirche aufstellte, mit Palestrinas berühmtem „Sicut Cervus“. Zwei Orgelwerke sorgten für zusätzliche Dynamik, so drei Sätze aus der Orgelsonate II c-Moll von Felix Mendelssohn, meisterlich ausdrucksvoll gespielt von Andreas Mölder. Indes entfaltete Herbert Deininger in Präludium und Fuge in g-Moll von Dietrich Buxtehude mit dramatischem Gespür und virtuoser Bedienung des Pedals ein klangprächtiges Feuerwerk.

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