Lörrach Ein Glücksgriff in jeder Hinsicht

Beatrice Ehrlich
Sängerin Cécile Verny eröffnet mit ihre Band neue Horizonte. Foto: Beatrice Ehrlich

Konzert: Cécile Verny Quartet gastierte im Burghof. Beitrag zu „Wochen gegen Rassismus“.

Lörrach - Eine einzigartige Stimme, vier Musiker, die sich perfekt ergänzen: das ist das fabelhafte Cécile Verny Quartet aus Freiburg. Als Beitrag des Burghofs Lörrach zu den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ waren die Vier am Freitag zu Gast – ein Glücksgriff in jeder Hinsicht. Was Cécile Verny zusammen mit Andreas Erchinger an Piano und Keyboards, Bernd Heitzler am Bass und Lars Binder am Schlagzeug auf die Beine stellt, tut etwas mit den Zuhörern: eröffnet neue Horizonte, reißt mit und ermutigt, allein durch die Musik.

Mit der Präzision eines Chirurgen

„CVQ“ wie sie sich kurz nennen, präsentierten in diesem wunderbaren Konzert Altes und Brandneues – im Mai wird die neue CD vorgestellt. Was zu hören war, klingt vielversprechend: Ob bei einer der raffinierten Gedichtvertonungen von William Blake von Andreas Erchinger, etwa „The Garden of Love“, oder rollend und rhythmusbetont wie in „Talking“, das unverkennbar die Handschrift Bernd Heitzlers trägt: von Titel zu Titel verblüfft das Quartett mit seinem bis auf die feinste Nuance abgestimmten Zusammenspiel, in dem die enge musikalische Verbundenheit der vier Ausnahmemusiker deutlich wird.

Erchinger arbeitet in seinen Stücken mit der Präzision eines Chirurgen die Feinheiten jedes einzelnen Instruments heraus, gestaltet mit seinem ausgefallenen Spiel auf zwei Etagen das Verhältnis zwischen mechanisch (am Flügel) und elektronisch (am Keyboard) erzeugten Klängen aus bis ins kleinste Details. Auch bei Heitzler ist Bass nicht gleich Bass: mit E-Bass, Gitarre und Kontrabass steuert er eine große Bandbreite von Klangfarben bei.

Cécile Verny ist, trotz aller Gleichberechtigung Dreh- und Angelpunkt der Band. Mit ihrer vielseitigen Stimme lotet sie alle Facetten des Jazzgesangs aus, vom Scat-Gesang über Gospel bis hin zu mit Lippen und Gaumen erzeugten, feinsten Geräusch-Stufen, gern zum Ausklang eines Stücks.

Die Texte spielen auch eine Rolle, besonders in dem großartigen Lied „Snow Falling“, das Whitney Houston und Amy Winehouse gewidmet ist, zwei hoch talentierten Künstlerinnen, die Verny doch gern einmal zum Tee eingeladen hätte, bevor es zu spät war.

Die Texte sind nicht egal beim CVQ: ihre Musik ist oft auch lautes Nachdenken über Fragen, welche die Bandmitglieder umtreiben. Ein Stück, das inhaltlich wie musikalisch aufwühlt und das an diesem Abend unbedingt gespielt werden musste, ist „No ID“, das Aufbruch und Ankunft eines jungen Afrikaners in Deutschland zum Thema hat.

In „The Wild Heart of the Earth“ hat Heitzler die Frage nach dem Blick auf das eigene Leben vertont, während Cécile Verny in der charmanten Zugabe „J’aime l’idée“ einen Frauentraum in Worte fasst.

Anderswo reizt vor allem das Spiel mit der Sprache etwa in der bezaubernden Vertonung eines Renaissancegedichts mit dem Titel „I will Give My Love an Apple“.

Auf die schiere Wucht des Rhythmus vertraut Lars Binder in „As Soon as They Have All Aligned“, ein Statement mit nachhaltiger Wirkung am Schluss. Auch hier lassen sich alle vier wieder auf eine völlig neue Klangsprache ein – im absoluten Einklang, der fast schon unheimlich ist.

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