Lörrach „Ein Grund zum Feiern“

Beatrice Ehrlich

Corona: Vor allem Einheimische bevölkern am ersten Öffnungstag die Lörracher Cafés und Bars / Debatte im Netz

Lörrach - Es ist ein ungewohnter Anblick: Die Lörracher Innenstadt ist am Samstagvormittag deutlich belebter als in den vergangenen Monaten. Neben den Geschäften haben erstmals seit November auch Lörrachs Gastronomen ihre Pforten geöffnet. In den Bistros und Cafés rund um den Alten Markt sitzen nun wieder draußen und drinnen Gäste an den Tischen.

Männer und Frauen, Ältere und Jüngere erfreuen sich an den neuen Freiheiten – wobei die ältere Generation deutlich überwiegt: Endlich mal wieder zusammensitzen mit Freunden bei einem Kaffee, einem Bier oder einem Glas Wein.

„Ein Grund zum Feiern“ lachen drei Freundinnen, die unter den Arkaden der Bar Dreikönig sitzen, mit Blick auf den Alten Marktplatz. Mit Fahrrädern sind sie heute in die Innenstadt gefahren und erst über den Markt geschlendert, bevor sie jetzt ihr spätes Frühstück zu sich nehmen.

Gleich um die Ecke sitzt eine fröhliche Männerrunde um einen großen Tisch. Vergnügt prosten sich die Männer zu. „Nach über einem halben Jahr ist das wie Weihnachten“, freut sich einer. „Hier bleiben wir, bis in acht Stunden die Luca-App schellt“.

Ebenso fröhlich ist die Stammtischrunde vor dem Wilden Mann, Männer und Frauen, schon älter, die sich seit mindestens 15 Jahren hier jeden Samstag bei einem „Badischen Gedeck“ treffen, einem Viertele und einer Flasche Sprudel. Sorgen vor einer Ansteckung haben sie nicht – alle sind gegen Covid geimpft.

Ein paar Tische weiter haben Kim (24) und Isa (23) Platz genommen, zu dieser Stunde wohl die jüngsten Gäste im Wilden Mann. Seit Mittwoch habe ihre Vorfreude Tag für Tag zugenommen, sagt Isa, die ihr Weg am Morgen zuerst zum Corona-Test führte. Kims Plan für den Rest dieses Samstags: „Nachher Bundesliga und heute Abend wieder hierher, auch bei Regen“.

Mit am selben Tisch sitzen zwei weitere Frauen: Bettina (65) und Sabine (59), die sich ebenfalls gleich verabredet haben, sobald sie von der Öffnung der Gastronomie erfahren haben. Sorgen um eine Ansteckung machen auch sie sich nicht: Beide haben eine Impfung erhalten. Ohnehin sei man im Außenbereich wenig gefährdet, ist sich Bettina sicher.

„Wahnsinnig gefreut“ auf ihren Besuch im Café Pape haben sich Arno und Beate Grässlin aus Schopfheim. Das Leben spüren, draußen sitzen, was trinken, Leute beobachten, für Beate Grässlin ist das auch wichtig. Ihr Mann hat auch die Sorgen der Gastronomen im Blick: „Langsam musste was gehen, sonst stirbt unsere Gastronomie noch ganz“. Den Weg ins Testzentrum haben sie am Morgen dafür gerne auf sich genommen.

Glücklich ist auch Christian Kunze, seit 21 Jahren Kellner im Café Pape. Nach einem halben Jahr Kurzarbeit kann er endlich wieder seinem Beruf nachgehen, zu dem immer auch ein paar freundliche Worte mit den Gästen gehören.

Nur wenige Familien mit Kindern sind in den Cafés zu sehen. Eine Ausnahme bildet die Familie Hasler-Bucher aus Basel mit ihrer Tochter im Teenager-Alter, die gerade in ein Sandwich beißt. Beide Eltern haben schon mindestens eine erste Corona-Impfung und nutzen heute erstmals die Gelegenheit zum „kleinen Grenzverkehr“, der sie sonst regelmäßig alle vier bis sechs Wochen nach Lörrach zum Einkaufen und Essen führt, meistens ins „Peja“, heute auf einen Kaffee im Dreikönig.

„Heute ist es, als gäbe es kein Corona“. In dem Satz einer Lörracher Geschäftsfrau mit Blick auf volle Fußgängerzone klingt neben aller Freude auch Unsicherheit mit. Denn: Steigt die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Lörrach erneut über hundert, müssten Kneipen und Geschäfte bald schon wieder schließen.

Unterdessen wurde im Netz darüber diskutiert, dass die Nutzung gastronomischer Angebote ausschließlich mit einem Test-, Impf- oder Genesenen-Nachweis möglich ist. Dies sei in der Gastro-Szene aber durchaus unterschiedlich gehandhabt worden.

Ausblick: Lockerungen zumindest bis zum Wochenende

Angesichts der Entwicklung der Inzidenzwerte in der verganenen Woche hatte sich die Freude über die am Wochenende anstehenden Lockerungen mit der Befürchtung gepaart, dass die Lockerungen direkt wieder zurückgenommen werden müssen: Die am Freitag und Samstag gemeldeten Werte lagen jeweils über 100 (106,2 bzw. 104,9). Wäre dies auch am Sonntag und damit den dritten Tag in Folge der Fall gewesen, wären die Lockerungen am Dienstag wieder kassiert worden.

Nachdem Sonntag-  und Montagswert nun jeweils wieder unter 100 lagen (97,1 bzw. 92,2), bleibt der aktuelle Stand zumindest bis zum Wochenende erhalten:  Laut Infektionsschutzgesetz tritt die Bundesnotbremse wieder in Kraft, sofern die Inzidenz laut Robert-Koch-Institut (RKI) an drei aufeinanderfolgenden Tagen den Wert von 100 überschreitet; die Regelungen werden dann auf den übernächsten Tag hin verschärft.

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